Verbotene Gefühle - prickelnd wie Champagner
„Was ist denn mit dem los?“
„Keine Ahnung, er will nichts sagen. Aber irgendetwas quält ihn, das ist klar.“ Trevor setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch und schlug einen Aktenordner auf.
„Ich weiß, was in ihm vorgeht“, meinte Blake.
Trevor sah hoch. „So? Was denn? Und woher willst du das wissen?“
„Ich bin mir zwar nicht hundertprozentig sicher. Aber ich habe gerade unsere Schwester Melissa mit Shane McDermott zusammen gesehen. Sie wirkten sehr … vertraut miteinander. Weißt du Näheres darüber?“
Langsam lehnte Trevor sich zurück. „Nein. Aber wenn unser freundlicher Nachbar an unserer Schwester interessiert ist, sollten wir lieber ein Auge darauf haben.“
„Ganz meine Meinung.“
Drei Tage lang hatte Erica sich jetzt schon in ihrem Apartment in San Francisco verkrochen, und immer noch wusste sie nicht, was sie tun sollte. Anfangs hatte sie sich die Augen aus dem Kopf geheult, dann aber hatte die Wut die Oberhand gewonnen. Darüber war sie froh, denn mit Zorn konnte sie besser umgehen als mit Trauer.
Sie stand auf und ging durch das Wohnzimmer auf den Balkon, der auf die Bucht und die Golden Gate Brücke hinausging. Von hier aus hatte sie einen wunderbaren Blick, und meistens ließ sie die Glastür offen, um den frischen Seewind zu spüren.
Denn nach der Zeit in Colorado fühlte sie sich in der Stadt beengt und wie eingekerkert und konnte den Blick auf die Bucht nicht mehr so genießen wie noch wenige Wochen zuvor. Wie sehr hatte sie früher ihr Apartment geliebt!
Seltsam, obwohl sie nur drei Wochen weg gewesen war, fühlte sie sich hier nicht mehr zu Hause. Selbst die Bilder an den Wänden sagten ihr nichts mehr, obwohl sie einmal so stolz gewesen war, dass sie sie hatte erwerben können. Hatte sie sich so sehr verändert? Sie war nicht mehr die Frau, die sie früher gewesen war. Sie war in diesen drei Wochen sehr viel reifer geworden, erwachsener.
Denn sie hatte erkannt, wie wichtig es war, zu wissen, wo man hingehörte. Hatte erfahren müssen, was es bedeutete, jemanden zu lieben und ihn doch zu verlieren. Und dennoch ging das Leben weiter, auch wenn Christian ihr das Herz gebrochen hatte und sie nicht wusste, was sie tun sollte.
In Colorado hatte sie nicht nur ihr neues Zuhause gefunden. Sie hatte sich selbst gefunden. Und die neue Erica brauchte Antworten auf viele Fragen. Sie war nicht vor Christian davongelaufen, sondern hatte sich nochmals ihrer Vergangenheit stellen müssen. Nachdem sie ihn am Bach verlassen hatte, war ihr klar geworden, dass sie sich nicht ihrer Zukunft zuwenden konnte, ohne restlos mit der Vergangenheit abgeschlossen zu haben. Deshalb war sie nach San Francisco zurückgekommen. Um hier alles zu regeln und dann endgültig dahin zurückkehren zu können, wohin sie gehörte.
Zwar hatte sie bisher die Auseinandersetzung mit ihrem Vater gescheut, aber nun war sie bereit dazu. Ein paar Tage lang hatte sie gebraucht, um herauszufinden, was sie fühlte und wirklich wollte. Jetzt konnte sie sich nicht länger verkriechen und den Kopf in den Sand stecken. Nein, sie würde sich ihrer Vergangenheit stellen. Und sowie sie herausgefunden hatte, was sie wissen musste, würde sie nach Colorado zurückkehren.
10. KAPITEL
Am nächsten Morgen marschierte Erica, ohne zu zögern, in das Büro ihres Vaters. Diesmal würde sie ihm nicht als Tochter, sondern als erwachsene Frau gegenübertreten, die erwartete, dass er ihr den nötigen Respekt erwies.
„Erica“, sagte Walter überrascht, stand auf und kam um den Schreibtisch herum. „Du hast mir gar nicht gesagt, dass du kommen würdest.“
„Nein.“ Hoch aufgerichtet blieb sie vor ihm stehen und blickte in das vertraute Gesicht. Seltsam, er sah älter aus, als sie ihn in Erinnerung hatte. Und er wirkte auch nicht mehr so Furcht einflößend. Bildete sie sich das nur ein? Oder konnte sie ihn jetzt anders sehen, weil sie ihm nicht mehr als Kind gegenübertrat und keine Angst mehr vor ihm hatte?
„Geht’s dir gut? Oder hast du Probleme?“ Er trat auf sie zu und umarmte sie kurz. Dass er sich dabei nicht wohlfühlte, spürte sie sofort. Kein Wunder, körperliche Zärtlichkeiten hatten in ihrer Beziehung nie eine Rolle gespielt. Wie oft hatte sie darunter gelitten, und auch jetzt traten ihr unwillkürlich die Tränen in die Augen. Aber sie unterdrückte sie gewaltsam, denn sie war nicht mehr das Kind, das nach der Liebe des Vaters hungerte und sich nach seiner Anerkennung sehnte.
„Ich muss etwas wissen,
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