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Verbotene Früchte im Frühling

Titel: Verbotene Früchte im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Zerzaust und mit Federn bedeckt, drehte Swift sich zu Daisy um. „Kommen Sie schon, schneiden Sie die Schnur durch“, fuhr er sie an.
    Hastig gehorchte sie und sank neben den beiden auf den Boden. Behutsam griff sie nach dem schmutzigen Fuß des Ganters, doch der kreischte und zog das Bein zurück.
    „Um Himmels willen, seien Sie nicht so zaghaft!“, hörte sie Swift ungeduldig sagen. „Packen Sie ihn einfach, und fangen Sie an.“
    Ohne die dreißig Pfund schwere, wütende Gans zwischen ihnen hätte Daisy Swift jetzt einen zornigen Blick zugeworfen. Stattdessen packte sie den Fuß der Gans und setzte das Messer an die Schnur. Swift hatte recht gehabt – die Klinge war scharf. Mit einem Ruck war die Schnur durchtrennt.
    „Geschafft!“, sagte sie triumphierend und klappte das Messer zu. „Sie können unseren gefiederten Freund jetzt loslassen, Mr. Swift.“
    „Vielen Dank“, erwiderte er spöttisch.
    Aber als Swift die Arme ausbreitete und den Vogel losließ, reagierte der unerwartet. Er gab offensichtlich seinem Wärter die Schuld an seinem Elend, drehte sich herum und zielte rachsüchtig auf dessen Gesicht.
    „Au!“ Swift fiel zurück ins Gras und presste eine Hand auf sein Auge, während die Gans mit triumphierendem Geschnatter davonstob.
    „Mr. Swift!“ Besorgt kroch Daisy auf ihn zu, setzte sich auf seinen Schoß und zog an seiner Hand. „Lassen Sie mich sehen.“
    „Es geht mir gut“, sagte er und rieb sich das Auge.
    „Lassen Sie mich sehen“, wiederholte sie und umfasste seinen Kopf.
    „Ich werde Gänsepüree zum Abendessen verlangen“, murmelte er und ließ es zu, dass sie sein Gesicht zur Seite drehte.
    „Sie werden nichts dergleichen tun.“ Behutsam untersuchte Daisy die kleine Wunde am Rande seiner dunklen Braue und wischte mit ihrem Ärmel einen Tropfen Blut ab. „Es gehört sich nicht, jemanden aufzuessen, nachdem man ihn gerettet hat.“ Mühsam unterdrückte sie ein Lachen. „Zum Glück war die Gans nicht sehr treffsicher. Ich glaube nicht, dass Sie ein blaues Auge bekommen werden.“
    „Es freut mich, dass Sie das komisch finden“, sagte er. „Sie sind voller Federn, wissen Sie das?“
    „Genau wie Sie.“ Kleine graue und weiße Daunen saßen überall in seinem glänzenden braunen Haar. Das unterdrückte Lachen brach sich Bahn, als sie begann, die Federn und Daunen aus seinem Haar zu sammeln, und seine dicken Locken sie an der Hand kitzelten.
    Swift richtete sich auf und griff nach ihrem Haar, aus dem sich die Nadeln gelöst hatten. Sanft zupfte er die Federn aus den schimmernden schwarzen Strähnen. Einen Moment lang arbeiteten sie so schweigend vor sich hin. Daisy war so vertieft, dass ihr zuerst gar nicht auffiel, wie ungehörig das war, was sie da tat. Zum ersten Mal war sie ihm nahe genug, um die verschiedenen Blautöne seiner Augen zu bemerken, die am äußeren Rand der Iris kobaltfarben waren. Und seine Haut, glatt und sonnengebräunt, mit einem dunklen Bartschatten auf den Wangen.
    Ihr fiel auf, dass Swift es vermied, ihrem Blick zu begegnen, und sich ganz darauf zu konzentrieren schien, jede kleine Daunenfeder aus ihrem Haar zu sammeln. Plötzlich wurde ihr bewusst, wie nahe sie einander waren – sein kräftiger Körper unter ihr, sein warmer Atem an ihrer Wange. Seine Kleidung war feucht, und sie spürte seine warme Haut, wo immer er sie berührte.
    Beide hielten sie im selben Moment inne, gefangen in einer Beinahe-Umarmung, die in Daisys Innern ein Feuer zu entfachen schien. Ebenso fasziniert wie verwirrt gab sie sich diesem Gefühl hin und spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Es waren keine Federn mehr da, aber sie ertappte sich dabei, wie sie ihre Finger in sein dunkles Haar grub.
    Es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, sie unter sich zu rollen, sie mit seinem Gewicht auf den feuchten Boden zu drücken. Durch die Kleidung hindurch berührten sich ihre Knie, weckten in ihr den Wunsch, sich ihm zu öffnen …
    Sie hörte, wie er den Atem anhielt. Dann umfasste er ihre Arme und schob sie ohne weitere Umschweife von sich weg.
    Mit einem vernehmlichen Plumps landete sie neben ihm im Gras und versuchte, wieder klar zu denken. Dabei ertastete sie das Taschenmesser auf dem Boden und reichte es ihm stumm.
    Nachdem er sich das Messer zurück in die Tasche gesteckt hatte, machte er sich daran, Federn und Schmutz von den Beinen zu klopfen.
    Während sie sich fragte, warum er so seltsam verkrampft dasaß, stand Daisy auf. „Nun …“, meinte sie unsicher,

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