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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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nichts für dich tun.“
    „Aber ich habe nichts verbrochen! Sie sind die Schuldirektorin, sicher können Sie …“
    „Die Bedingungen deines Stipendiums sind eindeutig. Es verlangt von dir, dass du akademisch wie moralisch den höchsten Anforderungen genügst.“
    „Aber …“
    „Das hast du nicht. Tut mir Leid, aber du bist auf der Akademie der unbefleckten Empfängnis nicht länger willkommen. Ich rufe deine Eltern an.“
    Liz sank auf den Stuhl, bedeckte das Gesicht mit den Händen und weinte hemmungslos. Sie hatte alles verloren, ihr Stipendium, ihre Chance, auf eines der besten Colleges zu gehen, ihre Zukunft.
    Die Schwester reichte ihr ein Papiertaschentuch. „Tut mir Leid, Liz. Du hast einen brillanten Verstand, und ich weiß, du hast trotz dieses Rückschlags eine glänzende Zukunft vor dir. Ich hoffe, du hast aus alledem etwas gelernt.“
    Liz putzte sich die Nase. „Was … was ist … mit Glory?“
    „Das geht dich nichts an.“
    Die Direktorin wollte sich abwenden, doch Liz hinderte sie, indem sie sie am Ärmel berührte. „Was passiert mit Glory? Wird sie auch von der Schule gewiesen?“
    Die Schwester schwieg eine Weile und murmelte dann fast tonlos: „Ihre Mutter und der Herr werden sich mit ihrer Verfehlung befassen.“
    Liz starrte die Schwester fassungslos an. Sie mochte ihren Ohren nicht trauen. Sie wurde der Schule verwiesen, weil sie Glory gedeckt hatte, und Glory erhielt überhaupt keine Strafe? Wie konnte die Schwester so etwas tun? Es war so unfair, so …
    Dann verstand sie. Wenn ihre Familie der Akademie so viel Geld spenden könnte wie die St. Germaines, würde auch ihr nicht das Geringste geschehen. Tatsache war, dass Hope St. Germaine sie, Liz, aus Glorys Leben entfernen wollte. Und Hope verfügte über das Geld, ihre Wünsche durchzusetzen.
    Zornig über diese Ungerechtigkeit, dachte sie verbittert: So viel zur christlichen Schule und ihren hohen moralischen Ansprüchen!
    Der Schwester wurde es unbehaglich unter ihrem vorwurfsvollen Blick. „Tut mir Leid, Elizabeth, aber du musst das verstehen. Ich muss diese Schule leiten. Und ich muss das tun, was für die gesamte Schülerschaft am besten ist.“
    „Oh, ich verstehe sehr gut.“ Liz stand zitternd auf und hob stolz den Kopf. „Geld regiert die Welt, nicht wahr?“
    „Ich sorge dafür, dass dein Zeugnis gut ausfällt. Mehr kann ich nicht für dich tun.“
    Die Hände geballt, kämpfte Liz gegen neue Tränen an. Sie hatte soeben eine schrecklich teure Lektion gelernt. Eine, die ihr Vater – ein ungebildeter Arbeiter – schon immer beherrscht hatte.
    Im Leben wurde mit gezinkten Karten gespielt. Geld bedeutete Macht, und alles und jeder hatte seinen Preis. Sogar eine von guten Absichten geleitete Nonne.

 
33. KAPITEL
    Santos wartete auf den alten Fahrstuhl im St. Charles. Er schlug Lilys Umschlag gegen die Handfläche, und es juckte ihn hineinzusehen. Er musste wissen, was Lily Hope St. Germaine schickte. Er musste herausfinden, welcher Art die Beziehung der beiden Frauen war.
    Erst dann würde er wissen, wie er weiter vorgehen musste.
    Der Fahrstuhl kam, und Santos trat in die Kabine. Er drückte den Knopf für die dritte Etage und schob den Umschlag in seine Tasche. Am Morgen hatte er Lily gebeten, ihm seine Fragen zu beantworten. Sie hatte sich geweigert. Wieder mal. Stattdessen hatte sie erklärt, dies sei das letzte Mal, dass er etwas bei Hope St. Germaine abgeben müsse.
    Auch das hatte er merkwürdig gefunden. Etwas an dieser ganzen Sache gefiel ihm nicht. Da passte etwas nicht zusammen, und er wollte herausfinden, was das war. Heute.
    Heute würde er vielleicht auch Hope St. Germaine mitteilen, dass er ihre Tochter liebte. Vielleicht.
    Santos atmete tief durch, beunruhigt durch widerstreitende Gefühle. Er hatte Glory versprochen, nicht mit ihren Eltern zu reden, ihr noch Zeit zu lassen und bis nach Mardi Gras zu warten. Doch nach den Ereignissen der vorletzten Nacht glaubte er, nicht länger warten zu können. Sie hatten einen großen Schritt in ihrer Beziehung getan, der nach Ehrlichkeit verlangte. Sie waren eine gegenseitige Verpflichtung eingegangen, und es war Zeit, offen für ihre Liebe einzutreten.
    Falls Glory mich wirklich liebt.
    Der Fahrstuhl kam zum Stehen. Santos ging in den Flur und um eine wartende Menschengruppe herum. Ich bin selbstsüchtig, dachte er plötzlich. Ich will unsere Liebe öffentlich machen, um meine Zweifel loszuwerden.
    Es wurde ihm eng in der Brust, die Hände schwitzten. Angst.

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