Verbotene Früchte im Frühling
sinnlose Anweisung zu erteilen.
Matthew zwang sich, seine Stimme vollkommen beherrscht klingen zu lassen. „Darf ich fragen warum, Mylord?“
„Weil ich beschlossen habe, Sie zu begleiten. Und meine Pläne lassen eine Abreise für morgen nicht zu.“
Soweit Matthew informiert war, drehten sich die Pläne des Earls gegenwärtig ausschließlich um Lillian und das Baby. „Sie müssen nicht mitkommen“, sagte er gekränkt wegen der Andeutung, er könnte mit irgendetwas nicht allein fertig werden. „Ich weiß mehr als jeder sonst über die einzelnen Aspekte dieses Geschäfts und was dazu nötig ist …“
„Dennoch sind Sie ein Ausländer“, sagte Westcliff mit undurchdringlicher Miene. „Und die Erwähnung meines Namens wird Ihnen Türen öffnen, die Ihnen sonst verschlossen blieben.“
„Wenn Sie Zweifel an meinem Verhandlungsgeschick haben …“
„Darum geht es nicht. Ich vertraue Ihren Fähigkeiten vollkommen, die in Amerika auch völlig ausreichend wären.
Aber hier, bei einem Unternehmen dieser Größenordnung, brauchen Sie jemanden in einer hohen gesellschaftlichen Stellung. Jemanden wie mich.“
„Wir sind nicht mehr im Mittelalter, Mylord. Ich will verdammt sein, wenn ich eine Zurschaustellung mit einem Peer als Teil des Geschäfts brauche.“
„Als andere Hälfte dieser Zurschaustellung“, meinte Westcliff spöttisch, „gefällt mir diese Vorstellung auch nicht.
Vor allem, weil ich ein neugeborenes Baby habe und eine Gemahlin, die sich von den Strapazen der Geburt noch nicht erholt hat.“
„Ich kann nicht eine Woche warten“, platzte Matthew heraus. „Ich habe bereits einen Termin vereinbart. Ich habe es arrangiert, mich mit jedem, vom Hafenmeister bis zum Eigentümer der örtlichen Wasserwerke, zu treffen …“
„Dann werden diese Treffen verschoben.“
„Wenn Sie glauben, es würde da keine Klagen geben …“
„Die Nachricht, dass ich Sie nächste Woche begleiten werde, wird die meisten Klagen verstummen lassen.“
Bei jedem anderen Mann hätte eine solche Erklärung arrogant gewirkt. Bei Westcliff war es eine simple Feststellung von Tatsachen.
„Weiß Mr. Bowman davon?“, fragte Matthew.
„Ja. Und nachdem er meine Meinung dazu gehört hat, ist er einverstanden.“
„Was soll ich hier eine Woche lang tun?“
Der Earl hob eine Braue in der Art und Weise eines Mannes, dessen Gastfreundschaft noch nie infrage gestellt worden war. Menschen jeden Alters, jeder gesellschaftlichen Schicht und Nationalität bettelten um Einladungen nach Stony Cross Park. Matthew war vermutlich der einzige Mensch in England, der nicht hier sein wollte.
Aber Matthew war das egal. Er hatte zu lange nicht richtig gearbeitet. Er war der Amüsements überdrüssig, der Plaudereien, der schönen Landschaft, der guten Luft, der Ruhe und des Friedens. Er sehnte sich nach Aktivitäten.
Ganz zu schweigen von dem Geruch nach Kohle und dem Verkehrslärm in den Straßen.
Vor allem wollte er weg von Daisy Bowman. Es war eine beständige Qual, sie so nahe zu wissen und sie doch nicht berühren zu können. Es war unmöglich, höflich zu ihr zu sein, wenn er sich vorstellte, wie er sie in den Armen hielt, sie verführte, sie überall küsste. Und das war nur der Anfang. Matthew wollte stundenlang mit ihr allein sein, tagelang, wochenlang … Er wollte all ihre Gedanken hören, sie lächeln sehen, ihre Geheimnisse kennen.
Wollte seine Seele vor ihr bloßlegen.
Und nichts davon würde er jemals erleben.
„Auf dem Anwesen und in der Umgebung gibt es viele Möglichkeiten zur Zerstreuung“, sagte Westcliff als Antwort auf seine Frage. „Wenn Sie gewisse weibliche Gesellschaft suchen, schlage ich vor, in die Taverne im Dorf zu gehen.“
Matthew hatte bereits gehört, wie einige der männlichen Gäste mit ihren Begegnungen mit den üppigen Schankmädchen prahlten. Wäre er doch nur mit etwas so Einfachem zufrieden. Ein kräftiges Dorfmädchen anstatt einer zarten Elfe, die eine Art Zauber über seinen Verstand und sein Herz geworfen hatte.
Liebe sollte ein glückliches Gefühl sein. Wie die dummen Verse auf Valentinskarten, die mit Feder, Farben und Spitze verziert waren. Dies hier war ein nagendes, glühendes, unangenehmes Gefühl, wie eine Sucht, die nicht gestillt werden konnte.
Dies war pures, rücksichtsloses Verlangen. Und er war kein rücksichtsloser Mann.
Aber Matthew wusste, dass er etwas Schreckliches tun würde, wenn er noch lange auf Stony Cross Manor blieb.
„Ich werde nach
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