Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
Vom Netzwerk:
wandte sich ihrer Mutter zu und presste das Gesicht an ihre Schulter.
    Augenblicke später war Santos fort.

TEIL 6
    Verbotene Früchte

 
38. KAPITEL
    New Orleans, Louisiana, 1995
    Der „Schneewittchen-Killer“ hatte wieder zugeschlagen. Santos bekam die Mitteilung um 2 Uhr 57 morgens. Sechsundzwanzig Minuten später hielt er seinen Wagen vor der St.-Louis-Kathedrale. Die ersten Beamten am Tatort hatten den Bereich bereits abgesperrt. Der Gerichtsmediziner war da und die Spurensicherung. Als Santos den Hebel der Automatikschaltung in die Parkstellung schob, kam der Übertragungswagen von Kanal vier an, und Hoda Kotb und ihre Mannschaft sprangen heraus.
    Santos wartete, bis die Reporter gegangen waren, ehe er die Tür öffnete und ausstieg. Er betrachtete die Szene. Die Kathedrale war beleuchtet wie ein Weihnachtsbaum. Eine illustre Meute hatte sich versammelt: einige Bewohner des Quarters, Leute, die dort arbeiteten, vor allem jedoch späte und fast volltrunkene Partygänger. Mindestens ein Dutzend Uniformierte standen an der Absperrung, sicherten den Tatort und hielten die Menge in Schach.
    Santos atmete tief durch. In seinen zehn Dienstjahren war er Hunderte Male zu solchen Tatorten gekommen, das machte ihm nichts mehr aus. Das hier war jedoch etwas anders. Das war sein spezieller Fall, sein Baby, das war persönlich.
    Er musste diesen kranken Bastard schnappen. Doch seine bisherigen Ermittlungen hatten zu nichts geführt. Der Typ war aalglatt, klug und organisiert. Ein Raubtier.
    Santos zeigte seine Marke und überquerte die gelbe Linie. Die Touristen in der Nähe fotografierten ihn im blendenden Blitzlichtgewitter. Santos wandte sich an den nächsten Uniformierten. „Kümmern Sie sich darum, ja? Man sollte meinen, die wären zufrieden mit ’ner Ansichtspostkarte vom Mississippi oder so.“
    Der Polizist erwiderte achselzuckend: „Ein Besuch in der sündigen Stadt wäre nicht komplett ohne ein Foto von einem Mordtatort.“
    „Ja, stimmt. Und da denken wir immer, die Kriminellen wären verrückt.“
    „Detective Santos?“
    Santos drehte sich um. Ein uniformierter Beamter, den er aus der Innenstadt kannte, kam heran. „Grady. Was gibt’s?“
    „Wieder eine tote Nutte. Es gibt noch keine Bestätigung, aber es scheint klar, dass wir es mit demselben Täter zu tun haben.“ Er räusperte sich. „Das ist die vierte in vier Monaten.“
    „Ich kann zählen“, erwiderte Santos leicht gereizt. „Fahren Sie fort.“
    „Ein paar betrunkene Touristen haben sie gefunden. Stolperten fast über ihren Körper. Der Typ verlor dabei sein Gebiss. Mitleid erregend.“
    „Scheißtouristen“, schnaubte Santos. „Der Bürgermeister wird uns Feuer unterm Hintern machen.“
    „Wie ich höre, ist er auf dem Weg hierher.“
    Santos fluchte leise. „Wo sind die Leute?“ Der Beamte deutete auf ein Paar, das, unter einer Decke kauernd, auf einer Bank vor der Kathedrale saß. „Ich möchte mit ihnen reden.“
    „Okay.“
    „Die Leiche?“
    „Der Täter hat sie direkt vor die Kirchentür gelegt. Kann man sich so was vorstellen? Heute hat wirklich keiner mehr Respekt.“
    Santos nickte, hörte den Ausführungen des Beamten jedoch nur noch mit halbem Ohr zu, als sie über den Gehweg und die Stufen hinauf zum Hauptportal der Kirche gingen.
    Dort lag sie, hübsch wie ein Bild, genau wie die anderen drei, nur diesmal direkt vor der Kirche abgelegt. Die meisten Killer dieses Typs hinterließen ihre Leichen verstümmelt oder in übertriebenen, erniedrigenden Haltungen. Dieser nicht. Er hinterließ die jungen Frauen mit auf der Brust gefalteten Händen, die Augen geschlossen, die Beine zusammen, das frisch gewaschene Haar um den Kopf ausgebreitet. Wie Schneewittchen in ihrem Glassarg. Sie könnten schlafen oder beten.
    Doch sie waren tot. Brutal ermordet.
    Santos hockte sich neben die Leiche. Die Gerichtsmedizinerin, eine Frau mittleren Alters mit Sommersprossen und einem pausbackigen Gesicht, blickte auf. „Hallo, Detective. Unser Freund ist eifrig.“
    „Das sehe ich.“ Santos zog sich Gummihandschuhe an. „Was haben wir?“
    „Weiße, weiblich. Dunkle Haare. Jung. Ich schätze, achtzehn bis zwanzig.“
    „Nutte?“
    „Vermutlich, wenn wir es mit demselben Täter zu tun haben. Kennen Sie sie?“
    Santos verneinte. Er hatte drei Jahre bei der Sitte im French Quarter gearbeitet, bevor er ins Morddezernat gegangen war. Aber die Straßenmädchen wechselten schnell, besonders die jungen. Außerdem wusch der

Weitere Kostenlose Bücher