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Verbotene Gefuehle

Verbotene Gefuehle

Titel: Verbotene Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Loesel
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was eigentlich mit Proctor, dem irren Dr. Frankenstein, passiert ist. Aber zum einen bin ich völlig durch den Wind und zum anderen spüre ich, dass Phil mir angesichts meines aufgelösten Zustandes jetzt keine einzige weitere Frage mehr beantworten wird. Meine miese Verfassung ist ihm wichtiger – ich bin ihm wichtiger.
Angesichts dieser Erkenntnis beginne ich wieder zu flennen.
Großer Gott! In den ganzen siebzehn Jahren meiner Gefangenschaft war ich kein solches Weichei wie in den letzten Tagen.
„Soll ich Selena zu dir schicken?“, fragt Phil leise und ich schüttele den Kopf.
„Wenn … wenn es dir nichts ausmacht, zu warten, bis ich meinen Pyjama angezogen habe, könntest du … also, würdest du …?“, schluchze ich.
Okay, Kim … reiß dich mal zusammen! Du bist doch kein Baby mehr!
„Ich bring dich gerne zu Bett, Spätzchen!“
Die sanfte Stimme Phils bringt meine eigene augenblicklich zum Verstummen.
Erleichtert und gleichzeitig ergriffen schlurfe ich ins Bad, ziehe meinen Schlafanzug an und putze mir hastig meine Zähne.
So sollte ein Vater sein, oder?
Phil hat bereits die Bettdecke zurückgeschlagen und ich schlüpfe ins Bett. Sorgsam befestigt Phil die Decke um mich und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.
„Schlaf jetzt, Spätzchen! Wir haben in den nächsten Tagen noch genug Zeit, miteinander zu sprechen.“
Ich versuche ein Lächeln.
„Und außerdem“, jetzt erscheint ein so lausbubenhaftes Grinsen auf Phils Gesicht, dass mir der Atem stockt, weil er plötzlich so unglaublich jung aussieht, „außerdem ist es an der Zeit, ein Trainingsprogramm für dich auszuarbeiten.“
Meine Stirn runzelt sich fragend.
„Nun, du möchtest doch nicht hinter den Jungs zurückstehen, oder?“
Okay – das ist ein Argument.
„Niemals!“, sage ich inbrünstig und Phil lacht aus vollem Hals.
„Das ist mein Mädchen!“, lacht er noch immer und löscht das Licht.
Aber ich habe noch eine Frage. Ich muss es einfach wissen.
„Phil?“
„Hm?“
„All diese Dinge, die … ähm … wir können …“
Gott, Kim, du faselst einen Stuss zusammen!
„Also, was ich meine, wie kann ich lernen, sie zu nutzen … besser zu werden in dem, was ich vielleicht kann?“
Geht’s noch blöder?
Phil kommt noch einmal zurück zu mir und setzt sich auf die Bettkante. Das Licht schaltet er nicht wieder ein. Ein schmaler Streifen Helligkeit dringt vom Flur in mein Zimmer.
„Spätzchen“, beginnt er, „diese Frage haben mir Renee, Vic und Kay auch schon gestellt.“
Gut, dann ist es ja doch nicht so blödsinnig.
„Die Sache ist die“, fährt Phil fort, „dass ihr eure Fähigkeiten oder Gaben, nenn es, wie du willst, nicht erlernen könnt. Sie manifestieren sich einfach nach und nach.“
„Wie meinst du das … nach und nach?“
Kommt da etwa noch mehr? Phil weiß ganz genau, dass es keinen Sinn hat, mich auf morgen vertrösten zu wollen. Er seufzt. Mit der Erfahrung eines Mannes, der alt genug ist, um die Frauen zu kennen, ergibt er sich in sein Schicksal.
„Seit Jahren forschen wir in den Unterlagen, die wir aus Proctors Labor mitgenommen haben, Kim“, beantwortet er meine Frage. „Manchmal denken wir, wir machen Fortschritte. Dann wieder stellen wir fest, dass wir uns geirrt haben. Proctor ist nicht mit normalen Menschen zu vergleichen.“
Ach was!
Ich hebe zynisch eine Augenbraue, dann fällt mir ein, dass Phil mich womöglich nicht sehen kann.
Seinem leisen Kichern nach zu urteilen, tut er das aber doch.
„Was ich sagen will, Spätzchen – und das habe ich auch den Jungs so erklärt – egal, was auch immer eure spezielle Fähigkeit sein wird, sie wird sich erst nach Vollendung eures 18. Geburtstages zeigen. Dann werdet ihr die Kontrolle über eure Gabe – oder Gaben - erlangen.“
Ehe ich die mindestens zwanzig weiteren Fragen stellen kann, die mir auf der Seele liegen, erhebt sich Phil von der Bettkante.
Okay! Ende der Fragestunde.
Er holt tief Luft. „Und jetzt wird geschlafen, Kleines! Mach dir nicht zu viele Gedanken! Du hast jedes Recht, verwirrt zu sein, nach all dem, was in den letzten Wochen auf dich eingestürmt ist.“
Er beugt sich zu mir herab und drückt mir einen federleichten Kuss auf die Stirn.
Ehe er mein Zimmer verlässt, sagt er noch „Ach, ehe ich es vergesse! Morgen lernst du Renee und Vic kennen. Und jetzt träum' was Schönes! Gute Nacht!“
Bevor ich ins Land der Träume abdrifte, drängen sich noch einmal Phils Worte in meinen Kopf und schlängeln sich durch das Labyrinth

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