Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verbotene Früchte im Frühling

Titel: Verbotene Früchte im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
gewesen war.
    Matthew Swift hatte keinerlei Anzeichen von Eifersucht gezeigt – er wirkte genauso unerschütterlich wie immer und warf kaum jemals einen Blick in ihre Richtung.
    „Warum runzeln Sie die Stirn, Liebes?“, fragte Llandrindon, der sie beobachtet hatte.
    Liebes? Nie zuvor hatte er sie mit einem Kosewort bedacht. Über den Rand ihres Zeichenblocks hinweg sah Daisy zu ihm hinüber. Er starrte sie auf eine Weise an, die ihr Unbehagen bereitete. „Sitzen Sie bitte still“, verlangte sie streng. „Ich zeichne gerade Ihr Kinn.“
    Während sie sich auf ihre Zeichnung konzentrierte, dachte Daisy, dass sie gar nicht so schlecht war, aber – war sein Kopf wirklich so eierförmig? Standen seine Augen so nahe beieinander? Wie seltsam, dass jemand einigermaßen attraktiv wirken konnte, doch wenn man ihn näher betrachtete, einiges von seinem Charme verlor. Sie entschied, dass das Zeichnen von Menschen nicht ihre Stärke war. Von nun an würde sie sich auf Pflanzen und Früchte beschränken.
    „Diese Woche hat eine seltsame Wirkung auf mich gehabt“, erklärte Llandrindon lautstark. „Ich empfinde … anders.“
    „Sind Sie krank?“, fragte Daisy besorgt und klappte den Block zu. „Es tut mir leid, dass ich Sie so lange in der Sonne sitzen ließ.“
    „Nein, nicht auf diese Weise anders. Was ich sagen wollte, ist … ich fühle mich großartig.“ Wieder sah er sie auf diese seltsame Weise an. „Besser als je zuvor.“
    „Das liegt an der Landluft, nehme ich an.“ Daisy erhob sich und strich sich die Röcke glatt, ehe sie zu ihm ging.
    „Sie wirkt sehr belebend.“
    „Es ist nicht die Landluft, die ich belebend finde“, erwiderte Llandrindon leise. „Sie sind es, Miss Bowman.“
    Daisy starrte ihn mit offenem Mund an. „Ich?“
    „Sie.“ Er stand auf und umfasste ihre Schultern.
    Daisy konnte nur noch stottern, so überrascht war sie. „Ich … ich … Mylord …“
    „Diese letzten Tage in Ihrer Gesellschaft haben mich zum Nachdenken gebracht.“
    Daisy wandte den Kopf, um die Umgebung zu betrachten, sah die sorgfältig beschnittenen Hecken, die von Kletterrosen überwuchert wurden. „Ist Mr. Swift in der Nähe?“, fragte sie leise. „Reden Sie deshalb von so etwas?“
    „Nein, ich spreche für mich selbst.“ Llandrindon zog sie näher an sich, bis der Zeichenblock beinahe zwischen ihnen zerdrückt wurde. „Sie haben mir die Augen geöffnet, Miss Bowman. Sie lassen mich alles in einem anderen Licht sehen. Ich will Bilder in den Wolken sehen und etwas tun, worüber sich ein Gedicht schreiben lässt. Ich will Romane lesen. Ich will das Leben zu einem Abenteuer machen …“
    „Wie schön“, meinte Daisy und wehrte sich gegen seinen festen Griff.
    „… mit Ihnen.“
    O nein.
    „Sie scherzen“, erwiderte sie matt.
    „Ich bin bezaubert.“
    „Ich stehe nicht zur Verfügung.“
    „Ich bin entschlossen.“
    „Und ich … verblüfft.“
    „Sie liebes, kleines Ding“, rief er aus. „Sie sind all das, was er gesagt hat. Reine Magie. Ein Wirbelsturm und ein Regenbogen. Klug, reizend und begehrenswert …“
    „Einen Augenblick bitte.“ Daisy sah ihn überrascht an. „Matthew … ich meine, Mr. Swift hat das gesagt?“
    „Ja, ja, ja …“ Und ehe sie sich rühren, etwas sagen oder auch nur atmen konnte, beugte er sich vor und küsste sie.
    Der Zeichenblock fiel Daisy aus der Hand. Reglos stand sie in seinen Armen und fragte sich, ob sie noch irgendetwas empfinden würde.
    Objektiv betrachtet stimmte alles mit seinem Kuss. Er war weder zu trocken noch zu feucht, nicht zu hart und nicht zu sanft. Und doch … Langweilig.
    Verflixt. Stirnrunzelnd wich Daisy zurück. Sie fühlte sich schuldig, weil sie diesen Kuss so wenig genossen hatte.
    Und es wurde noch schlimmer, als sie den Eindruck gewann, dass es Llandrindon da ganz anders gegangen war.
    „Meine liebe Miss Bowman“, murmelte er in neckendem Ton. „Sie haben mir nicht gesagt, dass Sie so süß schmecken.“
    Wieder streckte er die Arme nach ihr aus, und mit einem leisen Aufschrei sprang Daisy zurück. „Mylord, beherrschen Sie sich.“
    „Ich kann nicht.“ Langsam verfolgte er sie um den Springbrunnen herum. Plötzlich sprang er vor und erwischte ihren Ärmel. Daisy zerrte heftig und wich zurück, wobei sie fühlte, wie der weiße Musselin an der Schulter einriss.
    Dann hörte sie ein Platschen, und Wasser spritzte hoch.
    Daisy stand da und betrachtete blinzelnd die leere Stelle, an der eben noch

Weitere Kostenlose Bücher