Verbotene Früchte im Frühling
gestärkte weiße Abendkrawatte. Er hatte Hunger, aber die Vorstellung, zu dem langen, förmlichen Abendessen in den Speisesaal zu gehen, erfüllte ihn mit Unbehagen. Er fühlte sich, als schritte er hoch oben in der Luft über eine schmale Planke hinweg und ein Fehltritt würde genügen, um ihn hinabstürzen zu lassen ins Verhängnis.
Niemals hätte er sich erlauben dürfen, auf Daisys Herausforderung einzugehen, hätte niemals bleiben und stundenlang dieses verdammte Spiel spielen dürfen.
Doch Daisy war so reizvoll gewesen, und während des Spiels hatte ihre Aufmerksamkeit ganz ihm gegolten, und diese Versuchung war einfach zu groß gewesen. Sie war die herausforderndste und betörendste Frau, der er je begegnet war. Gewitter und Regenbogen schienen zusammengeschnürt zu sein in dieser einen winzigen Gestalt.
Verdammt, wie sehr er sie begehrte. Es erstaunte Matthew, dass Llandrindon oder einer der anderen Männer in der Lage war, sich in ihrer Gegenwart normal zu verhalten.
Es war Zeit, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Was immer nötig war, er würde es tun, um sie mit Llandrindon zusammenzubringen. Verglichen mit den anderen anwesenden Junggesellen war der schottische Lord der Beste von allen. Llandrindon und Daisy würden ein ruhiges und geordnetes Leben führen, und auch wenn Llandrindon sie gelegentlich betrog, wie es die meisten Männer taten, die keinen Beruf ausübten und dem Müßiggang frönten, wäre Daisy mit ihrer Familie und den Büchern zu sehr beschäftigt, um es zu bemerken. Und falls sie das doch tat, so würde sie lernen, bei seinen Indiskretionen ein Auge zuzudrücken, und sich in ihre Tagträume flüchten.
Und Llandrindon würde niemals zu schätzen wissen, welches Geschenk es war, Daisy in seinem Leben zu haben.
Bedrückt ging Matthew die Treppe hinunter und gesellte sich zu der Gruppe, die sich in Erwartung des Abendessens zusammengefunden hatte. Die Frauen trugen farbenfrohe Kleider, die mit Stickereien, Perlen und Spitze verziert waren. Die Männer dagegen strenges Schwarz und strahlendes Weiß. Ihre schlichten Anzüge boten den richtigen Hintergrund für die schillernde Pracht der Frauen.
„Swift“, hörte er Thomas Bowmans herzliche Begrüßung. „Kommen Sie her. Ich möchte, dass Sie diesen Herren die letzten Produktionsschätzungen nennen.“ Für Bowman gab es niemals einen unpassenden Moment, um über Geschäfte zu reden. Gehorsam gesellte sich Matthew zu der Gruppe aus etwa einem halben Dutzend Männern, die in der Ecke zusammenstanden, und nannte die Zahlen, die sein Arbeitgeber hören wollte.
Eines von Matthews angenehmeren Talenten war es, sich lange Reihen von Zahlen merken zu können. Er liebte Zahlen, ihre Muster und Geheimnisse, die Art und Weise, wie man etwas Schwieriges in etwas Einfaches umwandeln konnte. Anders als im Leben gab es in der Mathematik immer eine Lösung, eine endgültige Antwort.
Aber während er sprach, sah Matthew Daisy und ihre Freundinnen mit Lillian zusammenstehen, und plötzlich hatte er ernsthafte Probleme, sich zu konzentrieren.
Daisy trug ein buttergelbes Kleid, das eng ihre schmale Taille umschloss und ihre kleinen Brüste in ein enges Mieder aus schimmerndem Satin presste. Das schwarze Haar trug sie aufgesteckt, nur ein paar Locken hingen auf Schultern und Nacken herab. Zart sah sie aus und vollkommen makellos, so wie eine der Verzierungen aus Zuckerguss auf dem Nachtisch, die nicht zum Essen bestimmt waren.
Matthew wollte ihr das Mieder öffnen, die Lippen auf ihre zarte Haut pressen, ihre Brüste küssen, bis sie unter ihm seufzte …
„Aber glauben Sie wirklich“, hörte er Mr. Mardlings Stimme, „dass es auf dem Markt noch Platz zum Expandieren gibt? Immerhin reden wir über die unteren Klassen. Ungeachtet ihrer Nationalität ist es eine Tatsache, dass sie sich nicht gern baden.“
Matthew zwang sich, seine Aufmerksamkeit auf den hochgewachsenen Gentleman zu richten, dessen blondes Haar im Schein der Kerzen schimmerte. Ehe er antwortete, erinnerte er sich daran, dass hinter dieser Frage vermutlich keine Bösartigkeit steckte. Die privilegierte Klasse hatte oft falsche Vorstellungen von den armen Leuten, falls sie sich überhaupt die Mühe machte, darüber nachzudenken.
„Tatsächlich“, erklärte Matthew freundlich, „deuten die Statistiken darauf hin, dass der Markt etwa um zehn Prozent pro Jahr wachsen wird, sobald Seife ein Massenprodukt zu erschwinglichem Preis wird. Menschen aller Klassen wollen sauber
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