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Verbotene Früchte im Frühling

Titel: Verbotene Früchte im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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ab und setzte seinen Hut wieder auf. „Ich habe sie aus Amerika mitgebracht. Sie ist aus Hickoryholz, mit einer beweglichen Spitze und einer Mehrfachspule, die aus Kentucky stammt. Und sie hat einen extra ausbalancierten, gekrümmten Griff.“
    „Mehrfachspulen funktionieren nicht“, erklärte Daisy.
    „Das gilt für die britischen“, wurde sie von Swift belehrt. „Aber in den Vereinigten Staaten haben wir ein paar Verbesserungen eingeführt. Kaum hatte Westcliff festgestellt, dass er damit die Schnur direkt von der Spule auswerfen konnte, hat er mir die Angelrute praktisch aus der Hand gerissen. Gerade jetzt, da wir uns hier unterhalten, angelt er damit.“
    Daisy kannte die Schwäche ihres Schwagers für technische Neuerungen, und sie lächelte. Sie fühlte, wie Swift sie ansah, und sie wollte den Blick nicht erwidern, doch sie tat es trotzdem.
    Es war seltsam, ihre Erinnerungen an den unansehnlichen jungen Mann mit diesem kräftigen männlichen Exemplar zu vergleichen. Er wirkte wie ein neuer Kupferpenny, glänzend und makellos. Das Morgenlicht glitt über seine Haut und fing sich in seinen langen Wimpern und den kleinen Linien, die sich fächerartig von seinen Augenwinkeln ausbreiteten. Sie wollte sein Gesicht berühren, wollte, dass er lächelte und sie die Bewegung seiner Mundwinkel unter ihren Fingern spürte.
    Die Stille dauerte an und verursachte Daisy Unbehagen, bis die Gans sie mit einem Schrei unterbrach.
    Swift warf einen Blick auf den großen Vogel. „Wie ich sehe, haben Sie Gesellschaft.“ Als Daisy erklärte, was die beiden Jungen mit dem Vogel gemacht hatten, lächelte Swift. „Kluge Burschen.“
    Diese Bemerkung erschien Daisy nicht besonders mitfühlend. „Ich würde ihm gern helfen“, sagte sie. „Aber als ich versuchte, mich ihm zu nähern, hat er mich gebissen. Ich dachte, ein Haustier würde meine Annäherungsversuche etwas freundlicher aufnehmen.“
    „Graugänse sind nicht gerade für ihre Sanftmut bekannt“, erklärte ihr Swift. „Vor allem nicht die männlichen.
    Vermutlich wollte er Ihnen zeigen, wer hier der Boss ist.“
    „Das hat er mir deutlich zu verstehen gegeben“, sagte Daisy und rieb sich den Arm.
    Swift runzelte die Stirn, als er den Bluterguss bemerkte. „Hat er Sie da gebissen? Lassen Sie mich mal sehen.“
    „Nein, es ist nichts …“, setzte sie an, doch er war schon zu ihr gekommen. Mit seinen langen Fingern umfasste er ihr Handgelenk und strich mit dem Daumen der anderen Hand sanft über den violetten Fleck.
    „Sie bekommen leicht blaue Flecke“, stellte er fest, das dunkle Haupt über ihren Arm gebeugt.
    Daisys Herz schien einen Moment lang stillzustehen, ehe es umso schneller weiterschlug. Er roch nach frischer Luft – nach Sonne, Wasser, süßem Gras. Und darunter spürte sie einen ganz besonderen männlichen Duft. Sie wehrte sich gegen den Wunsch, in seinen Armen zu liegen, sich an ihn zu schmiegen – seine Hand auf ihre Brust zu legen. Dieser Gedanke erschreckte sie.
    Als sie zu ihm aufsah, begegnete sie seinem Blick. „Ich …“ Verwirrt löste sie sich aus seinem Griff. „Was machen wir jetzt?“
    „Mit der Gans?“ Er zuckte die breiten Schultern. „Wir könnten ihr den Hals umdrehen und sie zum Dinner mitbringen.“
    Dieser Vorschlag veranlasste sowohl Daisy als auch die Graugans, ihn empört anzustarren.
    „Das war ein schlechter Scherz, Mr. Swift.“
    „Das war überhaupt kein Scherz.“
    Daisy stellte sich zwischen ihn und die Gans. „Ich werde das selbst erledigen. Sie können jetzt gehen.“
    „Ich würde Ihnen davon abraten, ihn zu einem Schoßtier zu machen. Wenn Sie lange genug auf Stony Cross Park bleiben, werden Sie ihn vielleicht irgendwann auf Ihrem Teller finden.“
    „Es ist mir egal, wenn mich das zu einer Heuchlerin macht“, sagte sie. „Ich würde lieber keine Gans essen, mit der ich bekannt bin.“
    Obwohl Swift keine Miene verzog, spürte Daisy, dass ihre Bemerkung ihn belustigte.
    „Abgesehen von philosophischen Fragen“, sagte er, „gibt es noch das praktische Problem, wie Sie sein Bein befreien wollen. Als Dank für Ihre Mühe wird er Sie grün und blau hacken.“
    „Wenn Sie ihn festhalten, könnte ich vielleicht den Löffel greifen und …“
    „Nein“, erklärte Swift mit fester Stimme. „Nicht für allen Tee in China.“
    „Diesen Ausdruck habe ich nie verstanden“, erklärte ihm Daisy. „Wenn man sich die weltweite Produktion ansieht, dann wächst in Indien weitaus mehr Tee als in

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