Verbotene Gefuehle
meine Befreiung in die Wege zu leiten.
Denn dass ich hier nicht bleiben kann, um meine Schulausbildung zu beenden, ist klar wie Kloßbrühe.
Ehe ich los stottern kann, weil ich natürlich kein Kleid habe, kommt Selena/Miss Viola an unseren Tisch.
„Guten Morgen zusammen!“, wünscht sie fröhlich. Ihre Wünsche werden lautstark, und seitens der Jungs mit träumerischem Blick, erwidert.
Dann wendet sie sich an mich.
„Kim, Liebes, kommst du bitte nach dem Frühstück kurz zu mir. Du hast ein Paket bekommen. Ich glaube, es ist von deinem Daddy.“
Mir wird beinahe schlecht, als sie diesen Mistkerl Daddy nennt.
Glücklicherweise drückt Kay in diesem Moment meine Hand.
Und beinahe noch erleichterter bin ich über die Tatsache, dass Rheena nicht bemerkt hat, dass Selena/Miss Viola mich geduzt hat.
Und falls doch, sage ich eben, das hätte sich so ergeben, als sie sich anlässlich der Juckpulver-Geschichte so lieb um mich gekümmert hat.
Mal abgesehen von unserem „blutigen Frühstück“.
Aber Rheena hat ihren Kopf in der Müslischale vergraben und tut so, als interessiere sie das alles nicht. Allerdings kann sie mir nichts vormachen. Ich weiß, sie ist aufgeregt.
Wegen mir … sie freut sich für mich.
„Oh“, jubele ich endlich lahm. Ich weiß, dass dies von mir erwartet wird und hoffe inständig, dass es echt wirkt. „Das ist bestimmt mein Kleid.“
„Groß genug ist das Paket jedenfalls“, lacht unsere Lehrerin, „bis nachher also.“ Sie winkt uns zu und rauscht aus dem Speisesaal.
Während Rheena vor Aufregung beinahe platzt, beherrscht mich nur ein einziger Gedanke:
Hoffentlich rennt keiner zu Mrs. McMillan um zu petzen, denn dass sie weiß, dass mein Daddy mir kein Paket geschickt hat, ist nur allzu klar.
Auch Kay weiß das und sieht mich an.
Er ahnt nicht nur, was hinter meiner Stirn vor sich geht, nein … dafür kennt er mich viel zu gut. Vermutlich wartet er sogar schon auf meine kleine Panikattacke, die mein schneller werdender Atem bereits ankündigt.
Seinen Mund auf meinem zu spüren ist in den nächsten Sekunden das Einzige, an das ich denken kann. Vergessen ist die Panik.
Es nützt auch nichts, wenn ich mir klarmache, dass dieser Kuss Kays einzige Möglichkeit ist, mich vor dem Hyperventilieren zu schützen.
Ohne mein Zutun öffnen sich meine Lippen … und ich kann wieder klar denken.
Oh Gott – ich war so verdammt nahe dran!
Kay drückt meine Hand und schüttelt kaum merklich seinen Kopf.
„Schon gut“, formen seine Lippen lautlos.
Er hätte meine Hilflosigkeit niemals ausgenutzt, das weiß ich. Ebenso weiß ich, dass er mir nie zum Vorwurf machen würde, dass ich drauf und dran war, unseren geschwisterlichen Kuss zu intensivieren.
Und felsenfest steht, dass Kay genauso kurz davor stand, den Dingen ihren Lauf zu lassen …
10)
M it Unterricht ist in den nächsten Tagen nicht all zu viel.
Rheena hat es sich, trotz der 126 verflixten Stufen, nicht nehmen lassen, mich nachmittags auf mein Zimmer zu begleiten, um sich gemeinsam mit mir mein Kleid anzusehen.
„Oh Gott, Kim“, schreit Rheena begeistert, als ich das Paket öffne und ein Traum aus kobaltblauem Samt vor uns liegt.
Mit selbst stockt der Atem, als ich das Kleid ganz aus dem Paket befreie und andächtig vor meinen Körper halte.
„Kay wird wahnsinnig“, stammelt Rheena, „probier‘ es mal an!“
Nichts kann mich davon abhalten, ihrer Aufforderung Folge zu leisten.
Schnell streife ich Pulli und Jeans ab und schlüpfe in das samtweiche Kleid.
Wie eine zweite Haut umhüllt es mich und fällt mit fließender Eleganz bis auf meine Füße.
Rheena und ich brechen gemeinsam in Kichern aus, als wir auf meine gelb-blauen Ringelsocken sehen, die meine Füße zieren.
Doch schnell zerrt sie mich in das Badezimmer vor den Spiegel.
„Sieh dich an, Kim!“
Den Kopf spare ich in meinen Betrachtungen aus … doch den Rest sehe ich mir aufmerksam an.
Ein weiter U-Boot-Kragen lässt meine schmalen Schultern frei. Das Oberteil des Kleides ist eng anliegend und betont meine schmale Taille, bevor sich die samtweichen Massen in leicht schwingenden Falten bis hin zu meinen Füßen ausbreiten.
Selena – sie muss es gewesen sein – hat meinen Geschmack zu hundert Prozent getroffen!
„Du siehst wunderschön aus“, haucht Rheena ergriffen.
Ich kehre wieder zurück aus meiner Betrachtung. „Rheena“, flüstere ich, „bitte nicht!“
„Aber es ist wahr, Kim“, beharrt sie, „und die Farbe steht dir perfekt.“
Bitte, sag es ...
„Passt genau
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