Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte
erklärte sie bloß, und Tränen rollten über ihre Wangen. „Von ganzem Herzen.“
Ihre Mutter packte sie am Arm und schüttelte sie. „Wach auf, Glory. Dieser Junge benutzt Mädchen nur! Du bist bloß eine von vielen für ihn.“
„Das ist nicht wahr!“ Schluchzend versuchte sie, ihrer Mutter den Arm zu entreißen, doch die hielt fest und grub die Finger schmerzhaft in ihr Fleisch.
„Es ist wahr! Er hat andere Freundinnen, viele sogar. Ich habe ihn überprüfen lassen. Wenn wir das nur früher gewusst hätten … ehe du dich an ihn weggeworfen hast.“
„Nein. Ich glaube dir nicht! Er hatte andere Freundinnen, aber sie bedeuteten ihm nichts. Er liebt mich.“
Ihr Vater seufzte, kam zu ihnen und nahm Glory tröstend in die Arme. „Ich bin sicher, du glaubst, ihn zu lieben. Er ist älter und erfahrener als du. Ein junges Mädchen wie du ist leicht zu beeinflussen.“ Er zog Glory an sich. „Ich weiß, es ist meine Schuld. Ich hätte dich warnen müssen, wie Jungs sein können, was sie tun oder sagen werden, um zu bekommen, was sie haben wollen. Manche Jungs tun alles, um ein Mädchen herumzukriegen. Es tut mir so Leid, Püppchen. Ich weiß, wie weh das tut.“
„Nenn mich nicht Püppchen!“ Sie entzog sich heftig seinen Armen. „Du hast schon vor langer Zeit das Recht verloren, mich so zu nennen. Als du aufgehört hast, an mich zu glauben.“
Er wich gekränkt zurück. „Glory, ich …“
„Du weißt nichts von Santos. Er ist gut und lieb, und er liebt mich. Ich weiß es!“ Sie wischte sich die Tränen ab. „Ich werde bei ihm bleiben. Es ist mir gleichgültig, was ihr sagt.“
„Ich habe ihn gewarnt“, erklärte Hope in scharfem Ton, „dass ich ihn wegen Verführung Minderjähriger verhaften lasse, sollte er es wagen, dich wieder zu sehen.“
Glory war entsetzt. Mutter hat mit Santos gesprochen! Sie hat ihm gedroht.
„Das ist zutreffend, Glory Alexandra. Du bist minderjährig. Er ist erwachsen. Er hat dich ausgenutzt. Es gibt Gesetze …“
„Daddy! Bitte!“ Sie nahm flehend seine Hände. „Siehst du denn nicht, was sie macht? Sie hasst mich. Sie will mein Leben beherrschen.“
Philip schloss seufzend die Finger um ihre. „Deine Mutter und ich waren in der Vergangenheit nicht immer einer Meinung in puncto Disziplin. Aber diesmal bin ich auf ihrer Seite, Glory. Sie will nur dein Bestes, und dieser Junge … er ist nicht …“
Als Glory sich ihm entziehen wollte, hielt er sie fest. „Du willst das jetzt nicht hören, aber irgendwann wirst du einsehen, dass wir Recht hatten mit diesem Jungen.“
Glory sprang hysterisch zurück. „Ich hasse dich! Du ergreifst immer ihre Partei, egal, was sie tut oder sagt. Du bist nie auf meiner Seite. Ich hasse dich!“
Ihr Vater erbleichte, und einen Moment tat er ihr Leid. Doch sie konnte nicht verhindern, dass aller Zorn, alle Verbitterung und Enttäuschung aus ihr hervorbrachen. Sie wollte ihm wehtun, wie er ihr wehgetan hatte. Wollte ihn verletzen für all die Male, wo er, obwohl sie im Unrecht war, zu seiner Frau gehalten hatte.
„Wenn du mich lieben würdest, wenn du auch nur einen Funken Anstand im Leib hättest, würdest du ihr die Stirn bieten. Ich bedaure dich ebenso sehr, wie ich dich hasse. Ich wünschte, du wärst nicht mein Vater!“
Hope packte Glory am Arm, dass sich ihre Nägel klauenartig in ihr Fleisch pressten. „Du wirst diesen Jungen nicht wieder sehen!“ drohte sie und schüttelte sie so fest, dass ihr die Zähne klapperten. „Hast du verstanden?“
„Hope!“ rief Philip und versuchte, sie von Glory wegzuzerren. „Um Gottes willen! Vielleicht sollten wir ihr zuhören. Sie hat uns nie vorher belogen. Vielleicht ist dieser Junge nicht …“
Hope schüttelte seine Hand ab, das Gesicht wutverzerrt. „Du weißt gar nichts, Philip! Wenn es um sie geht, bist du blind! Das warst du immer! Ich kümmere mich um diese Sache. Ich schicke sie weg auf eine Schule, die ein solches Benehmen nicht toleriert.“
„Nein. Ich gehe nicht! Ihr könnt mich nicht zwingen!“ Glory schlug mit beiden Armen auf ihre Mutter ein und traf sie an Schultern und Nacken. Hope stieß einen Schmerzenslaut aus, ließ Glory los und taumelte rückwärts.
Glory wandte sich ab und lief durch das Empfangsbüro zur Treppe. Ihr Vater rief etwas hinter ihr her, sie reagierte nicht. Sie hörte, dass er ihr folgte, und hörte ihre Mutter die Sekretärin beauftragen, den Sicherheitsdienst zu rufen.
Unbehelligt schaffte es Glory in die Lobby. Sie
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