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Verbotene Gefuehle

Verbotene Gefuehle

Titel: Verbotene Gefuehle
Autoren: Doris Loesel
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Selena ihre Frage wiederholt.
Ich breche zusammen.
„Sehe ich so aus, als ginge es mir gut?“, winsele ich.
Selena muss mir hierauf keine Antwort geben. Die Frage war rein rhetorisch gemeint. Schließlich habe ich Augen im Kopf. Und mit denen sehe ich jeden Morgen im Badezimmer ein bleiches Gesicht mit eingefallenen Wangen und den Augenrändern eines Pandabären.
Die zehn Pfund, die ich mindestens verloren habe, werden nicht mal von der inzwischen aufgebauten Muskelmasse wett gemacht.
„Ich liebe ihn, Selena“, wimmere ich, während sie mich zu sich hochzieht und in den Arm nimmt. „Ich habe ihn auch von Beginn an geliebt“, gebe ich kleinlaut zu, „ich habe ihn geliebt, als er mir alles gestanden hat, habe meine Gefühle für ihn selbst dann nicht abstellen können, als ich denken musste, er sei mein Bruder … und ich liebe ihn noch immer.“
Selena drückt mir einen Kuss auf meine wuscheligen Haare.
„Aber … aber warum hat Kay mir nichts davon gesagt, als ich ihn mit meinen Vorwürfen bombardiert habe?“, begehre ich nochmals auf und weiß die Antwort darauf im selben Moment.
Du hast ihn doch gar nicht zu Wort kommen lassen, dumme Kuh!
„Was glaubst du denn, warum?“, hält Selena mit in Falten gelegter Stirn dagegen, „wie hätte das denn wohl ausgesehen?“
Mir fällt nix Passendes ein, also schweige ich.
„Denk doch mal nach, Kim!“, fordert mich Selena unnachgiebig auf, „Kay hat die Blutuntersuchung ohne deine Einwilligung durchführen lassen. Das erfüllt, rein rechtlich betrachtet, den Straftatbestand der Körperverletzung.“
Ich hebe ganz langsam und vorsichtig eine Augenbraue. Werde ich hier etwa gerade im ganz großen Stil verarscht?
Doch Selenas Gesicht ist eine undurchdringliche Maske.
Denkt sie wahrhaftig über die Möglichkeit nach, dass ich Kay anzeigen könnte?
„Ihr solltet miteinander reden, denkst du nicht?“, sagt sie schließlich seufzend.
„Ich kann nicht“, bringe ich mühsam hervor.
„Warum nicht?“
„Bestimmt will er nichts mehr von mir wissen, so, wie ich ihn angeschrien habe“, winsele ich.
Oh Gott, ich schäme mich so sehr.
„Kay liebt dich, Kim. Und er wartet darauf, dass du den ersten Schritt machst.“
„Glaubst du das wirklich?“, frage ich hoffnungsvoll.
Selena schenkt mir ein aufmunterndes strahlendes Lächeln.
„Ich glaube es nicht nur, ich weiß es, Süße.“
Auch klar. Immerhin ist sie seine Adoptiv-Mama und somit seine erste Anlaufstation.
Zitternd hole ich Luft.
„Okay“, sage ich und versuche, meiner Stimme einen festen Klang zu verleihen, „würdest du … also … sagst du …“
„Na klar“, lächelt Selena, „ich hole ihn sofort, ja?“
Bevor ich nicken kann, wird meine Zimmertür aufgestoßen und ein leichenblasser Phil lehnt im Türrahmen.

23)
    „ U m Gottes Willen, Phil“, keucht Selena, „was ist passiert?“
„Pattson hat Vic!“
Der Satz hängt im Raum wie dichter Nebel. Nicht nur, dass ich meinen Nachnamen höre …
Ich höre ihn im Zusammenhang mit einem Verbrechen.
Kidnapping! Warum? „Was will er?“
Irgendwie scheint mir meine Stimme nicht zu gehorchen, doch hier haben anscheinend alle ein ausgezeichnetes Gehör.
„Sieh mal, Kim“, setzt Phil an, doch ich unterbreche ihn … und dieses Mal gehorcht mir meine Stimme.
„Was. Will. Er?“
Phil schaut hilflos zu Selena, als erwarte er Unterstützung von ihr … die sie ihm verweigert.
Dann seufzt er. „Dich.“ Was sonst? Ich hole ganz tief Luft und lasse ich sie mit einem Zischen wieder entweichen.
„Dann soll er mich bekommen.“
„Niemals!“
Das ist Kays Stimme. Ich habe nicht mal bemerkt, dass er hier ist und ignoriere ihn geflissentlich.
Wenn ich ihn jetzt ansehe, jetzt, nachdem ich mich doch gerade erst entschieden habe, ihm zu vergeben, werfe ich mich möglicherweise auf der Stelle in seine Arme. Wo ich auf der Stelle zu einem heulenden Bündel Elend verkomme. „Das hast du nicht zu entscheiden!“, blaffe ich ihn an.
Ich weiß, das ist heftig, aber es ist die einzige Möglichkeit, Kay nicht auch noch mit hinein zu ziehen.
„Phil, bitte!“
Kay sieht aus, als ob er sich gerade noch davon abhalten kann, vor Phil auf den Knien zu rutschen. Irgendetwas in meiner Brust rührt sich, als ich das sehe.
„Wir haben keine andere Wahl, Kay“, höre ich Phils Stimme.
„Nein!“
Kay brüllt wie ein waidwundes Tier … und sein Schrei lässt die letzten Reste der Mauern um mein Herz einstürzen.
„Bitte, Kay, es ist die einzige Möglichkeit, Vic zu retten.“
Es
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