Verbotene Früchte im Frühling
Llandrindon gestanden hatte, und dann hielt sie die Hände vor die Augen, als könne sie auf diese Weise die Situation zum Verschwinden bringen.
„Mylord?“, fragte sie eifrig. „Sind Sie … sind Sie gerade in den Brunnen gefallen?“
„Nein“, kam seine etwas säuerliche Antwort. „Sie haben mich hineingeschubst.“
„Das geschah ganz unabsichtlich, das versichere ich Ihnen.“ Daisy zwang sich, ihn anzusehen.
Llandrindon stand wieder auf. Wasser tropfte aus seinem Haar und seiner Kleidung, seine Taschen waren bis zum Rand damit gefüllt. Wie es schien, hatte das Bad im Brunnen seine Leidenschaft beträchtlich abgekühlt.
Schweigend und gekränkt sah er sie an. Plötzlich machte er große Augen und griff in eine seiner Taschen. Ein winziger Frosch sprang heraus und kehrte mit einem hörbaren Platsch in den Brunnen zurück.
Daisy versuchte, ihre Belustigung nicht zu zeigen, aber je mehr sie sich anstrengte, desto schlimmer wurde es, bis sie schließlich in Lachen ausbrach. „Es tut mir leid“, stieß sie hervor und presste die Hände vor den Mund, ohne das Lachen dadurch ersticken zu können. „Ich bin so … oje …“ Und vor Lachen krümmte sie sich zusammen, bis ihr die Tränen kamen.
Die Spannung begann sich zu lösen, als Llandrindon widerstrebend lächelte. Triefend trat er aus dem Becken. „Ich glaube, wenn Sie den Frosch küssen“, sagte er, „wird er sich in einen Prinzen verwandeln. In meinem Fall hat das leider nicht geklappt.“
Plötzlich empfand Daisy Mitgefühl und Sympathie für ihn, obwohl sie noch immer lachte. Vorsichtig näherte sie sich ihm, umfasste sein nasses Gesicht mit beiden Händen und küsste behutsam seine Lippen.
Erstaunt über diese Geste, sah er sie aus großen Augen an.
„Sie sind gewiss der schöne Märchenprinz für irgendwen“, sagte sie und lächelte ihn entschuldigend an. „Nur nicht für mich. Aber wenn die richtige Frau Sie trifft – wie glücklich wird sie sein!“
Und damit bückte sie sich, hob ihren Skizzenblock auf und lief zurück zum Haus.
Es war eine kleine Laune des Schicksals, dass der Weg, den Daisy einschlug, sie an dem Kavalierhaus vorbeiführte. Das kleine Gebäude stand ein Stückweit vom Herrenhaus entfernt, nahe genug am Fluss, um einen Ausblick auf das Wasser zu bieten. Einige der männlichen Gäste hatten sich dafür entschieden, die Vorteile der abgeschiedenen Lage des Kavalierhauses zu bevorzugen. Jetzt stand es leer, denn die Jagdgesellschaft war gestern zu Ende gegangen, und die meisten Gäste waren abgereist.
Abgesehen natürlich von Matthew Swift.
Tief in Gedanken versunken ging Daisy den Pfad entlang, der an der schmiedeeisernen Mauer am Fuße der Anhöhe entlangführte. Ihre Heiterkeit hatte einer gewissen Verdrießlichkeit Platz gemacht, als sie an ihren Vater dachte, der entschlossen war, sie mit Matthew Swift zu verheiraten – und Lillian, die wollte dass sie irgendwen heiratete, bloß nicht Swift und ihre Mutter, die sich nur mit einem Peer zufriedengeben wollte. Mercedes würde nicht erfreut sein, wenn sie erfuhr, dass Daisy Llandrindon zurückgewiesen hatte.
Als sie an die vergangene Woche zurückdachte, erkannte Daisy, dass ihr Bemühen, Matthew Swifts Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, nicht nur reines Spiel gewesen war. Es war wichtig. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie sich etwas so sehr gewünscht, wie ernsthaft mit ihm zu reden, ehrlich und ohne irgendetwas zurückzuhalten.
Aber anstatt seine Gefühle an die Oberfläche zu locken, war es ihr nur gelungen, ihre eigenen zu offenbaren.
Wenn sie mit ihm zusammen war, fühlte sie etwas Wunderbares, etwas Aufregenderes als alles, was sie bisher gelesen oder wovon sie geträumt hatte.
Etwas Wirkliches.
Es war unglaublich, dass ein Mann, den sie immer für kalt und leidenschaftslos gehalten hatte, so sanft, sinnlich und zärtlich sein konnte. Jemand, der heimlich eine Locke von ihrem Haar bei sich trug.
Dann bemerkte sie, dass jemand kam. Sie zuckte zusammen und erbebte.
Vom Herrenhaus her kam Matthew Swift auf sie zu. Seine Miene war finster und bedrückt, als er mit großen Schritten auf sie zulief.
Ein Mann in Eile, aber ohne Ziel.
Bei ihrem Anblick blieb er abrupt stehen, und seine Miene wurde ausdruckslos.
Stumm sahen sie einander an.
Daisy runzelte die Stirn. Entweder das, oder sie würde sich ihm an die Brust werfen und anfangen zu weinen. Es erschütterte sie, wie sehr sie ihn begehrte.
„Mr. Swift“, sagte sie mit bebender
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