Verbotene Liebe im Land der roten Sonne
seit der Urzeit und hatte den Göttern als Wohnung gedient.
Seit jeher war das Hügelland von mystischem Zauber umgeben, den man ernst nehmen musste. Mancher Rancharbeiter – ob einheimisch oder nicht – konnte schwören, dass ihm hier seltsame Dinge begegnet waren und dass er sich beobachtet gefühlt hatte, obwohl kein lebendes Wesen in der Nähe war. Ähnliches hatten schon die ersten kühnen Forschungsreisenden berichtet, nachdem sie auf die großen Naturdenkmäler der westlichen Wüste gestoßen waren – etwa die Olgas oder Ayers Rock. Letzterer wurde von den Eingeborenen Uluru genannt und war ihnen heilig. Die Olgas oder Kata Tjuta , vom Wind abgeschliffene Steinkuppeln unterschiedlicher Größe, spielten in der Mythologie der Aborigines ebenfalls eine besondere Rolle.
Sie stiegen ab, versorgten die Pferde und erklommen einen Hang, wo Bauhinias und Akazien Schatten boten. Die Sonne durchbrach mit ihren Strahlen hin und wieder noch das finstere Gewölk und malte fantastische Muster auf den roten Wüstensand. Skye kannte das Gelände. Sie war schon oft hier gewesen, meist mit Keefe, aber manchmal auch allein, um zu träumen oder in Ruhe nachzudenken. Gungulla war auch als Campingplatz beliebt, denn zwischen den höher gelegenen Höhlen gab es Wasserbecken, die niemals austrockneten. Hier wuchsen auch verschiedene köstliche Beerenarten, mit denen man überleben konnte.
Keefe breitete unter den Bäumen eine Decke aus. Skye stand etwas höher und betrachtete die goldgeränderten Wolken. Sie hielt eine Bauhiniablüte mit rotem Kelch in der Hand, die sie beim Hinaufsteigen gepflückt hatte. Auf seine einladende Geste hin setzte sie sich neben ihm auf die Decke. Sehnsucht und Scheu kämpften in ihrer Seele.
„Ich kann immer noch nicht begreifen, dass mein Vater tot ist“, sagte Keefe. „Er war erst Mitte fünfzig … jung, wenn man an Grandmas achtzig Jahre denkt. Und er wurde noch gebraucht.“
Sie verstand ihn nur zu gut. „Sein Tod legt dir eine schwere Last auf, das weiß ich. Du hattest damit gerechnet, dich länger auf die große Aufgabe vorbereiten zu können, aber in Wirklichkeit bist du längst so weit. Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen.“
„Das tue ich aber.“ Vor Skye brauchte er sich nicht zu verstellen. „Wie viele von uns sind jetzt schon bei kleineren Flugzeugunfällen ums Leben gekommen!“
Das traf leider zu. „Trotzdem lässt du dich nicht vom Fliegen abhalten, weil es hier draußen lebensnotwendig ist“, erinnerte sie ihn. „Du hast mich sogar in Longreach abgeholt.“
„Ich würde dich immer abholen.“
Sie schloss für einen Moment die Augen. „Mach mir keine falschen Hoffnungen, Keefe. Das sind unerfüllbare Träume.“ Er hatte sie zu tief verletzt. Nie würden die Wunden heilen, und doch saß sie wieder neben ihm und schlug alle Vorsicht in den Wind.
„Du träumst also von mir?“
Ihr stockte der Atem.
„Ich träume von dir “, fuhr er fort und streckte sich auf der Decke aus.
Skye betrachtete sein ernstes Gesicht. „Würdest du mich heiraten, wenn wir nicht wären, was wir sind?“ Was für eine absurde Frage! Sie wartete, aber er starrte stumm in die Wolken. Also musste sie sich die Antwort selbst geben. „Nein, wahrscheinlich nicht.“
Verlorene, unvergessliche Jahre. Die Erinnerung daran wird mich niemals verlassen.
„Wer sind wir wirklich?“ Er zog sie zu sich herunter, und sie ließ es geschehen, obwohl jedes Nachgeben leichtsinnig war. Gegen Keefes sinnliche Ausstrahlung gab es keine Gegenwehr. Das wusste er und nutzte es aus. Er glaubte, sie zu besitzen, doch sie wollte nicht im Besitz eines anderen sein.
„Was bezweckst du mit der Frage?“ Sie drehte sich auf die Seite, um ihn besser beobachten zu können. Was auch geschehen mochte, das Band zwischen ihnen war unzerreißbar. Keefe brauchte sie, aber sie brauchte ihn fast noch mehr. Das machte ihre Beziehung so anders. „Gibt es vielleicht irgendwelche Geheimnisse?“
Wieder zögerte er mit der Antwort, und sie schmiegte sich an ihn, um sein Herz schlagen zu hören. Manchmal glaubte sie, vor Liebe zu vergehen, obwohl es für Keefe und sie keine Zukunft gab. Hier, fast genau an dieser Stelle, hatten sie sich zum ersten Mal geliebt. Sie hatte gleichzeitig ihre Unschuld und ihr Herz verloren. Alles an Keefe war einmalig – seine Liebe, was er sagte, was er tat. Er verzauberte die Welt und machte jeden Augenblick unvergesslich.
„Geheimnisse? Ja.“ Er nahm sie fester in die Arme,
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