Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte
stammte.
Ihre Mutter würde ihn vermutlich nicht mögen, weil er ihr nicht gut genug war für eine Partnerschaft. Sie wollte nichts von ihrem Status einbüßen und würde nichts zustimmen, das Gerede nach sich ziehen konnte.
Ihre Mutter würde ihrem Vorhaben, falls überhaupt, dann nicht bereitwillig zustimmen. Und Glory wusste nicht recht, was sie dagegen tun konnte.
64. KAPITEL
Der Club nannte sich Rack und lag am Rande des Quarters. Fernab belebter Touristenpfade und legitimer Geschäfte, öffnete er um Mitternacht, schloss im Morgengrauen und bediente eine Klientel, deren sexuelle Gelüste dem Normalen zuwiderliefen und das Zufügen und/oder Empfangen von Schmerzen einschlossen.
Und Hope St. Germaine ist gerade darin verschwunden!
Santos stieß einen leisen Pfiff aus. Fünf Tage Beschattung zahlten sich endlich aus. Aber das? Wenn er es nicht selbst gesehen hätte, ihr nicht von zu Hause hierher gefolgt wäre, beobachtet hätte, wie sie aus dem Auto stieg – ganz in Schwarz, das Gesicht mit einem Schal verdeckt –, über den Gehsteig huschte und im Club verschwand, hätte er es nicht geglaubt.
Jetzt habe ich dich! Fast.
Santos zog sich die Kappe der New-Orleans-Saints tiefer in die Stirn und stieg aus seinem Auto. Jackson hatte über seine Kontakte erfahren, dass Königin St. Germaine kürzlich einen Fünfundzwanzigtausenddollarwechsel eingezogen hatte. Zudem hatte sie das Geld auf keinem ihrer Konten eingezahlt, zumindest nicht auf solchen, zu denen Jacksons Quellen Zugang hatten.
Leider war es keine Straftat, einen Wechsel einzuziehen. Und da er und Jackson die Information illegal bekommen hatten, war sie auch nicht gerichtsverwertbar. Er brauchte mehr, um zu beweisen, dass sie ihn hereingelegt hatte.
Santos betrat das Rack und hielt den Kopf gesenkt. Möglicherweise erkannte man ihn hier, obwohl es Jahre her war, dass er den Club im Zuge allgemeiner Säuberungsaktionen hochgenommen hatte. Wenn ihn seine Erinnerung nicht trog, war der Club damals weniger als zweiundsiebzig Stunden geschlossen geblieben.
Das Leben ging weiter. Und das Department hatte weder die Mittel noch das Personal, jeden Gesetzesbruch zu verfolgen, schon gar nicht, wenn es um Sex zwischen mündigen Erwachsenen ging – auch wenn er gefährlich und abartig war.
Santos’ Blick wanderte suchend durch den Raum, der auf europäische Weise elegant und schön war. Nicht unbedingt das Interieur, das man sich in einem Club vorstellte, der von der Schlag-mich-peitsch-mich-Liga frequentiert wurde. Doch die Kundschaft des Rack stammte aus der Oberschicht. Sie war das Beste gewöhnt und gab sich mit nicht weniger zufrieden, nicht mal in ihren Sado-Maso-Clubs. Und falls jemand das traditionellere Horrorkabinett bevorzugte, fand er das in den privaten Partyräumen oben und im hinteren Teil.
Santos ging weiter in den Club und arbeitete sich durch eine schwarz gekleidete Menge mit ungesunden Dornen- und Kettenapplikationen. Er blieb stehen, um einen Mann, der seinen Freund an Halsband und Koppelleine herumführte, vorbeizulassen. An der Bar benutzte eine gestiefelte Frau mit zehn Zentimeter hohen Stöckelabsätzen den nackten Rücken ihres Begleiters als Fußbank. Santos zuckte zusammen, als er sah, wie sich ihre Absätze bei jeder Bewegung in das Fleisch des Mannes bohrten. Unter die Herrschaften mit der schrillen Kleidung hatten sich Leute in so normaler, konservativer Aufmachung gemischt, wie jeder Banker oder Anwalt sie trug.
Keine Hope St. Germaine.
Sie war zu einer Privatparty gegangen. Santos sah sich leise fluchend um. Zugang zu den Privaträumen verschafften ihm nur ein Wunder oder das Gesetz. Leider konnte er momentan beides nicht für sich nutzen. Und was nun?
„Hallo, mein Hengst.“ Eine große, kräftig gebaute Dame glitt neben ihn, hakte sich bei ihm unter, und ihre langen rot lackierten Nägel bohrten sich viel sagend in seinen Unterarm. „Deckst du heute Nacht?“ fragte sie mit rauer Falsettstimme. „Du siehst genau wie der Mann aus, der mich zum Schreien bringen könnte.“
Santos sah in ihre – genauer gesagt, seine – stark geschminkten Augen. Er kannte Sam, Samantha, von früheren Begegnungen. Sam verkehrte in dieser Szene und war ein „Gump“, ein Strichjunge, der sich als Frau kleidete.
Und es bestand eine gute Chance, dass Sam ihm helfen konnte. Santos lächelte: „Hallo, Samantha, was macht ein nettes Mädchen wie du an so einem Ort?“
Erschrocken erkannte Sam ihn und wollte zurückweichen. Santos
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