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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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ausgenommen, war Jackson der einzige Mensch, dem Santos genug traute, ihn Freund zu nennen.
    Abgesehen davon, konnte Santos das gesunde Zeug nicht ausstehen, das Jackson gerne aß.
    Er überflog die Speisekarte, wählte das, was am wenigsten unappetitlich klang, und legte die Faltkarte beiseite. „Bist du sicher, dass du an der Reihe warst, das Lokal auszusuchen?“
    „Ja.“ Ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. „Als wir letztes Mal im ,Port of Call‘ waren, war mir hinterher eine Woche lang schlecht von dem vielen Fett.“
    „Für einen toughen Polizisten klingst du sehr nach Mamasöhnchen.“
    Jackson wippte lachend mit dem Stuhl nach hinten. „Mag schon sein, aber dieses Mamasöhnchen wird lange leben.“
    Die Kellnerin kam, nahm ihre Bestellungen auf und ging wieder. Santos sah ihr nach, begutachtete das verführerische Schwingen ihrer Hüften und wandte sich wieder Jackson zu. „Hast du Glück gehabt heute Morgen?“
    „Ein paar Nutten haben das Mädchen erkannt. Sie hieß Kathi. Kein Zuhälter, kein Freund, keine Drogen.“
    „Unser Knabe macht mich langsam verrückt.“ Santos ging stirnrunzelnd noch mal die Details des Falles durch. „Wir übersehen etwas.“
    „Aber was?“ Jackson beugte sich vor, und die vorderen Stuhlbeine prallten auf den Boden. „Wir haben vier Opfer. Alles Straßenmädchen. Alle jung, brünett, europäischer Typ. Alle aus dem French Quarter. Alle auf dieselbe Weise umgebracht, keine Abweichungen. Bei allen lag ein roter Apfel, ein Bissen fehlte auf jeder Seite. Und in allen Fällen stammte ein Biss vom Opfer, der andere vermutlich vom Mörder.“
    „Und in die Handflächen jedes Opfers war ein Kreuz eingebrannt“, endete Santos und fuhr sich mit dem Zeigefinger am Nasenflügel entlang. „Ich weiß. Trotzdem muss da etwas sein, das wir übersehen.“
    Die Kellnerin brachte ihre Eistees und lächelte Santos an, als sie sein Glas abstellte. Er erwiderte das Lächeln automatisch. Seine Gedanken schweiften Jahre zurück zu einem anderen Mord. Und er dachte an den Fünfzehnjährigen, der mit dem Tod der Mutter alles verloren hatte und selbst tot sein wollte.
    „Wir kriegen ihn, Partner“, versprach Jackson, als lese er Santos’ Gedanken. „Eines Tages macht er einen Fehler, hinterlässt eine Spur oder einen Zeugen, und dann nageln wir ihn fest.“
    Santos sah seinem Freund in die Augen. „Und wie viele Mädchen müssen bis dahin sterben?“
    Im Fernsehen über der Bar wurde die laufende Talk-Show von den Nachrichten unterbrochen. Der Nachrichtensprecher berichtete, dass der Schneewittchen-Killer wieder zugeschlagen habe. Dann wurde ein Mitschnitt der morgendlichen Pressekonferenz aus dem Büro des Bürgermeisters eingespielt. Der, ganz erboster Politiker, kritisierte, wie die Polizei den Fall handhabte, und versprach, die Stadt zu säubern.
    Santos beobachtete den Politiker und schnaubte: „Was für’n Arschloch.“
    Jackson zählte kopfschüttelnd auf: „Täglich mehr als ein Mord in dieser Stadt, wir sind unterbesetzt, haben nicht genügend Mittel, und der beklagt sich, dass wir den Täter noch nicht gefangen haben? Manchmal hängt mir der Job wirklich zum Hals heraus.“
    Santos trank durstig von seinem Tee. „Was mir gehörig auf den Geist geht, ist, dass der Fall bisher auf kleiner Flamme gekocht wurde, weil die Opfer ausschließlich Nutten waren. Nur weil ein paar Touristen über eine Leiche stolpern, regen sich plötzlich alle auf.“
    Santos hörte selbst, wie verbittert das klang. Er bearbeitete den Fall, weil es ihm etwas ausmachte, dass diese Mädchen abgeschlachtet wurden. Er fühlte mit ihren Familien. Er wusste, wie das war, jemand auf diese Weise zu verlieren und niemand kümmert sich darum.
    Jackson schwieg einen Moment und gab zu bedenken: „Diese Mädchen sind nicht deine Mutter, Santos. Es ist nicht derselbe Täter.“
    „Woher willst du das wissen?“
    „Der Modus Operandi stimmt nicht.“ Jackson zählte die Unterschiede auf: „Er erstickt sie, er benutzt kein Messer. Er hat Sex mit ihnen, nachdem er sie getötet hat, nicht vorher. Außerdem, wie lange liegt dein Mord zurück? Zwanzig Jahre?“
    „Sechzehn.“ Santos fuhr eindringlich fort: „Es ist der Apfel, Mann. Was ist mit dem Apfel? Auch neben meiner Mutter lag ein Apfel.“
    „Zufall. Der Täter damals hatte Hunger.“
    „Du hast vielleicht Recht, aber …“ Santos unterbrach sich, als die Kellnerin ihre Mahlzeit brachte, und redete weiter, nachdem sie gegangen war. „Aber

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