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Verbotene Früchte im Frühling

Titel: Verbotene Früchte im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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ärgerte Daisy. „Wie schade“, sagte sie leise.
    „Wie bitte?“
    „Wie schön“, verbesserte sie sich schnell und tat so, als betrachte sie den geprägten Einband des Buches. Sie lächelte ihm zu. „Sind Sie ein leidenschaftlicher Leser, Mylord?“
    „Ich versuche, niemals leidenschaftlich zu sein. Mäßigung ist einer meiner Grundsätze.“
    „Ich habe keinerlei Grundsätze. Hätte ich welche, würde ich ständig dagegen verstoßen.“
    Llandrindon lachte. „Geben Sie zu, ein launisches Geschöpf zu sein?“
    „Ich würde mich eher offen für vieles nennen“, sagte Daisy. „Ich halte eine gewisse Vielseitigkeit für sinnvoll.“
    „Ah.“
    Daisy vermochte beinah, seine Gedanken zu lesen, dass ihre Offenheit nämlich sie in das denkbar unvorteilhafteste Licht rückte. „Gern würde ich mehr über Ihre Grundsätze erfahren, Mylord. Vielleicht bei einem Spaziergang durch die Gärten?“
    „Ich … äh …“ Es war unsagbar kühn von einem Mädchen, einen Herren zu einem Spaziergang aufzufordern.
    Trotzdem, Llandrindons höfliche Natur machte es ihm unmöglich abzulehnen. „Natürlich, Miss Bowman.
    Vielleicht morgen …“
    „Jetzt würde es mir gut passen“, erwiderte sie heiter.
    „Jetzt“, lautete die etwas matte Antwort. „Ja. Wie reizend.“
    Ehe er ihr seinen Arm bieten konnte, ergriff sie ihn und zog ihn zur Tür. „Gehen wir.“
    Da ihm keine andere Wahl blieb, als dieser geradezu kämpferisch fröhlichen jungen Frau zu gestatten, ihn hierher- und dorthinzuzerren, fand sich Llandrindon gleich darauf auf dem Weg zur großen Steintreppe wieder, die ihn von der rückwärtigen Terrasse in den Garten führte. „Mylord“, sagte Daisy, „ich muss Ihnen etwas beichten. Ich plane etwas und hoffte, dass Sie mir helfen.“
    „Sie planen etwas“, wiederholte er ein wenig einfältig. „Meine Hilfe. Natürlich. Das heißt, äh …“
    „Alles ist selbstverständlich ganz harmlos“, fuhr Daisy fort. „Mein Ziel ist es, einen gewissen Gentleman zu Aufmerksamkeiten zu ermutigen, denn er scheint etwas zurückhaltend zu sein, wenn es um eine Werbung geht.“
    „Zurückhaltend?“ Llandrindons Stimme war nur mehr ein heiseres Krächzen.
    Nach Daisys Einschätzung gingen seine geistigen Fähigkeiten gegen null, als offensichtlich wurde, dass er nichts anderes zu tun vermochte, als ihre Worte wie ein Papagei zu wiederholen. „Jawohl, zurückhaltend. Aber ich glaube, dass unter der widerstrebenden Oberfläche noch ein anderes Gefühl stecken könnte.“
    Der gewöhnlich so anmutige Llandrindon stolperte über eine unebene Stelle auf dem Weg. „Wie … wie kommen Sie darauf, Miss Bowman?“
    „Weibliche Intuition.“
    „Miss Bowman“, platzte er heraus. „Wenn ich irgendetwas gesagt oder getan habe, dass Sie zu der falschen Vermutung veranlasste, Sie könnten … ich könnte …“
    „Ich rede nicht von Ihnen“, erklärte Daisy unumwunden.
    „Nicht? Wer aber …“
    „Ich meine Mr. Swift.“
    Seine plötzliche Freude war beinahe fühlbar. „Mr. Swift! Aber ja, ja! Miss Bowman, er hat mir stundenlang Ihr Loblied gesungen – was selbstverständlich nicht bedeutet, dass ich nicht gern etwas über Ihren Charme gehört hätte.“
    Daisy lächelte. „Ich fürchte, Mr. Swift wird weiterhin zurückhaltend bleiben, bis etwas geschieht, das ihn hervorlockt wie einen Fasan aus einem Weizenfeld. Aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, so zu tun, als hätten Sie tatsächlich ein Interesse an mir – eine Kutschfahrt, ein Spaziergang, ein oder zwei Tänze –, dann könnte das der Anstoß sein, den er braucht, um sich zu erklären.“
    „Das wäre mir ein Vergnügen“, erklärte Llandrindon, der offensichtlich die Rolle des Mitverschwörers weitaus erfreulicher fand als die, das Ziel für eine Eheschließung zu sein. „Ich versichere Ihnen, Miss Bowman, ich kann sehr überzeugend so tun, als machte ich Ihnen den Hof.“
    „Ich möchte, dass Sie Ihre Reise um eine Woche verschieben.“
    Matthew, der mit einer Nadel gerade fünf Blatt Papier zusammenheftete, stach sich versehentlich in den Finger. Er zog die Nadel heraus, achtete nicht auf den kleinen Tropfen Blut auf seiner Haut und starrte Westcliff verständnislos an. Der Mann hatte sich mit seiner Frau und seiner neugeborenen Tochter in den letzten sechsunddreißig Stunden vollkommen zurückgezogen und nun ganz plötzlich beschlossen, in der Nacht, ehe Matthew nach Bristol aufbrechen wollte, wieder zu erscheinen und eine völlig

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