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Verbotene Leidenschaft

Verbotene Leidenschaft

Titel: Verbotene Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Quinn
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mein Bruder dich geärgert?« Ich sehe die Besorgnis in ihren Augen. Sie ist zwar noch ein wenig zittrig, aber eindeutig stabiler auf den Beinen als vorhin.
    »Er hat eine Entscheidung getroffen, ohne mich zu fragen. Ich weiß zwar, dass er nur die besten Absichten hatte, aber trotzdem war es falsch von ihm.«
    Annabel nickt, wobei ihr Kopf auf ihrem dünnen Hals wie bei einer Marionette wackelt. »Darf ich reinkommen?«
    Ich öffne vollends die Tür. »Bitte.«
    Sie tritt ein und setzt sich aufs Bett. »Ich will nicht, dass ihr euch streitet.«
    »Eigentlich tun wir das auch nicht.« Ich setze mich neben sie. »Er ist weg.«
    »Das klingt genau nach meinem Bruder. Immer wenn es zu kompliziert wird, kratzt er die Kurve. Das ist seine Art, mit Problemen umzugehen. Aber wäre er nicht so, wäre vielleicht genau dasselbe aus ihm geworden wie aus mir.«
    Sie blickt auf ihre mageren Hände. Erst jetzt bemerke ich die dunklen Male an ihren Fingern.
    »Du darfst nicht so streng mit dir sein«, sage ich. »Du hattest es vermutlich auch nicht gerade leicht im Leben.«
    »Ich habe ihn noch nie so von jemandem sprechen hören wie von dir. Seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe, ist er wie verwandelt. Ich höre es an seiner Stimme. Und er sieht auch anders aus. Irgendwie weicher. Freundlicher. Das muss an dir liegen.«
    Ich schüttle den Kopf. »Ich wünschte, mein Einfluss auf ihn wäre so groß. Aber … gerade eben fiel es ihm nicht allzu schwer, einfach zu gehen.«
    »Er hat eine Menge Probleme. Aber so wie er von dir spricht … für ihn bist du der reinste Engel. Du bist seine Rettung.«
    »Wäre ich ein Engel, wäre ich nicht eifersüchtig, wütend oder verängstigt. Oder verwirrt.«
    »So kompliziert, wie es den Anschein hat, ist er gar nicht. Auch er hat Angst. Seine Angewohnheit, sich ständig um alles kümmern zu müssen, ist nun mal seine Art, seine Vergangenheit zu bewältigen.«
    Das klingt einleuchtend. Vermutlich hat er Angst, ich könnte diese Rolle an mich reißen. Er hat Angst, er könnte die Kontrolle verlieren und verletzt werden. Aber so kann ich nicht leben.
    »Ich lasse dich jetzt in Ruhe nachdenken.« Annabel gähnt herzhaft und geht zur Tür. »Ich schlafe noch eine Runde. Was auch immer passiert, ich bin jedenfalls froh, dass er dir begegnet ist.«
    Ich schnappe mir mein Handy, für den unwahrscheinlichen Fall, dass Marc angerufen hat, ohne dass ich es mitbekommen habe. Er hat sich nicht gemeldet, trotzdem haben Annabels Worte mich ein wenig besänftigt.
    Ich tippe eine SMS: Tut mir leid, dass wir uns gestritten haben. Können wir reden?
    Sekunden später erscheint Marcs Antwort: Bin schon auf dem Heimweg.
    Ich stoße einen tiefen Seufzer aus. Bestimmt werden wir eine Lösung finden. Ich werde ihm begreiflich machen, dass sein Verhalten falsch war. Ich muss es schaffen. Denn die Alternative … oh, ich darf noch nicht einmal daran denken.

❧ 38
    D a ich Angst habe, vollends den Verstand zu verlieren, wenn ich noch länger in Marcs Zimmer sitze, gehe ich nach unten.
    Vermutlich schläft Annabel inzwischen, denn die Küche und das Wohnzimmer sind verwaist.
    Obwohl das Haus gut beheizt ist, wirkt alles ein wenig kühl, auch wenn ich nicht genau sagen kann, weshalb. Die klaren, sachlichen Architekturfotos und die in neutralen Tönen gehaltenen Vorhänge und Lampenschirme verleihen dem Raum jedenfalls keinerlei Wärme. Alles wirkt dezent und zurückhaltend, als wäre das Haus für eine Konferenz oder sonst einen offiziellen Anlass konzipiert worden.
    Ich gehe in die Küche und sehe durch die Terrassentüren in den Garten, der immer noch regelrecht nach Liebe und Aufmerksamkeit schreit. Efeu rankt sich an den Bäumen und Mauern empor – obwohl er wunderschön aussieht, müsste er dringend gestutzt und anständig in Form gebracht werden.
    Die Eiben und Stechpalmen wuchern wild und ungebändigt und rauben dem Haus das Sonnenlicht.
    Mein Telefon läutet. In der Annahme, dass es Marc oder Jen ist, gehe ich sofort an den Apparat.
    »Hallo.« Die Stimme klingt vornehm. Ein wenig affektiert. Und sie gehört eindeutig einer Frau. »Spreche ich mit Sophia Rose?«
    »Ja, hier ist Sophia.«
    »Hier spricht Davina Merryweather.«
    Sie hält inne, vermutlich um mir Gelegenheit zu geben, ihr zu signalisieren, dass ich weiß, wer sie ist. Aber ich habe nicht den leisesten Schimmer.
    Sie hüstelt. »Ich inszeniere gerade Beauty and The Beast am Tottenham Theatre.«
    »Oh.« Meine Hand zittert leicht. »Stimmt. Ja.

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