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Verbotene Früchte im Frühling

Titel: Verbotene Früchte im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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„Er runzelt die Stirn, genau wie alle anderen. Das Baby verursacht zu viel Unruhe. Ich bringe sie hinaus und …“
    „Bring sie nirgends hin“, befahl Lillian. „Dies ist mein Zuhause, und du bist meine Freundin, und jeder, der sich von dem Baby gestört fühlt, hat die Erlaubnis zu gehen.“
    „Er kommt hierher“, flüsterte Evie. „Seid still.“
    Daisy starrte in ihre Teetasse. Ihr ganzer Körper war angespannt.
    Swift kam an den Tisch und verneigte sich höflich. „My Lady“, sagte er zu Lillian, „welche Freude, Sie wiederzusehen. Darf ich Ihnen noch einmal zu Ihrer Hochzeit mit Lord Westcliff gratulieren und …“ Er zögerte, denn obwohl Lillian unübersehbar schwanger war, wäre es unhöflich, auf ihren Zustand anzuspielen. „Sie sehen sehr gut aus“, schloss er.
    „Ich habe die Ausmaße eines Elefanten“, sagte Lillian leise und machte damit all seine Bemühungen um Diplomatie zunichte.
    Er presste die Lippen zusammen, als müsse er ein Lächeln unterdrücken. „Ganz und gar nicht“, erklärte er freundlich und blickte zu Annabelle und Evie hinüber. Sie alle warteten darauf, dass Lillian die Vorstellung übernahm.
    Widerstrebend gehorchte sie. „Dies ist Mr. Swift“, sagte sie leise und deutete vage mit der Hand in seine Richtung.
    „Mrs. Simon Hunt und Lady St. Vincent.“
    Swift beugte sich über Annabeiles Hand. Dasselbe hätte er auch bei Evie getan, wenn sie nicht das Baby gehalten hätte, das zusehends unruhiger wurde und zweifellos jeden Moment anfangen würde zu weinen, wenn nicht irgendetwas dagegen getan wurde.
    „Das ist meine Tochter Isabelle“, sagte Annabelle entschuldigend. „Sie bekommt gerade Zähne.“
    Das sollte ihn schnell vertreiben, dachte Daisy. Männer fürchteten sich vor schreienden Kindern.
    „Ah.“ Swift griff in seine Tasche und tastete zwischen allerlei klappernden Dingen herum. Was um alles in der Welt mochte er alles bei sich tragen? Daisy sah zu, wie er sein Taschenmesser hervorzog, ein Stück Angelschnur und schließlich ein sauberes weißes Taschentuch.
    „Mr. Swift, was machen Sie da?“, fragte Evie lächelnd.
    „Ich improvisiere.“ Mit einem Löffel füllte er etwas von dem Eis in die Mitte des Taschentuchs, wickelte den Stoff darum und band das Ganze mit einem Stück Angelschnur zu. Nachdem er das Messer wieder in seine Tasche geschoben hatte, streckte er ohne jedes Zeichen von Verlegenheit die Arme nach dem Baby aus.
    Mit großen Augen übergab Evie ihm das Kind. Alle vier Frauen sahen erstaunt zu, wie er Isabelle an seine Schulter lehnte, als hätte er so etwas schon häufig getan. Dann gab er dem Baby das mit Eis gefüllte Taschentuch, an dem Isabelle sofort zu lutschen begann, obwohl sie noch weinte.
    Ohne auf die faszinierten Blicke der Menschen im Raum zu achten, ging er zum Fenster und sprach leise auf das Baby ein. Es war, als erzähle er ihm eine Geschichte. Nach einer kleinen Weile hatte sich das Kind beruhigt.
    Als Swift an den Tisch zurückkam, schlief Isabelle schon beinahe und seufzte leise, den Eisbeutel fest in den Mund gedrückt.
    „Oh, Mr. Swift“, sagte Annabelle dankbar und schloss Isabelle wieder in die Arme. „Wie klug von Ihnen. Danke.“
    „Was haben Sie zu ihr gesagt?“, wollte Lillian wissen.
    „Ich dachte, ich sollte sie lange genug ablenken, bis das Eis ihren Kiefer betäubt hat“, erwiderte Swift. „Daher gab ich ihr einen detaillierten Bericht über den Buttonwood-Vertrag von 1792.“
    Daisy war die Erste, die sprach. „Was ist das?“
    Swift wandte sich ihr zu. Seine Miene drückte nichts anderes als Höflichkeit aus, und einen Moment lang glaubte Daisy beinah, sie habe die Ereignisse am Morgen nur geträumt. Aber sie spürte fast noch den Druck seines Körpers auf ihrer Haut.
    „Der Buttonwood-Vertrag führte zur Gründung der New Yorker Börse“, erläuterte Swift. „Ich hielt es für recht interessant, aber ich glaube, Miss Isabelle verlor das Interesse, als ich begann, von dem Kompromiss nach den Gebührenverhandlungen zu erzählen.“
    „Ich verstehe“, meinte Daisy. „Sie haben das Baby so gelangweilt, dass es eingeschlafen ist.“
    „Sie sollten meinen Bericht über das Ungleichgewicht der Kräfte hören, das zum Börsencrash von 1837 führte“, sagte Swift. „Ich habe mir sagen lassen, er sei besser als Laudanum.“
    Daisy sah in seine blauen Augen und musste gegen ihren Willen lachen. Daraufhin schenkte er ihr noch einmal ein kurzes Lächeln, wie es so typisch für ihn war.

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