Verbotene Liebe im Land der roten Sonne
erwiderte Skye traurig. „Sie hat ein privilegiertes Leben geführt und doch viel gelitten. Das eigene Kind zu verlieren, muss der größte Kummer für eine Frau sein.“
Ihre Kopfschmerzen waren so unerträglich geworden, dass sie die Nadeln aus ihrem Haar zog und eine nach der andern auf den kleinen Flurtisch legte. Es war eine Wohltat, den Nackenknoten zu lösen und das Haar locker über die Schultern fallen zu lassen.
„Manchmal bist du so schön, dass ich dich kaum ansehen kann“, sagte er, griff nach einer goldblonden Haarsträhne und zog Skye sanft daran näher.
„In letzter Zeit musstest du mich nicht oft aushalten“, erinnerte sie ihn mit bitterem Unterton.
„Es war deine eigene Entscheidung“, erwiderte er schroff und ließ sie los. „Kannst du mir einen Gefallen tun?“
„Natürlich.“ Sie gab sofort nach. Es entging ihr nicht, wie angespannt Keefe war. Er litt sehr, das bewies die Blässe, die durch die Sonnenbräune nicht überdeckt wurde.
„Dann zieh dein schwarzes Kleid aus.“ Es klang wie ein Befehl. „Ich kann die bedrückende Atmosphäre zu Hause nicht mehr ertragen. Zieh Reitsachen an und behaupte ja nicht, du hättest nichts mitgebracht. Ich muss etwas von diesem inneren Druck loswerden. Was für ein Albtraum! Dad tot … und an jenem Morgen war er noch so lebendig und tatkräftig. Ich habe ihm nicht einmal sagen können, wie sehr ich ihn liebte, bewunderte und respektierte. Er war immer mein Vorbild.“
„O Keefe, das wusste er.“ Sie hätte ihn gern in die Arme genommen, aber sie beherrschte sich. „Du bist genau so, wie er sich seinen Sohn und Nachfolger wünschte. Er wusste, wie gut sein Lebenswerk bei dir aufgehoben sein würde. Sooft er deinen Namen nannte, geschah es mit Stolz und Liebe.“
Er wandte sich ab. „Tu bitte, was ich sage. Ich möchte losgaloppieren, bis ich vor Erschöpfung vom Pferd falle.“
„Aber warum mit mir? Du hast einen Bruder und eine Schwester und kommst trotzdem zu mir.“
„Natürlich“, bestätigte er kurz. „Zu wem sonst?“
Hatte er dieses Anrecht? Skye schüttelte traurig den Kopf. „Ich begreife dich nicht, Keefe. Du stößt mich von dir und holst mich wieder zurück. Mal ist das Leben ein Himmelreich und mal eine Hölle.“
„Vielleicht bin ich nur in deiner Gegenwart einig mit mir selbst.“ Er sah sie durchdringend an. „Ich habe dich vermisst, aber du bist nicht gekommen.“
Das war fast zu viel. „Glaubst du etwa, ich könnte dir vergeben, dass du mir das Herz gebrochen hast?“, fragte sie aufgebracht. „Als Kind und junges Mädchen war ich dein Ein und Alles. Du warst immer bei mir. Deine Güte und Geduld bleiben mir für immer im Gedächtnis. Und irgendwann versiegte plötzlich der Strom der Zärtlichkeit.“ Ihre blauen Augen blitzten. „Du hast mir alles genommen, sogar die Unschuld.“
Keefe senkte den Blick. „Es war dein eigener Wunsch … und meiner. Wir konnten beide nicht anders. Es war wie vom Schicksal bestimmt. Dich ganz zu kennen, bedeutete mir alles. Rede oder denke nie schlecht davon. Es hat uns noch fester aneinander gebunden. Ich liebte dich, Skye. Du strahltest so viel Lebensfreude aus und stelltest tausend kluge Fragen. Du warst das Licht ! Nimm dagegen Rachelle. Sie ist meine Schwester. Ich liebe sie, aber manchmal … so schrecklich das auch ist … mag ich sie nicht.“
„Und das wirfst du dir vor?“ Skye hatte sich noch nicht beruhigt. „Rachelle war immer gemein zu mir. Ihre ständige Eifersucht trieb sie dazu. Übrigens kommt es häufiger vor, dass sich Familienmitglieder nicht mögen. Man kann sich seine Verwandten nicht aussuchen. Daher muss man sie auch nicht unbedingt mögen.“
„Wahrscheinlich hast du recht.“ Er fuhr sich übers Haar. „Ich muss auch noch mit Scotts Eifersucht fertig werden. Meine beiden Geschwister sind von Eifersucht und Neid beherrscht. Keiner hat die Kraft, sein eigenes Leben zu führen. Rachelle will nicht arbeiten. Es gäbe verschiedene Möglichkeiten für sie, aber sie lebt von ihrem Treuhandvermögen. Und Scott? Wie stellt er sich die Zukunft vor? Ich habe ihm die Leitung unserer Außenstation Moorali Downs angeboten. Er könnte endlich selbstständig werden, aber er kennt nur die Feindschaft gegen mich.“
„Er sollte sich verlieben.“ Keefes Niedergeschlagenheit ging ihr nah. „Wenn er die Richtige findet, könnte er heiraten.“
„Ja … wenn !“ Er lachte kurz auf. „Scott träumt doch nur von dir.“
„Du meinst, er hat mich nicht
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