Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte
wahr! So war das nicht!“ Hope St. Germaine kam einen Schritt näher, ihr eisiger Blick schien Liz zu durchbohren. Sie presste sich gegen die Stuhllehne. „So war das nicht“, wiederholte sie schwach. „Ehrenwort.“
„Warum erzählst du uns dann nicht, wie es war, Liz?“ Hope lächelte, allerdings ohne jede Freundlichkeit. „Wir möchten dich nicht irrtümlich beschuldigen.“
Liz atmete tief durch, ihr Magen begann zu rebellieren. Hätte sie Glory doch bloß nie geholfen. Sie wünschte, Glory hätte ihr nicht gebeichtet, was sie und Santos in der Ballnacht getan hatten. Und sie wünschte, sie könnte über ihre Beteiligung an der ganzen Sache lügen.
Wenn Hope St. Germaine jedoch ohnehin alles wusste und sie bei einer weiteren Lüge ertappte, würde sie kaum eine Chance haben, weiter an der Akademie zu bleiben.
„Nun?“ fragte Hope ungeduldig. „Hast du Glory bei ihrer Täuschung geholfen?“
Liz nickte stumm, ohne aufzusehen.
„Ist das ein Ja?“
„Ja, Ma’am“, flüsterte sie.
„Bist du am letzten Samstag auf dem Maskenball so weit gegangen, das Kleid mit Glory zu tauschen und ihre Rolle zu spielen, damit sie aus dem Hotel entwischen konnte, um mit diesem Jungen zusammen zu sein?“
Liz nickte wieder. „Ja, Ma’am.“
Schwester Marguerite stieß einen Laut der Empörung aus. „Du warst so viel versprechend, Elizabeth. Wir haben an dich geglaubt. Wie hast du uns nur so enttäuschen können?“
Liz hob den tränenverschleierten Blick zur Schulleiterin empor. „Es tut mir Leid, Schwester. Ich wollte nicht … ich wollte Sie nicht enttäuschen.“
„Die Bedingungen deines Stipendiums sind sehr klar. Moralische Verworfenheit wird nicht geduldet.“
Liz sprang in Panik auf. „Aber ich wusste es nicht! Ich habe nicht …“
„Beruhige dich, Liz“, unterbrach Glorys Mutter sie sanft. „Wenn du uns alles erzählst, was du weißt, kann ich Schwester Marguerite vielleicht überzeugen, nachsichtig mit dir zu sein.“
Erleichtert sagte Liz sich, dass alles gut werden würde. Sie musste nur die Wahrheit sagen. Das war kein Verrat an Glory, die wussten ja sowieso schon alles.
Liz nickte und setzte sich wieder. „Also gut. Was wollen Sie wissen?“
„Beginne am Anfang, Elizabeth. Wie hat Glory den Jungen kennen gelernt?“
Liz nickte wieder und begann. Sie erzählte alles, woran sie sich erinnerte: von dem Morgen, als Glory sie am Bus abpasste und ihr von der Begegnung mit Santos berichtete, über den Rollentausch auf dem Maskenball bis zu dem, was Glory und Santos in jener Nacht gemacht hatten.
Als sie fertig war, legte Hope, leichenblass geworden, eine Hand an die Brust. „Soll das heißen, dass meine Tochter … dass sie und dieser Junge, dass sie …“
Da sie stammelnd verstummte, griff Schwester Marguerite ein. „Elizabeth Sweeney, sagst du, dass Glory und dieser Junge in … unkeuscher Weise beisammen waren? Einer Weise, wie sie verheirateten Paaren vorbehalten ist?“
Glorys Mutter hat es nicht gewusst! Lieber Gott, was habe ich getan?
„Elizabeth, ist es das, was du sagst?“
„Ja“, flüsterte Liz, und ihr Magen wollte sich umdrehen.
Schwester Marguerite bekreuzigte sich, Glorys Mutter sank aschfahl in einen Sessel.
„Ich wusste es nicht“, sagte Liz, und Tränen kullerten ihr über die Wangen. „Ich habe erst … hinterher davon erfahren. Wenn sie mir gesagt hätte, was sie vorhatte, hätte ich mich geweigert, ihr zu helfen.“ Sie wischte sich die Tränen von den Wangen. „Sie müssen mir glauben!“
„Und warum?“ fragte Hope streng und ballte die Händen. „Du hast dich bereits als Lügnerin entlarvt.“ Sie legte zitternd eine Hand an die Stirn. „Und jetzt haben meine Tochter und dieser … dieser Halunke …“
„Santos ist kein Halunke. Wirklich nicht, Mrs. St. Germaine. Er ist ein netter Junge, und er ist klug. Er besucht die Universität von New Orleans, und sobald er einundzwanzig ist, geht er auf die Polizeiakademie.“
„Das reicht, Elizabeth!“ warf Schwester Marguerite stirnrunzelnd ein. „Wir sollten besser …“
„Aber Sie müssen mir glauben! Er liebt Glory.“ Liz rang die Hände und sah Glorys Mutter flehentlich an. „Er wollte es Ihnen und Ihrem Mann längst sagen. Er mochte diese Heimlichtuerei nicht. Er hielt das für falsch …“
„Was ihn nicht daran gehindert hat, bei der Heimlichtuerei mitzumachen.“
„Weil Glory ihn darum gebeten hatte. Es gab deshalb sogar einen Streit.“ Liz wischte sich mit dem Handrücken
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