Verbotene Leidenschaft
ich auch, glaub mir. Aber ich habe dich in den Wald laufen sehen und wusste, dass etwas nicht stimmt. Ich bin nicht Superman und kann einfach zusehen, wie du völlig aufgelöst davonläufst.«
»Du hast recht. Ich hätte die Rolle niemals annehmen dürfen.«
»Sophia«, sagt er leise. »Erzähl mir, was passiert ist.«
Wie gebannt sehe ich ihm in die Augen. Mein Herz hämmert, meine Handflächen sind schweißfeucht, und mein Körper fühlt sich steif und ungelenk an. Dass er immer noch diese Wirkung auf mich hat, obwohl es über einen Monat her ist …
Ich lasse den Atem entweichen. »Das ist mein Problem.«
»Herrgott noch mal, Sophia. Erzähl mir endlich, was passiert ist. Ich will dir helfen.« Frustriert fährt er sich mit der Hand durchs Haar.
Ich schüttle den Kopf. »Es ist zu spät. Das lässt sich nicht mehr ändern. Ich bin einfach nicht gut genug, um diese Rolle spielen zu können.«
»Sag so etwas nicht. Niemals.« Seine Stimme ist scharf. Ernst.
»Aber es ist wahr. Ich bin einfach nicht gut genug. Nicht erfahren genug.«
Marc schließt die Augen. Als er sie wieder aufschlägt, leuchten sie klarer denn je. »Ich kann dir helfen. Dir beibringen, wie du besser wirst. Und erfahrener wirkst.«
»Das kannst du mir beibringen?«, stoße ich hervor.
»Wenn das Problem beim Schauspielern liegt, ja.« Er lächelt. »Seltsam, als du mir erzählt hast, dass du die Rolle angenommen hast, hätte ich nie gedacht, dass dir ausgerechnet das Spielen Probleme machen könnte. Dieses Problem ist wesentlich einfacher zu lösen als das mit Getty.«
»Ich weiß nicht, ob ich es riskieren kann, in deiner Nähe zu sein. Nicht wenn wir getrennt sind.«
»Bisher hast du mir doch erfolgreich widerstanden, oder nicht?«
Ich lache. »Wohl kaum.« Mein Herz schlägt so laut, dass es bestimmt die Vögel in den Bäumen hören.
»Davina hat einen Ruf wie Donnerhall«, fährt er fort. »Sie gilt als absolut gnadenlos. Du musst nur ein bisschen selbstsicherer wirken, das ist alles. Dich mehr ins Zeug legen. Dabei kann ich dir helfen.«
»Die Proben sind die reinste Hölle. Davina kann mich nicht ausstehen. Sie ist nie mit mir zufrieden, auch wenn ich mich noch so anstrenge. Und je mehr sie an mir herumkritisiert, umso schlechter werde ich.«
»Tja, du hast zwei Möglichkeiten. Entweder du steckst den Kopf in den Sand und machst einfach weiter wie bisher. Oder aber du lässt dir von mir helfen.« Er kommt einen Schritt auf mich zu.
»Marc«, sage ich und starre auf die Blätter auf dem Boden. »Dir ist doch bestimmt klar, wie schwierig das wäre.«
»Du warst stark genug, die Rolle anzunehmen.« Ich höre das Rascheln der Blätter unter seinen Schuhen. Er steht dicht vor mir. Viel zu dicht. »Deshalb ist es deine Entscheidung. Zeig so etwas wie Selbstbeherrschung und lass dir von mir helfen. Oder mach weiter wie bisher.«
»Marc, ich glaube … wahrscheinlich ist es nicht gut, mich in dieser Situation von dir unterrichten zu lassen.«
Einen Moment lang herrscht Stille. »Wie du willst.«
Ich kann mich immer noch nicht überwinden, ihn anzusehen. »Es ist so schwer, in deiner Nähe zu sein«, flüstere ich.
»Dann sollte ich wohl lieber gehen.«
Plötzlich scheint sich eine eisige Kälte über den Wald zu legen, die mir bis ins Mark dringt.
Als ich den Kopf hebe, ist Marc verschwunden.
❧ 61
I ch stehe ganz allein im Wald. Meine Gedanken wandern zum Queen’s Theatre und dem, was mich dort erwartet. Plötzlich wird die Kälte unerträglich. Mein anfängliches Zittern schlägt in ein heftiges Schlottern um, das meinen gesamten Körper erschüttert. Ich will nicht dorthin zurück und mich von Davina in Grund und Boden rammen lassen. Ich will besser werden. Ich will besser sein .
Ich wirble herum, stürze zwischen den Bäumen hindurch, sodass der weiche Waldboden hochfliegt.
Inzwischen hat Marc fast den Parkplatz erreicht. Sein Ford Mustang steht unter einem der Bäume geparkt.
»Marc!«
Er bleibt stehen. Ich sehe, wie sich seine Schultern unvermittelt heben und wieder senken. Offenbar fällt ihm all das genauso schwer wie mir.
»Warte.« Atemlos bleibe ich vor ihm stehen. »Ich … du hast recht. Ich brauche tatsächlich Hilfe. Ich muss besser werden. Hilfst du mir dabei?«
Er dreht sich um. Die Schönheit seines Gesichts in der fahlen Wintersonne raubt mir den Atem.
»Musst du mich das allen Ernstes fragen?«
Ich sehne mich so sehr danach, ihn zu berühren. Seine Arme um mich zu spüren. Aber nein. Darum
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