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Verbotene Früchte im Frühling

Titel: Verbotene Früchte im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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einzelner Mann in seinem Leben ausgeben kann.“
    Von der Tür her ließ sich eine andere Stimme vernehmen, und beide drehten sich um.
    „Wie reizend.“
    Es war Lillian in einem rosa Hauskleid und mit einem Schultertuch. Sie sah ihren Vater an mit einem Blick, der beinahe hasserfüllt schien, und ihre dunklen Augen schimmerten wie vulkanisiertes Glas. „Gibt es irgendjemanden in deinem Leben, der mehr als nur eine bloße Schachfigur für dich ist, Vater?“, fragte sie.
    „Dies ist ein Gespräch unter Männern“, gab Bowman zurück und errötete vor Schuldbewusstsein, Ärger oder einer Mischung aus beidem. „Das geht dich nichts an.“
    „Daisy geht mich durchaus etwas an“, erwiderte Lillian leise, doch ihre Stimme klang kalt wie Eis. „Und ich würde euch beide eher umbringen, als dass ich zulasse, dass sie unglücklich wird.“ Ehe ihr Vater etwas erwidern konnte, machte sie kehrt und ging durch den Korridor davon.
    Fluchend verließ Bowman den Raum und ging in die entgegengesetzte Richtung.
    Nun allein im Arbeitszimmer, warf Matthew die Münze auf den Schreibtisch.
    „All diese Mühe wegen eines Mannes, dem das alles völlig egal ist“, murmelte Daisy und dachte nichts Gutes über Matthew Swift.
    Llandrindon saß ein Stück entfernt am Rand eines Springbrunnens und hielt gehorsam still, während sie sein Porträt zeichnete. Zeichnen war noch nie ihre Stärke gewesen, aber allmählich fiel ihr nichts mehr ein, was sie mit ihm gemeinsam unternehmen konnte.
    „Was haben Sie gesagt?“, rief der schottische Lord.
    „Ich sagte, Sie haben schönes Haar!“
    Llandrindon war ein sehr netter Mensch, freundlich und in einer ganz außergewöhnlichen Weise gewöhnlich. Daisy musste sich eingestehen, dass sie bei dem Versuch, Matthew Swift wahnsinnig vor Eifersucht zu machen, beinahe wahnsinnig wurde vor Langeweile.
    Sie hielt inne, um eine Hand vor den Mund zu halten und ein Gähnen zu unterdrücken, während sie so tat, als wäre sie in ihre Zeichnung vertieft.
    Dies war eine der schlimmsten Wochen ihres Lebens gewesen. Tag um Tag tödliche Langeweile, und sie musste so tun, als amüsiere sie sich in der Gesellschaft eines Mannes, der sie kaum weniger hätte interessieren können. Es war nicht Llandrindons Schuld – er hatte sich große Mühe gegeben, unterhaltsam zu sein –, aber es war Daisy klar, dass sie keine Gemeinsamkeiten besaßen und auch niemals besitzen würden.
    Das schien Llandrindon nicht halb so sehr zu stören wie sie. Er konnte stundenlang praktisch über nichts reden. Er konnte ganze Zeitungen füllen mit Gesellschaftsklatsch über Leute, die Daisy noch nie gesehen hatte. Und er erläuterte langatmig Dinge wie die Suche nach der perfekten Farbe für sein Jagdzimmer in Thurso. Oder welche Fächer er in der Schule belegt hatte. All diese Geschichten schienen keinen Höhepunkt zu haben.
    Ebenso wenig schien Llandrindon sich dafür zu interessieren, was Daisy zu sagen hatte. Er lachte nicht, wenn sie über ihre Kinderstreiche mit Lilian berichtete, und wenn sie etwas sagte wie: „Oh, sehen Sie nur, diese Wolke! Sie sieht aus wie ein Hahn!“ Dann sah er sie an, als hätte sie den Verstand verloren.
    Es hatte ihm auch nicht gefallen, als sie über das Armenrecht sprachen und Daisy seine Unterscheidung zwischen den Armen, die etwas verdienten, und jenen, die unwert waren, infrage stellte. „Mir scheint, Mylord“, sagte sie, „dass das Gesetz gemacht wurde, um jene zu bestrafen, die Hilfe am meisten brauchen.“
    „Manche Menschen sind durch ihre eigene moralische Schwäche arm geworden, und daher kann niemand ihnen helfen.“
    „Sie meinen so wie gefallene Frauen? Aber was, wenn diese Frauen keine andere Möglichkeit …“
    „Wir werden nicht über gefallene Frauen sprechen“, hatte er gesagt und sie entsetzt angesehen.
    Gespräche mit ihm waren bestenfalls beschränkt möglich. Vor allem, weil es Llandrindon schwerfiel, Daisys schneller Art, von einem Thema zum anderen zu wechseln, zu folgen. Lange nachdem sie aufgehört hatte, über etwas zu reden, fragte er noch danach. „Ich dachte, wir sprachen noch immer über den Pudel Ihrer Tante?“, fragte er verwirrt an ebendiesem Morgen, und sie hatte ungeduldig erwidert: „Nein, damit war ich schon vor fünf Minuten fertig. Gerade jetzt erzähle ich Ihnen von dem Opernbesuch.“
    „Aber wie kamen wir von dem Pudel auf die Oper?“
    Daisy bereute es, Llandrindon in ihren Plan mit einbezogen zu haben, vor allem, weil es so unnötig

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