Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
Vom Netzwerk:
Schneewittchen-Killer – er war von der Presse so getauft worden – seine Opfer, trocknete ihnen die Haare und entfernte Make-up und Schmuck. So gesäubert waren die Mädchen kaum wieder zu erkennen.
    Santos blickte zu Grady auf. „Da drüben sind ein paar Straßenmädchen. Schauen Sie mal, ob eine von denen das Opfer kennt.“
    Grady nickte und eilte davon.
    Santos betrachtete das Opfer und nahm jedes Detail auf. „Todesursache?“
    „Vermutlich Ersticken. Nach der Autopsie weiß ich mehr. Aber der Körper ist unverletzt. Keine Prellungen, keine Kampfspuren.“
    „Sie sieht ziemlich frisch aus.“
    „Sie war noch nicht lange tot.“ Die Gerichtsmedizinerin schürzte die Lippen. „Unser Knabe wird ganz schön kess, sie hierher zu legen.“
    „Er fordert uns heraus.“ Santos sah sich suchend um. „Kein Apfel?“
    „Wurde schon eingesammelt. Wie immer war er auf jeder Seite einmal angebissen. Im Gegensatz zu den anderen Fällen sehe ich bei ihr jedoch keine Reste in den Zähnen. Sehen Sie sich das an.“
    Die Gerichtsmedizinerin löste vorsichtig die gefalteten Hände des Opfers. Die Totenstarre hatte bereits eingesetzt. Trotzdem sah Santos Teile des in die Handflächen eingebrannten Kreuzes. Genau wie bei den anderen Leichen. Diesen Teil des vom Killer zelebrierten Rituals hatten sie vor den Medien bisher geheim gehalten.
    Santos nickte, und die Medizinerin legte die Hände vorsichtig wieder zurück. „Ist es möglich, dass wir es hier mit einem anderen Täter zu tun haben?“
    „Meiner Ansicht nach nicht. Nach den Tests weiß ich mehr.“
    Santos stand auf. „Ich rufe Sie morgen an.“
    „Aber bitte spät“, sagte sie und machte sich wieder an die Arbeit. „Ich muss noch andere Fälle vor diesem bearbeiten.“
    Santos antwortete nicht, er dachte bereits an die Touristen und die Fragen, die er ihnen stellen wollte.
    Stunden später hielt Santos vor einem trendy aussehenden Lokal, schüttelte sich das Sakko von den Schultern und löste die Krawatte. Die Nachmittagssonne war heiß für März und brannte auf den Gehweg des French Quarter. Santos schwitzte, er war müde und frustriert. Die letzten vier Stunden hatte er mit Clubbesitzern und Barmännern gesprochen, das Bild der Toten herumgezeigt und gehofft, dass jemand etwas gesehen hätte. Fehlanzeige.
    Und nun das hier. Der „Garten der irdischen Genüsse“. Verdammt, sein Partner hatte es wieder getan und versuchte ihn mit Gesundheitskost zu vergiften.
    Santos betrat das Restaurant, ein Yuppielokal mit seltsamen Wandgemälden und Pflanzen im Überfluss. Er sah sich um und entdeckte seinen Freund und Partner, was nicht schwierig war, da er außer dem Barmann der einzige Mann im Lokal war, außerdem sehr groß, glatzköpfig und schwarz wie die Nacht. Santos ging zu ihm, setzte sich ihm gegenüber, sah sich um und sagte übertrieben kritisch: „Ich verabscheue dieses Lokal.“
    Jackson lachte: „Es ist neu, und wie ich gehört habe, soll es sehr gut sein.“
    „Von Helga, der Schrecklichen, vermutlich.“
    „Das ist eine Kampfansage, mein Freund.“ Er sah Santos scharf an, und der unterdrückte ein Schmunzeln. „Du redest von meiner Frau.“
    „Nette Lady. Aber mieser Geschmack in puncto Restaurants.“ „Mistkerl.“
    Santos nahm lachend die Speisekarte auf. „Ich hoffe, die haben noch etwas anderes als Kaninchenfutter.“
    Er und sein Partner – dessen Eltern hatten ihn tatsächlich Andrew Jackson getauft – waren absolute Gegensätze. Jackson, verheiratet, zwei Kinder, war Familienvater durch und durch. Er war praktisch und ging mit ruhiger Distanz an seine Arbeit. Ein ausgezeichneter Cop, der jedoch seine Fälle auf dem Revier zurückließ, wenn er abends nach Hause ging.
    Santos hingegen war ein Workaholic und ein Einzelgänger. Abgesehen von Lily, hatte er keine Familie und niemand, um den er sich sorgen musste. Er ging mit Leidenschaft und manchmal mit Besessenheit an seine Fälle heran. Wenn sein Körper nicht nach Nahrung und Ruhe verlangen würde, könnte er rund um die Uhr arbeiten. Sein Eifer hatte ihn mehr als einmal bei seinen Vorgesetzten in Schwierigkeiten gebracht. Sie nannten ihn einen gefährlichen, verantwortungslosen Hitzkopf. Und es ärgerte sie gewaltig, dass er einer der höchstdekorierten Beamten im Polizeidienst war.
    Trotz ihrer Verschiedenartigkeit waren er und Jackson ein gutes Team. Sie arbeiteten seit sechs Jahren zusammen, und jeder hatte dem anderen öfter das Leben gerettet, als sie zählen konnten. Lily

Weitere Kostenlose Bücher