Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbotene Gefuehle

Verbotene Gefuehle

Titel: Verbotene Gefuehle
Autoren: Doris Loesel
Vom Netzwerk:
auch wirklich selbst kommen können, Kim. „ Stimmt!“, sage ich daher knapp.
„Lily hat sich damals wahnsinnig geärgert, allerdings ärgert sie sich inzwischen noch viel mehr“, kichert Rheena.
„Warum das denn?“
„Nun“, erklärt Rheena, „Lily war ja nur eine Jahrgangsstufe unter mir.“
Ich weiß nicht, worauf Rheena hinaus will, daher warte ich ab, bis sie weiterspricht.
„Also hat sie sich geärgert, weil sie deshalb nicht mit nach Castillian kommen konnte. Sie war so unglaublich wütend, dass sie sich mit Feuereifer auf den Unterricht gestürzt hat.“
Noch immer entzieht sich mir der Sinn von Rheenas Gefasel.
„Denk doch mal nach, Kim!“ Tu ich ja! „Lily hat inzwischen eine Klasse übersprungen. Ist also in derselben Jahrgangsstufe wie wir!“
Jetzt versteh ich!
Rein klassentechnisch betrachtet, ist Lily jetzt also auf dem selben Stand wie ihre große Schwester Rheena und wäre somit eine geeignete Kandidatin für Castillian.
Nur dumm, dass die Anzahl der Schüler schon erreicht ist.
Wobei …
„Werden du und Kay zurückkommen? Ich meine, werdet ihr beide eure Ausbildung hier beenden? Oh bitte, bitte, Kim, sag ja!“, bettelt meine Freundin und klingt beinahe wieder wie die alte Rheena.
„Das kann ich noch nicht sagen, Rheena“, gebe ich zur Antwort, „wenn alles gut geht, vielleicht.“
„Wie meinst du das? Wenn alles gut geht?“
„Mein Entführer-Vater ist noch immer auf freiem Fuß.“
„Scheiße!“
„Jepp.“
„Wirst du mich auf dem Laufenden halten, Kim?“ Rheenas Stimme ist plötzlich wieder unsicher und ich könnte mich ohrfeigen, weil ich weiß, dass ich der Grund dafür bin. Immerhin habe ich mich wochenlang nicht bei ihr gemeldet.
„Ich versprech’s, Rheena!“
„Und, Süße?“
„Hmm?“
„Frohe Weihnachten!“
„Frohe Weihnachten, Rheena“, bringe ich gerade noch heraus, bevor ich unser Gespräch beende.
Dann gestatte ich mir einmal mehr, laut heulend auf meinem Bett zusammenzubrechen.

22)
    S elena ist es, die mich später in meinem Zimmer aufsucht.
Zunächst ignoriere ich das zarte Klopfen an meiner Tür. Als es nicht aufhört, knurre ich: „Geh weg!“
„Kim, Süße … ich bin’s, Selena. Bitte, lass mich reinkommen, ja?!“
Ich hole tief Luft.
Geh weg!
„Komm rein!“
Selena schiebt sich ins Zimmer. Nach einem kurzen Blick in meine verquollenen Augen, legt sie die kurze Strecke zwischen Tür und Bett im Bruchteil einer Sekunde zurück. Liebevoll schließt sie mich in ihre Arme.
„Oh, Süße … es tut mir so leid!“, flüstert sie sanft und streichelt meine vom stundenlangen Heulen aufgeweichten Wangen.
Ich schniefe laut und ungeniert und wische mit dem Handrücken über meine Nase.
„Und mir erst“, krächze ich. Zu mehr sind meine Stimmbänder nicht mehr zu gebrauchen.
Eine ganze lange Weile streichelt Selena meinen Rücken. So lange, bis die zittrigen Schluchzer meinen Körper nicht mehr schütteln.
Dann knallt sie mir den nächsten Satz einfach so vor den Latz.
„Kay ist nicht dein Bruder!“
Die Worte schallen so laut in der Stille meines Zimmers, dass ich erschreckt von meinem Bett springe.
„Was?“
„Kay ist nicht dein Bruder“, wiederholt Selena ruhig und sieht mich aufmerksam an.
„Aber … aber … seit wann …?“
Selena seufzt. Sie sieht aus, als hole sie Luft, um mir jetzt alles zu erzählen, was sie und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch alle anderen, schon lange wissen.
Will ich es wissen?
Ja, ich will!
„Erinnerst du dich an den Unfall mit dem Obstmesser?“
Ich starre Selena an, als sei ihr ein zweiter Kopf gewachsen.
Natürlich erinnere ich mich daran. Die blassrosa Narbe ziert seit jenem Tag schließlich meine Fingerkuppe.
Als Selena nicht weiterspricht, sehe ich mich genötigt, zu antworten.
„Ja, natürlich erinnere ich mich daran.“
Zum Beweis halte ich ihr meinen Zeigefinger unter die Nase.
Ein winziges Lächeln umspielt ihre Lippen. Dann nickt sie.
„Kay hat mir schon damals erzählt, dass er mehr für dich empfindet, als möglicherweise gut für ihn ist.“
Ich suche krampfhaft nach den Hörnern, die Selena gewachsen sein müssen.
„Wann?“
„Es war ihm ziemlich früh bewusst“, gibt Selena leise zu.
„Was?“
Hey, ich habe wieder voll funktionsfähige Stimmbänder! „ Am Anfang fühlte er sich nur zu dir hingezogen. Wenigstens sagte er mir das am Abend nach deiner Ankunft.“ Selena grübelt kurz. „Später dann ...“
Ich falle ihr ins Wort, lasse sie nicht ausreden. „Wie kann er …
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher