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Verbotene Früchte im Frühling

Titel: Verbotene Früchte im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Sie ging zum Billardzimmer, um festzustellen, dass dort niemand mehr war, daher eilte sie zur Bibliothek und danach zu einem der Salons. Wie es aussah, schien Westcliff unauffindbar zu sein. Daisy kämpfte gegen ihre Ungeduld und zwang sich, langsam an ein paar Gästen vorüberzugehen, dann eilte sie zu Westcliffs Arbeitszimmer. Zu ihrer Erleichterung war er dort zusammen mit ihrem Vater, Mr. Hunt und Matthew Swift. Sie waren in ein angeregtes Gespräch vertieft, in dem Wendungen vorkamen wie „Missstände im Verteilernetzwerk“ und „Gewinn pro Leistungseinheit“.
    Als sie ihre Anwesenheit an der Tür bemerkten, sahen die Männer auf. Westcliff erhob sich aus der halb sitzenden Position von seinem Schreibtisch. „Mylord“, sagte Daisy, „auf ein Wort, bitte.“
    Obwohl sie ganz ruhig sprach, musste etwas in ihrer Miene seine Aufmerksamkeit erregt haben. Er zögerte keinen Moment und kam sofort auf sie zu. „Ja, Daisy?“
    „Es geht um meine Schwester“, flüsterte sie. „Wie es aussieht, haben die Wehen eingesetzt.“
    Noch nie hatte sie den Earl so verblüfft gesehen. „Es ist zu früh“, sagte er.
    „Wie es scheint, ist das Baby anderer Meinung.“
    „Aber … der Termin stimmt nicht.“ Offensichtlich erstaunte es den Earl, das sein Kind sich nicht an den Kalender hielt.
    „Das ist nicht unbedingt richtig“, erwiderte Daisy vernünftig. „Es ist möglich, dass der Arzt sich mit dem Geburtstermin vertan hat. Schließlich ist es nur eine Schätzung.“
    Westcliff runzelte die Stirn. „Ich habe da etwas mehr Gründlichkeit erwartet. Es ist noch fast einen Monat bis zu dem vorgesehenen …“ Dann kam ihm ein neuer Gedanke, und er erbleichte. „Kommt das Baby etwa zu früh?“
    Obwohl Daisy insgeheim auch darum besorgt war, schüttelte sie sofort den Kopf. „Bei manchen Frauen sieht man mehr, bei anderen weniger. Und meine Schwester ist sehr schlank. Ich denke, es geht dem Baby gut.“ Sie lächelte ihm beruhigend zu. „Lillian hat während der letzten vier oder fünf Stunden Schmerzen gehabt, und jetzt kommen die Wehen ungefähr alle zehn Minuten, deshalb sagt Annabelle …“
    „Sie hat schon seit Stunden Wehen, und niemand hat mir etwas davon gesagt?“, fragte Westcliff empört.
    „Nun, man spricht erst dann von Wehen, wenn die Schmerzen in gleichmäßigen Abständen kommen, und sie sagte, sie wollte Sie erst damit behelligen, wenn …“
    Westcliff stieß einen Fluch aus, der Daisy erschreckte. Dann drehte er sich um und deutete mit einem zitternden Finger auf Simon Hunt. „Doktor“, stieß er hervor und lief hinaus, so schnell er konnte.
    Westcliffs grobes Benehmen schien Simon Hunt nicht zu beeindrucken. „Armer Kerl“, sagte er lächelnd und griff über den Tisch, um eine Feder zurückzustellen.
    „Warum hat er Sie Doktor genannt?“, fragte Thomas Bowman, der offensichtlich die Wirkung des nachmittäglichen Brandys zu spüren begann.
    „Ich vermute, er möchte, dass ich nach dem Doktor schicke“, erwiderte Hunt. „Was ich sofort zu tun beabsichtige.“
    Unglücklicherweise erwies es sich als schwierig, den Doktor zu holen, einen ehrwürdigen alten Herrn, der im Dorf lebte. Der Diener, den man gesandt hatte, um ihn abzuholen, kehrte zurück und berichtete unglücklich, dass der alte Mann sich verletzt hatte, als er ihn zur Kutsche geleiten wollte.
    „Wie das?“, fragte Westcliff, der aus dem Schlafzimmer gekommen war, um sich den Bericht des Dieners anzuhören. Eine kleine Gruppe von Menschen, darunter Daisy, Evie, St. Vincent, Mr. Hunt und Mr. Swift, war bereits im Gang versammelt. Annabelle war drinnen bei Lillian.
    „Mylord“, sagte der Diener bedauernd zu Westcliff. „Der Doktor rutschte auf einem nassen Pflasterstein aus und fiel hin, ehe ich ihn auffangen konnte. Sein Bein ist verletzt. Er sagte, er glaube nicht, dass es gebrochen ist, aber nichtsdestoweniger kann er Lady Westcliff nicht beistehen.“
    In den Augen des Earls erschien ein wildes Funkeln. „Warum haben Sie den Doktor nicht am Arm gehalten? Um Himmels willen, er ist ein Fossil! Es ist doch offensichtlich, dass man ihm nicht zutrauen konnte, auf nassem Pflaster zu laufen.“
    „Wenn er so gebrechlich ist“, bemerkte Simon Hunt vernünftigerweise, „wie sollte ein solches Fossil denn dann Lady Westcliff helfen können?“
    Der Earl runzelte die Stirn. „Der Doktor weiß mehr über Geburten als irgendjemand sonst zwischen hier und Portsmouth. Er hat Generationen von Abkömmlingen der Marsdens

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