Verbotene Gefühle - prickelnd wie Champagner
Vater, und ich bitte dich, mir die Wahrheit zu sagen.“
„Selbstverständlich.“
„Du hast mich doch niemals geliebt, oder?“
„Was ist denn das für eine Frage?“ Verärgert sah er sie an. „Hat man dir das in Colorado eingeredet? Die Jarrods haben dir so einen Unsinn erzählt, und du hast es auch noch geglaubt?“
„Nein.“ Erica schüttelte traurig den Kopf. „Sie haben so etwas nie behauptet. Über dich haben sie sowieso kein Wort verloren. Aber ich muss es wissen, Vater. Hast du mich jemals geliebt?“
Er presste die Lippen aufeinander, als wolle er sich gewaltsam daran hindern, etwas zu sagen, das er nicht sagen wollte. War es vielleicht das, was sie hören wollte? Mit hängenden Schultern ging sie an ihm vorbei und warf ihre Tasche auf den nächstbesten Stuhl. „Ich habe das alles so satt, Vater“, stieß sie leise hervor. „Ich bin erschöpft und traurig und fühle mich elend. Zwar bin ich auf dem Weg, endlich herauszufinden, wer ich bin und was ich will. Aber um das zu erreichen, muss ich mehr über meine Vergangenheit wissen. Wer oder was war ich zum Beispiel für dich? Hast du mich jemals als deine Tochter betrachtet?“
Vor ihren Augen schien Walter Prentice in sich zusammenzusinken. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Er ließ den Kopf nach vorn sinken und die Schultern hängen. Als koste es ihn große Anstrengung, hob er mit einer müden Gebärde die Hände und strich sich fahrig über das schüttere Haar. Dann erst hob er den Kopf und sah Erica an.
Sie erschrak. Unwillkürlich machte sie ein paar Schritte auf ihn zu, denn noch nie hatte sie ihn in diesem Zustand gesehen. Sein Gesicht war grau, die Wangen waren eingefallen, und unendliches Leid sprach aus seinem Blick. Zum ersten Mal erkannte sie, dass auch er Gefühle hatte.
„Du ähnelst deiner Mutter mehr, als du wissen kannst, Erica. Du hast ihre Schönheit geerbt, und wie sie hast du ein großes Herz und viel Mut.“ Auch er machte einen Schritt auf sie zu und ergriff sie dann bei beiden Händen. „Ja, ich liebe dich, Kind. Ich habe dich immer geliebt. Auch wenn du meine eigene Tochter wärst, könnte meine Liebe nicht größer sein.“
Erica starrte ihn ungläubig an und spürte, wie sich allmählich ein Riesengewicht von ihren Schultern hob und sie das erste Mal, seit sie das Büro betreten hatte, wieder frei atmen konnte. „Aber warum?“ Verwirrt schüttelte sie den Kopf. „Warum hast du mich immer auf Abstand gehalten? Warum hast du mich nie an dich herangelassen, sondern mich geradezu zurückgestoßen? Ich durfte noch nicht einmal wie die Brüder im Familienunternehmen arbeiten.“
„Ich weiß, ich weiß, ich habe schrecklich viele Fehler gemacht“, murmelte er und drückte ihre Hände. „Aber ich habe es nur gut gemeint, das musst du mir glauben. Jahrelang hatte ich die Befürchtung, dass Don dich mir wegnehmen würde. Und so habe ich versucht, mich gar nicht erst so fest an dich zu binden. Wahrscheinlich damit mir später die Trennung nicht so schwerfällt. Ich weiß, das war sehr selbstsüchtig, aber ich hatte Angst, sonst zu sehr zu leiden, wenn ich dich verlieren würde.“ Er seufzte tief auf. „Später dann, als du älter wurdest, habe ich versucht, dich zu verstecken. Deshalb habe ich dich nicht in der Firma arbeiten lassen, ich wollte dich vor Don Jarrod schützen.“
„Wieso das denn? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.“
„Für mich damals schon. Ich war in Panik, wenn ich mir vorgestellt habe, dass er dich mir wegnehmen könnte. Hatte er sich nicht skrupellos an deine Mutter herangemacht und sie mir genommen? Der Gedanke, auch dich noch zu verlieren, war mir unerträglich.“
„O Dad …“
Wieder drückte er ihr die Hände. „Ist dir klar, dass du das erste Mal in deinem Leben Dad zu mir gesagt hast? Ich war für dich immer nur Vater , aber nie Dad. “
Mit Tränen in den Augen nickte sie. Er hatte recht, er war für sie immer nur der abweisende Vater gewesen, nie der liebevolle Dad. Aber jetzt konnte sie endlich die Enttäuschung und die Selbstzweifel überwinden, die sie ihr ganzes Leben lang gequält hatten. So traurig die ganze Situation auch war, so empfand es Erica doch als tröstlich, dass weder sie noch der Vater den anderen absichtlich hatte quälen wollen und deshalb zurückgestoßen hatte. Alles beruhte auf einem riesigen Missverständnis. Und beide hatten sie Fehler gemacht, viel zu viele und viel zu lange.
Walter öffnete die Arme, und sie schmiegte sich an ihn. Liebevoll
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