Verbotene Früchte im Frühling
Verdacht, dass Matthew Swift alles hat, was ich immer bei einem Mann gesucht habe.“
„Aber wenn du ihn heiratest, wird er dich mit nach New York nehmen“, sagte Evie.
„Ja, vielleicht, und das kann ich nicht zulassen. Ich will nicht von meiner Schwester und euch allen getrennt sein.
Und ich liebe England – ich bin viel lieber hier als in New York.“
Sorgfältig dachte Evie über das Problem nach. „Was ist, wenn Mr. Swift nun erwägt, für immer hierzubleiben?“
„Das würde er nicht tun. In New York bieten sich ihm viel mehr Möglichkeiten – und wenn er hierbleibt, hätte er immer den Nachteil, kein Aristokrat zu sein.“
„Aber wenn er es versuchen würde …“, beharrte Evie.
„Trotzdem würde ich nie die Frau sein, die er braucht.“
„Ihr zwei müsst euch einmal aussprechen“, erklärte Evie entschieden. „Mr. Swift ist ein reifer und kluger Mann – gewiss würde er nicht wollen, dass du etwas wirst, was dir nicht entspricht.“
„Es ist ohnehin alles mehr als fraglich“, meinte Daisy bedrückt. „Er hat deutlich gesagt, dass er mich unter gar keinen Umständen heiraten würde. Wortwörtlich.“
„Hat er etwas gegen dich oder gegen das Heiraten an sich?“
„Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass er irgendetwas für mich empfinden muss, wenn er eine Locke von meinem Haar in seiner Tasche trägt.“ Sie erinnerte sich daran, wie er den Knopf in seiner Hand gehalten hatte, und fühlte einen raschen, aber nicht unangenehmen Schauer. „Evie“, fragte sie, „woher weißt du, ob du jemanden liebst?“
Während sie an einer niedrigen, runden Randbepflanzung aus Primeln in allen nur erdenklichen Farben vorübergingen, dachte Evie über die Frage nach. „Vermutlich sollte ich jetzt etwas Kluges und Weises sagen“, bemerkte sie und zuckte die Achseln. „Aber meine Situation war anders als deine. St. Vincent und ich hatten nicht geplant, uns zu verlieben. Es traf uns beide völlig unerwartet.“
„Ja, aber woher wusstest du es?“
„In dem Augenblick, da ich erkannte, dass er bereit wäre, für mich zu sterben. Ich glaube nicht, dass irgendjemand, nicht einmal er selbst, geglaubt hätte, dass er dazu fähig wäre, sich selbst zu opfern. Das lehrte mich, dass du glauben kannst, jemanden recht gut zu kennen – und doch kann dich dieser Mensch überraschen. Von einem Moment zum anderen scheint sich alles zu verändern – plötzlich wurde er für mich der wichtigste Mensch der Welt.
Nein, nicht wichtig – lebensnotwendig. Ach, ich wünschte, ich könnte besser mir Worten umgehen …“
„Ich verstehe“, murmelte Daisy, obwohl sie sich eher betrübt fühlte als klüger. Sie fragte sich, ob sie wohl jemals in der Lage wäre, jemanden so zu lieben. Vielleicht brachte sie ihrer Schwester und ihren Freundinnen viel zu viele Gefühle entgegen – und für jemand anders war so gar nicht mehr genug übrig.
Sie kamen zu einer Wacholderhecke, hinter der ein gepflasterter Weg an der Seite des Hauses entlangführte. Als sie sich dem Durchgang näherten, hörten sie ein paar Männer, die in ein Gespräch vertieft waren. Sie sprachen nicht laut. Tatsächlich verrieten die gedämpften Stimmen, dass etwas Geheimes besprochen wurde. Die beiden jungen Frauen blieben stehen, und Daisy bedeutete Evie, leise zu sein.
„… sie scheint keine sehr gebärfreudige Figur zu haben …“, sagte einer der beiden gerade.
Als Reaktion war empörter Widerspruch zu hören. „Schüchtern? Verdammt, diese Frau hat genug Geist, um den Montblanc mit einem Taschenmesser und einem Stück Schnur zu besteigen. Ihre Kinder werden echte Wildfänge werden.“
Daisy und Evie starrten einander verblüfft an. Beide Stimmen waren leicht zu erkennen. Eine gehörte Lord Llandrindon, die andere Matthew Swift.
„Wirklich“, sagte Llandrindon skeptisch. „Ich habe den Eindruck, dass sie vor allem an Büchern interessiert ist.
Ein ziemlicher Blaustrumpf.“
„Ja, sie liebt Bücher. Aber sie liebt auch Abenteuer. Sie besitzt eine bemerkenswerte Vorstellungskraft, verbunden mit einer großen Lebensfreude und einer eisernen Konstitution.
Weder auf Ihrer noch auf meiner Seite des Atlantiks werden Sie ein solches Mädchen finden.“
„Ich hatte nicht die Absicht, auf Ihrer Seite zu suchen“, bemerkte Llandrindon. „Englische Mädchen haben alles, was ich mir bei einer Frau wünsche.“
Daisy begriff, dass die beiden Männer über sie sprachen, und war fassungslos. Sie war hin und her gerissen
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