Verbotene Früchte im Frühling
Westcliff hat es mir erlaubt.“
Der Earl steckte die Laken um seine Frau fester und küsste sie auf die Stirn.
„Noch immer kein Erbe“, flüsterte sie ihm zu und lächelte. „Ich vermute, wir müssen noch eins bekommen.“
„Nein, das werden wir nicht“, erwiderte Westcliff. „Ich möchte das nicht noch einmal erleben.“
Belustigt betrachtete Daisy die kleine Merritt, die auf ihrem Arm einschlief. „Ich zeige sie den anderen“, sagte sie leise.
Als sie in den Gang hinaustrat, stellte sie überrascht fest, dass er leer war.
Matthew Swift war fort.
Als Daisy am nächsten Morgen erwachte, stellte sie zu ihrer Erleichterung fest, dass Mr. Hunt und Lord St. Vincent sicher nach Stony Cross Park zurückgekehrt waren. St. Vincent hatte feststellen müssen, dass die Straße nach Süden unpassierbar war, aber Mr. Hunt hatte mehr Glück gehabt. In einem der Nachbardörfer hatte er einen Arzt gefunden, aber der Mann hatte sich geweigert, während eines gefährlichen Sturms auszureiten. Offensichtlich hatte Hunt ihn ein wenig einschüchtern müssen, um ihn dazu zu überreden mitzukommen. Als sie auf Stony Cross Manor eingetroffen waren, hatte der Arzt Lillian und Merritt untersucht und erklärt, dass beide sich in ausgezeichneter Verfassung befanden. Seiner Meinung nach war das Baby klein, aber gesund, und es besaß kräftige Lungen.
Als die Gäste von der Geburt des Babys erfuhren, wurden nur ein paar bedauernde Äußerungen in Bezug auf das Geschlecht des Kindes laut. Doch dann sah Daisy Westcliffs Gesicht, wenn er seine Tochter im Arm hielt, hörte, wie er ihr leise flüsternd versprach, ihr ein Pony zu kaufen, Schlösser und ganze Königreiche, und Daisy wusste, dass er nicht glücklicher hätte sein können, wenn Merritt ein Junge geworden wäre.
Beim Frühstück mit Evie spürte sie einen Wirrwarr der Gefühle. Abgesehen von der Freude, dass ihre Nichte zur Welt gekommen war und es ihrer Schwester gut ging, fühlte sie sich – aufgeregt. Schwindelig. Unruhig.
Und all das lag an Matthew Swift.
Daisy war froh, dass sie ihn heute noch nicht gesehen hatte. Nach allem, was sie in der vergangenen Nacht herausgefunden hatte, war sie nicht sicher, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. „Evie“, sagte sie dann, „es gibt etwas, über das ich mit dir sprechen möchte. Würdest du mit mir ein wenig im Garten spazieren gehen?“ Nun, da der Sturm vorüber war, bahnten sich blasse Sonnenstrahlen einen Weg durch die Wolken.
„Natürlich. Obwohl es draußen ziemlich schlammig ist…“
„Wir bleiben auf den Kieswegen. Aber es muss draußen sein. Es ist zu persönlich, um im Haus besprochen zu werden.“
Evie machte große Augen und trank ihren Tee so schnell aus, dass sie sich vermutlich die Zunge verbrannte.
Der Sturm hatte den ganzen Garten durcheinandergewirbelt. Uberall häuften sich Blätter, und quer über den sonst so makellosen Wegen lagen Äste und Zweige. Doch die Luft roch nach feuchter Erde und nassem Laub. Die beiden Freundinnen genossen den belebenden Duft, während sie über die Wege schlenderten. Sie schlangen die wärmenden Tücher fest um Schultern und Arme, denn noch immer wehte ein frischer Wind, der an ihren Kleidern zerrte wie ein ungeduldiges Kind.
Selten zuvor hatte Daisy so viel Erleichterung empfunden wie jetzt, da sie sich Evie anvertraute. Sie erzählte ihr alles, was zwischen ihr und Matthew Swift geschehen war, auch von dem Kuss, und endete mit der Erzählung von dem Knopf, den sie in seiner Tasche entdeckt hatte. Evie konnte besser zuhören als alle anderen Menschen, die Daisy kannte, vielleicht, weil sie ein wenig stotterte.
„Ich weiß nicht, wie ich über das alles denken soll“, sagte Daisy bedrückt. „Ich weiß nicht, was ich fühlen soll. Ich weiß nicht, warum mir Mr. Swift jetzt ganz anders erscheint als vorher oder warum ich mich so sehr zu ihm hingezogen fühle. Es war so viel leichter, ihn zu hassen. Aber letzte Nacht, als ich diesen verdammten Knopf sah …“
„Bis dahin bist du nie auf den Gedanken gekommen, dass er etwas für dich empfinden könnte“, murmelte Evie.
„Ja.“
„Daisy – ist es möglich, dass alles, was er tut, berechnet ist? Dass er dich betrügt und dass der Knopf in seiner Tasche sozusagen geplant war?“
„Nein. Du hättest sein Gesicht sehen sollen. Offensichtlich sollte ich nicht erfahren, was er da bei sich trug. O Evie …“ Daisy stieß mit dem Schuh gegen einen Kiesel. „Ich hege den schrecklichen
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