Verbotene Früchte im Frühling
„ich vermute, ich werde mich durch den Dienstboteneingang zurück ins Haus schleichen. Wenn meine Mutter mich sieht, bekommt sie Zustände.“
„Ich gehe zurück zum Fluss“, erklärte Swift mit heiserer Stimme. „Nachsehen, wie Westcliff mit meiner Angel zurechtkommt. Und vielleicht fische ich noch etwas.“
Daisy runzelte die Stirn, als sie begriff, dass er ihr absichtlich aus dem Weg gehen wollte.
„Ich dachte, Sie hätten für heute lange genug bis zur Hüfte im kalten Wasser gestanden“, bemerkte sie.
„Offensichtlich nicht“, erwiderte er und kehrte ihr den Rücken zu, als er nach seiner Weste und dem Überrock griff.
5. KAPITEL
Verwirrt und verärgert verließ Daisy das Ufer des künstlichen Sees.
Sie würde niemandem erzählen, was gerade geschehen war, obwohl sie Lillian zu gern mit der Geschichte von der Begegnung mit der Gans erheitert hätte. Aber sie wollte nicht verraten, dass sie eine andere Seite von Matthew Swift gesehen hatte und dass sie sich einen Moment lang gestattet hatte, sich seiner gefährlichen Anziehungskraft hinzugeben. Aber das hatte wirklich nichts bedeutet.
Obwohl Daisy noch unschuldig war, wusste sie genug über erotische Dinge, um zu wissen, dass der Körper reagieren konnte auf einen Mann, ohne dass das Herz daran beteiligt war. So wie sie einst auf Cam Rohan reagiert hatte. Es gefiel ihr nicht, dass sie sich zu Matthew Swift auf dieselbe Weise hingezogen fühlte. Zwei so verschiedene Männer – der eine reserviert, der andere romantisch. Einer ein attraktiver junger Zigeuner, der ihre Fantasie angeregt hatte mit seinem exotischen Aussehen, der andere ein Geschäftsmann mit harten Augen, ehrgeizig und pragmatisch.
Während ihrer Zeit in der Fifth Avenue hatte Daisy eine endlose Parade machthungriger Männer gesehen. Sie wollten alles. Eine Frau, die die perfekte Gastgeberin war und die besten Abendessen und Soireen gab, die schönsten Kleider trug und die besten Kinder gebar, die still im Kinderzimmer im oberen Stockwerk spielten, während ihre Väter unten im Arbeitszimmer Geschäfte aushandelten.
Und Matthew Swift mit seinem enormen Ehrgeiz, den ihr Vater wegen seines brillanten Verstands und seines Talents so förderte, wäre der anspruchsvollste Ehemann, den man sich nur vorstellen konnte. Er würde eine Frau wollen, die ihr Leben ganz um seine Bedürfnisse einrichtete, und er würde sie hart verurteilen, wenn es ihr nicht gelang, seine Wünsche zu erfüllen. Mit einem solchen Mann konnte es keine Zukunft geben.
Doch etwas sprach für Matthew Swift. Er hatte der Gans geholfen.
Bis Daisy sich ins Haus zurückgeschlichen, sich gewaschen und ein sauberes Tageskleid angezogen hatte, hatten sich ihre Freundinnen und ihre Schwester im Frühstückszimmer zu Tee und Toast versammelt. Sie saßen an einem der runden Tische am Fenster und sahen auf, als Daisy hereinkam.
Annabelle hielt Isabelle auf dem Arm und rieb ihr beruhigend mit kreisförmigen Bewegungen den Rücken. Ein paar der anderen Tische waren ebenfalls besetzt, meistens von Frauen, obwohl auch etwa ein halbes Dutzend Herren anwesend war, darunter Lord St. Vincent.
„Guten Morgen“, sagte Daisy strahlend und ging auf ihre Schwester zu. „Wie hast du geschlafen, Liebes?“
„Großartig.“ Lillian sah sehr gut aus, die Augen klar, das schwarze Haar mit einer rosa Schleife im Nacken zurückgebunden. „Ich habe bei offenem Fenster geschlafen, und der Wind vom See war so erfrischend. Warst du heute Morgen fischen?“
„Nein.“ Daisy versuchte, gleichmütig zu klingen. „Ich war nur spazieren.“
Evie beugte sich zu Annabelle hinüber und nahm ihr das Baby ab. „Lass mich sie nehmen“, sagte sie. Das Baby kaute auf seiner winzigen Faust herum, und Speichel tropfte unablässig aus dem kleinen Mund. Während sie das unruhige Kind auf den Arm nahm, sagte Evie erklärend zu Daisy: „Sie bekommt Zähne, die arme Kleine.“
„Sie war den ganzen Morgen schon unleidlich“, fügte Annabelle hinzu. Daisy bemerkte, dass die strahlend blauen Augen der Freundin ein wenig matt wirkten, die müden Augen einer jungen Mutter. Die leichte Erschöpfung betonte noch Annabeiles Schönheit und milderte ihre so makellos perfekten Züge ein wenig.
„Ist es nicht ein bisschen früh dafür?“
„Sie ist eine Hunt“, erklärte Annabelle sachlich. „Und Hunts sind außergewöhnlich zäh. Meinem Gemahl zufolge ist praktisch jeder in seiner Familie schon mit Zähnen geboren worden.“ Besorgt betrachtete sie das
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