Verbotene Leidenschaft
zwei große Becher, Sahne und brauner Zucker.
»Gibt es in diesem Haus Geister?«, erkundigt sich Jen.
»Sozusagen.« Ich muss grinsen. »In Gestalt eines Haushälters, Rodney, der eine Art sechsten Sinn dafür hat, wonach einem gerade der Sinn stehen könnte. Und dafür, wann er sich rarmachen sollte. Er muss hier irgendwo sein, aber vermutlich hält er sich bewusst zurück.«
Jen gießt Kaffee in die beiden Becher und gibt Sahne und Zucker in meinen, wohingegen sie ihren eigenen schwarz lässt – das heißt, sie ist wieder einmal auf Diät.
»Dein armer Dad«, sagt sie und lässt sich auf einen Hocker fallen. »Und du erst. Was für eine Aufregung.«
»Allerdings«, bestätige ich. »Das war eine der schlimmsten Nächte meines Lebens.«
»Ich wünschte, ich hätte bei dir sein können.«
»Ist schon gut«, wiegle ich ab. »Ganz ehrlich. Und Marc war absolut unglaublich.«
»Allmählich sehe ich ihn in einem völlig anderen Licht. Versteh mich nicht falsch – nicht dass ich ihn vorher nicht gemocht hätte. Wäre er das herzlose Schwein, als das die Presse ihn darstellt, hättest du dich nie in ihn verliebt. Die Warmherzigkeit auf zwei Beinen ist er trotzdem nicht gerade.«
»Ich weiß. Aber im Krankenhaus habe ich mich ihm so nahe gefühlt. Und gerade eben auch. Aber er ist verschwunden, und ich fühle mich, als befände sich wieder eine riesige Kluft zwischen uns. Ich habe keine Ahnung, wo er hingefahren ist.«
»Er hat es dir also nicht verraten, ja?« Jen runzelt die Stirn, was mir verrät, dass sie irgendetwas ausbrütet.
»Nein. Wieso? Weißt du etwas?«
»Vielleicht. Na ja, ich könnte vielleicht etwas in Erfahrung bringen. Ich habe vorhin kurz mit Ben telefoniert. Es geht das Gerücht, Marc sei auf dem Weg nach East London.«
»Nach East London?«
»Ja. Das behaupten die Paparazzi. Zwei von ihnen sind ihm gefolgt.«
Nachdenklich nippe ich an meinem Kaffee. »Ich liebe ihn, Jen.«
»Das weiß ich.«
»Wir könnten tatsächlich eine Chance haben, aber nur, wenn er sich nicht ständig in sein Schneckenhaus zurückzieht.«
»Wieso rufst du ihn nicht einfach an?«
Genau das tue ich, aber mein Anruf wird sofort auf die Voicemail umgeleitet. »Ich muss ihn finden. Er behauptet zwar, dass wir eine gemeinsame Zukunft haben könnten, doch wie soll das funktionieren, wenn er ständig Geheimnisse vor mir hat?«
Jen trommelt mit ihren modisch grau lackierten Nägeln auf die Tischplatte. »Soll ich Ben noch mal anrufen und fragen, ob es etwas Neues gibt?«
Ich nicke.
»Manchmal sind diese Fotoheinis tatsächlich zu etwas nütze«, meint sie. »Die Typen können echte Bluthunde sein, wenn es darum geht, Promis aufzustöbern.« Sie zückt ihr strassbesetztes Handy und tippt eine Nummer ein. »Ben? Du musst mir einen Gefallen tun. Marc Blackwell. Hast du eine Ahnung, wo er steckt? Ehrlich? Großartig.«
Sie kramt ein rosafarbenes Notizbuch aus ihrer Wildledertasche, kritzelt etwas darauf und reicht mir dann den Zettel. »Danke, Ben, ich bin dir was schuldig. Dir auch. Bis bald.«
Ich blicke auf die Adresse in East London, die Jen auf dem Zettel notiert hat.
»Also, was jetzt? Hinfahren?«, fragt sie.
»Das sollte ich tun. Aber allein. Ich will nicht, dass du da mit hineingezogen wirst.«
»O nein.« Jen schüttelt den Kopf. »Du fährst auf keinen Fall allein hin. Ich komme mit.«
»Das kann ich nicht zulassen, Jen. Was ist mit deiner Arbeit?«
»Was soll damit sein? Ein Notfall in der Familie. Sie werden es schon verstehen.«
»Wenn ich auch nur den Hauch einer Chance haben will, dass Marc sich mir öffnet, sollte ich allein gehen. Bitte, Jen, ich schalte sogar die Navi-Funktion meines Handys ein, damit du mich jederzeit orten kannst.«
Jen seufzt. »Okay.«
»Vielleicht ist Keith ja noch in der Garage und kann mich hinfahren.«
»Los, gehen wir runter und sehen nach.«
❧ 92
D och als wir die schwach erleuchtete Garage betreten, stellt sich heraus, dass Keith bereits gegangen ist. Wir stehen vor Marcs auf Hochglanz poliertem Nobel-Fuhrpark.
Dann sticht mir etwas ins Auge.
»Jen. Er ist weg.«
»Wer?«
»Der Wagen von Marcs Vater.« Ich starre auf die leere Parklücke. »Er muss ihn mitgenommen haben.«
»Ja, und?«
»Normalerweise fährt er nicht damit.«
»Aber jetzt schon. Wieso, ist das schlimm?«
»Keine Ahnung.«
Jen lässt den Blick über die anderen Autos schweifen. »Die Dinger müssen ganz schön schnell sein.«
»Ja.«
»Denkst du dasselbe wie
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