Verbotene Geschichte
im fernen China dann Eingang in die Phänomene-Literatur. Peter Krassa zum Beispiel befasste sich in einigen seiner China-Bücher intensiv damit.
Hartwig Hausdorf erklärte das »chinesische Roswell« 2008 sogar noch zum »Jahrhunderträtsel«. Und auch meine Wenigkeit hatte zunächst keine Zweifel an seiner Authentizität, wie aus meinem ersten Buch, Göttliche Zeiten (1996), hervorgeht, in dem ich das Thema wieder aufgriff.
2001 allerdings musste ich diese Ansicht revidieren und einräumen, »dass sich überproportional dazu auch erheblich Zweifel an der Story mehren. Weitere Forschung ist nötig.«
Und das konnte nach Lage der Dinge nur Rezeptionsforschung sein.
So hatte sich Erich von Däniken 1969 in seinem Buch auf Saizews Sputnik-Artikel »Raumschiff vor 12 000 Jahren« (Nr. 1/1968) berufen. Und Robert Charroux gab 1972 in Die Meister der Welt das belgische UFO-Magazin BUFOI als Quelle an.
Peter Krassa seinerseits bemühte sich schon sehr früh, vor Ort mehr über die Story zu erfahren. Bereits 1972 flog er
deshalb nach China und ein Jahr später auch nach Moskau. 1982 erfuhr er, Professor Um Nui habe in Japan ein Buch über seine Arbeit und die rätselhaften Steinscheiben veröffentlicht. Allerdings soll er »als ein verbitterter Mann, von den Wissenschaftlern seiner chinesischen Heimat nicht anerkannt« schon 1965 gestorben sein.
In Ancient Skies (Nr. VI/1983) veröffentlichte Krassa Polaroidfotos von Steinscheiben, die der österreichische Ingenieur Ernst Wegerer 1974 im Banpo Museum von Xian gemacht und ihm übergeben hatte. Klare Auskünfte über Geschichte und Herkunft der Objekte waren Wegerer jedoch nicht erteilt worden. Es handele sich um »Kultobjekte«, hatte man ihm gesagt. Weitere Informationen wurden ihm nicht gegeben.
Heute gelten die Steinscheiben (ebenso wie damals auch schon) als verschollen und auch die damalige Leiterin des Museums soll spurlos verschwunden sein. Es wird gemunkelt, sie hätte zu viel gewusst...
Über die belgische UFO-Forschungsorganisation SOBEPS (»Societe beige d’étude des phenomènes spatiaux«) konnte Mitte der Neunzigerjahre auch der in BUFOI erschienene Artikel über die Steinscheiben ermittelt werden, den Charroux als Quelle angegeben hatte. Er war in der Ausgabe 4/1965 veröffentlicht worden und... bezog sich auf eine weitere Quelle: auf die in den 6oer-Jahren ebenso bekannten wie umstrittenen UFO-Nachrichten (Nr. 95 vom Juli 1964) – die es auch heute noch gibt – sowie auf das dänische Magazin UFO-NYT von Januar/Februar 1965. Über diese beiden Artikel fand die Story ihren Weg nach Deutschland in das Magazin Sputnik.
In einem Archiv stieß der Prä-Astronautik-Forscher Jörg Dendl dann schließlich auf die Zeitschrift Das Vegetarische Universum. Denn auf sie hatte sich wiederum Saizew in seinem Sputnik-Artikel bezogen und behauptet, darin sei die ganze Geschichte 1964 veröffentlicht worden. (Wie Dendl herausfand, erschien der betreffende Aufsatz allerdings bereits im siebten Heft des Jahrgangs 1962.) Dendl ließ den Beitrag dann 1995 in dem Magazin G.R.A.L. (Nr. 6) nachdrucken. Und die UFO-Nachrichten? Es stellte sich heraus, dass diese den Artikel aus Das Vegetarische Universum einfach wörtlich kopiert hatten.
Und nun?
Das Vegetarische Universum wurde 1972 eingestellt, sodass Fragen an die Redaktion heute kaum mehr möglich sind. Eines aber dürfte – schon allein aufgrund des Titels – als gesichert gelten: Eine Fachzeitschrift für UFOlogisches war das Blatt wohl kaum.
Allerdings muss man einräumen: Auch das Vegetarische Universum scheint so seine Quellen gehabt zu haben... Der Autor des infrage stehenden Artikels jedenfalls berief sich auf irgendeine Presse- oder sonstige Agentur namens »DINA« mit Sitz in Tokio. Über die allerdings ist beim besten Willen nichts in Erfahrung zu bringen. Und weitere Meldungen scheint sie auch nicht herausgegeben zu haben.
Damit wäre die Story wohl tot recherchiert.
Oder wie ist es zu bewerten, dass man weder in China noch in Japan je von den Professoren Tsum Um Nui und Chi Pu-Tei gehört zu haben scheint – obwohl Letzterer doch 1940 »in ganz Asien verhöhnt« wurde, wie das Vegetarische
Universum 1962 vermeldete, nachdem er die These aufgestellt hatte, bei den gefundenen Skeletten könnte es sich um die sterblichen Überreste kleiner Affen gehandelt haben.
Mehr noch: Angeblich lassen sich nicht einmal die Namen der beiden Protagonisten – Tsum Um Nui und Chi Pu-Tei – einem bestimmten
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