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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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und beharrlicher wurde das Böse in ihr. Sie war gezwungen, es heftiger zu bekämpfen, und geriet ihm dennoch häufiger in die Fänge. An den meisten Tagen war sie kampfmüde und energielos.
    Nur wenn sie dem Biest in sich nachgab, verfiel es eine Weile in Schlummer, und sie erlebte Augenblicke des Friedens.
    Es hatte jetzt seit über einer Woche geschlafen. Sie lächelte vor sich hin. In Zeiten wie diesen war das Leben schön. Dann war der Kampf, der sie zeitlebens begleitete, nicht mehr als ein lebhafter, beängstigender Albtraum. Und in Zeiten wie diesen war sie überzeugt, das Biest ein für alle Mal besiegt zu haben.
    Ihr Friede wurde gestört, als Glory über die Veranda stürmte und an der Tür stehen blieb. „Du machst mich krank, Mutter! Wie konntest du nur?“
    Hope starrte ihre Tochter verblüfft an. Noch nie hatte Glory sie so angefahren. In ihren Augen brannte ein fiebriges Licht, das Hope aus ihren Albträumen kannte.
    Das Böse ist zu einer neuen Runde angetreten, diesmal durch Glory!
    Hope faltete die zitternden Hände im Schoß. „Glory Alexandra“, begann sie streng, bemüht, ihre Panik zu überspielen, „du weißt, dass ich während meiner abendlichen Bibellesungen nicht gestört werden möchte. Das war schon immer so.“
    „Bibellesungen, Mutter?“ wiederholte sie verächtlich. „Ach, wie gut du doch bist, wie christlich! Du bist doch ein leuchtendes Vorbild für uns alle, nicht wahr? Zumindest hast du das mir und allen anderen stets weisgemacht.“
    Hopes Herz begann zu hämmern. Etwas Schreckliches war geschehen. Etwas, das sie seit langem befürchtet hatte. Sie senkte den Blick auf die Bibel, die beim 23. Psalm geöffnet war.
    Und ob ich schon wanderte im finstren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.
    Hope konzentrierte sich auf die Worte des Psalms und ließ sich von ihnen beruhigen und trösten. Sorgsam schloss sie die Heilige Schrift, legte sie beiseite und faltete erneut die Hände im Schoß. „Was soll das heißen, Tochter?“ fragte sie kühl. „Bist du über irgendetwas aufgebracht?“
    „Aufgebracht? Ja, ich denke schon.“ Glory kam einige Schritte näher, und Hope bemerkte, dass sie die Hände zu Fäusten ballte. „Sagt die Heilige Schrift nicht etwas über Vergebung, Mutter? Sagt sie nicht etwas über die Sünde, andere zu richten?“
    Ein Gefühl der Kälte durchdrang Hope. „Natürlich“, bestätigte sie beklommen. „Wie du sehr wohl weißt. Ich habe dafür gesorgt, dass du in Gottes Wort gut unterwiesen wurdest.“
    „O ja, du hast dafür gesorgt, dass ich zur Messe ging. Du hast dafür gesorgt, dass ich die Bibel von A bis Z kannte. Du hast dafür gesorgt, dass ich der perfekte kleine Engel war.“ Ihre Stimme brach. „Und wenn ich deinen hohen Ansprüchen nicht genügte, hast du dafür gesorgt, dass ich für meine Sünden bestraft wurde.“
    „Ich bin deine Mutter. Ich habe immer getan, was für dich am besten war.“
    „Oder vielleicht eher für dich?“ Glory schob sich, heftig atmend, das Haar aus dem Gesicht. „Ich habe heute Lily Pierron kennen gelernt, meine Großmutter. Ich sah das Haus, in dem du aufgewachsen bist. Ich weiß, was du getan hast, Mutter.“
    Hope starrte ihre Tochter fassungslos an. Glory weiß es. Guter Gott, sie weiß es!
    Um Fassung ringend, suchte sie nach den richtigen Worten. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Meine Mutter und ich hatten eine wunderbare Beziehung. Es brach mir das Herz, als der Herr sie mir so früh entriss.“
    „Hör auf damit, Mutter! Hör auf mit diesen Lügen!“ Glory war den Tränen nahe. „Deine Mutter lebte, obwohl sie heute fast gestorben wäre. Wie konntest du … wie konntest du nur …“ Glory wandte sich ab und schlug die Hände vors Gesicht. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß nicht, wer du bist.“ Sie ließ die Hände sinken und drehte sich zu Hope um. „Und wegen all deiner Lügen weiß ich auch nicht, wer ich bin. Warum hast du mir die Wahrheit verschwiegen?“
    „Du bist Glory St. Germaine von den St. Germaines aus New Orleans. Und ich bin deine Mutter.“
    „Und Lily ist deine Mutter! Du hast sie im Stich gelassen!“
    „Du weißt gar nichts, du …“
    „Santos hat mich zum River-Road-Haus gefahren. Ich habe Bilder gesehen. Ich habe Großmutters Briefe gelesen, in denen sie dich um Verzeihung gebeten, angebettelt hat, Mutter. Du hast die Briefe gelesen und zurückgeschickt!“
    Hope sprang wutentbrannt auf. „Sie ist eine Hure! Verstehst du denn

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