Verbotene Früchte im Frühling
Stimme.
„Miss Bowman.“ Er sah aus, als wäre er überall lieber gewesen als dort.
Ein Schauer überlief sie, als er den Arm ausstreckte und ihr den Skizzenblock aus der Hand nahm.
Ohne nachzudenken, überließ sie ihn ihm.
Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er den Block, der bei der Zeichnung von Llandrindon aufgeschlagen war. „Warum haben Sie ihm einen Bart gezeichnet?“, fragte er.
„Das ist kein Bart“, erwiderte Daisy kurz. „Das sind Schatten.“
„Es sieht aus, als hätte er sich drei Monate lang nicht rasiert.“
„Ich habe Sie nicht um Ihre Meinung zu meinen Werken gebeten“, fuhr sie ihn an. Dann griff sie nach dem Zeichenblock, aber er wollte ihn nicht hergeben. „Lassen Sie los“, verlangte sie und zerrte mit aller Kraft. „Oder ich …“
„Oder was? Zeichnen Sie dann ein Porträt von mir?“ Er ließ den Block so plötzlich los, dass sie ein paar Schritte zurücktaumelte. Abwehrend hob er die Hände. „Nein. Alles, nur das nicht.“
Daisy stürzte sich auf ihn und schlug mit dem Block gegen die Brust. Sie hasste es, dass er so anregend auf sie wirkte. Sie hasste es, dass seine Gegenwart auf ihre Sinne wirkte wie ein Regenguss auf ausgetrockneten Erdboden.
Sie hasste sein attraktives Gesicht und seinen männlichen Körper, und dass sein Mund viel verlockender war, als der Mund eines Mannes das sein sollte.
Matthews Lächeln verschwand, als er seinen Blick über sie hinweggleiten ließ und dann auf dem Riss an ihrem Ärmel ruhen blieb. „Was ist mit Ihrem Kleid passiert?“
„Es war nichts. Ich hatte eine Art von … nun, Rangelei könnte man es vielleicht nennen, mit Lord Llandrindon.“
Das war der harmloseste Ausdruck, der Daisy dafür einfiel, denn natürlich war eigentlich nichts passiert. Sie war sicher, mit dem Wort Rangelei konnte niemand etwas Böses verbinden.
Doch wie es schien, reichte Swifts Definition dieses Ausdrucks deutlich weiter als ihre. Plötzlich verfinsterte sich seine Miene, wirkte gefährlich, und seine blauen Augen funkelten.
„Ich werde ihn umbringen“, sagte er in drohendem Tonfall. „Dass er es wagt … Wo ist er?“
„Nein, nein“, sagte Daisy hastig. „Sie haben das missverstanden. So ist es nicht gewesen …“ Sie ließ den Zeichenblock fallen und schlang die Arme um seinen Leib, versuchte, ihn mit ihrem ganzen Gewicht zurückzuhalten, ehe er in den Garten gehen konnte. Genauso gut hätte sie versuchen können, einen rasenden Stier aufzuhalten. Mit den ersten Schritten schon schleifte er sie mit sich. „Warten Sie! Was gibt Ihnen das Recht, irgendetwas zu tun, das mich betrifft?“
Schwer atmend blieb Matthew stehen und blickte hinunter in ihr gerötetes Gesicht. „Hat er Sie angerührt? Hat er Sie gezwungen …“
„Sie sind ein richtiger Spielverderber!“, rief Daisy aus. „Sie wollen mich nicht – warum sollte es Sie interessieren, wenn ein anderer mich will? Lassen Sie mich in Ruhe, planen Sie weiter, Ihre große Seifenfabrik zu bauen und wie man Berge von Geld scheffelt. Sie werden der reichste Mann der Welt. Ich hoffe, Sie bekommen alles, was Sie wollen, und eines Tages sehen Sie sich dann um und fragen sich, warum niemand Sie liebt und warum Sie …“
Ihre Worte wurden erstickt, als er sie küsste, hart und leidenschaftlich. Wilde Erregung durchfuhr sie, und mit einem leisen Aufschrei wandte sie ihr Gesicht ab. „… nicht glücklich sind“, brachte sie ihren Satz zu Ende, gerade ehe er ihr Gesicht umfasste und sie noch einmal küsste.
Diesmal war sein Mund sanfter, ließ er sich Zeit, den besten Winkel zu finden. Daisys Herz hämmerte wie wild und schickte Lust und Verlangen durch ihre Adern. Sie versuchte, seine kräftigen Handgelenke festzuhalten, presste ihre Fingerspitzen an seinen Puls, der genauso schnell ging wie ihrer.
Jedes Mal, wenn sie dachte, jetzt würde er den Kuss unterbrechen, küsste er sie noch leidenschaftlicher. Sie reagierte heftig darauf, und ihre Knie zitterten so sehr, dass sie fürchtete, auf den Boden zu sinken wie eine Stoffpuppe.
Dann löste sie sich von ihm und flüsterte: „Matthew … bring mich weg von hier.“
„Nein.“
„Doch. Ich will … ich will allein sein mit dir.“
Schwer atmend schloss Matthew seine Arme um sie und drückte sie an sich. Sie fühlte den festen Druck seiner Lippen auf ihrem Haar.
„Ich kann mir selbst nicht trauen“, sagte er schließlich.
„Nur zum Reden. Bitte. Wir können nicht so hier draußen stehen. Und wenn du mich
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