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Verbotene Lust

Verbotene Lust

Titel: Verbotene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Winter
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Gefühl, wenn wir sie wegschicken.«
    »Hast du Angst, sie könnte …«
    »Sich was antun?«, vollendete er ihren Satz. Er stand auf und streichelte ein letztes Mal ihre Brust. Sonja zupfte ihren Seidenslip zurecht und zog die Jeans wieder an. »Nein, ich glaube, so unvernünftig ist sie nicht. Aber wieso sollten wir sie fortjagen? Auf mich macht sie den Eindruck, als bräuchte sie einfach einen Ort, an dem sie wieder zu sich kommen kann.«
    »So habe ich es mir eigentlich nicht vorgestellt …« Sonja zögerte.
    »Wenn es dir nicht behagt, schicken wir sie nach dem Essen weg. Und wer weiß, vielleicht will sie ja wirklich gehen, und wir machen uns völlig umsonst Sorgen.«
    »Also gut«, sagte sie schließlich. »Soll sie erst mal eine Nacht bleiben. Vielleicht finden wir so heraus, wovor sie wegläuft.«
    Wenn sie ehrlich war, hatte Marlenes Auftauchen ihr Interesse geweckt. Und ob die junge Frau vor etwas floh oder tatsächlich ein verrückter Fan ihrer Bücher war, würde sie schon herausfinden.
    Aber langsam glaubte sie, dass sie überall Gespenster sah. Ein verrückter Fan! Sie sollte sich nicht so wichtig nehmen, so sah’s doch aus! Marlene müsste ihnen ja schon aus Hamburg gefolgt sein, um hier aufzutauchen. Dafür musste sie aber wissen, wo Sonja wohnte, und das herauszufinden war schlicht unmöglich. Sie stand nicht im Telefonbuch, und der Verlag rückte ihre Adresse auch nicht einfach so heraus.
    Na also! Sie schüttelte noch mal den Kopf, weil sieso verrückte Gedanken hatte, und folgte André in den Wohnraum.
    Das Wissen, dass noch immer ihr Geruch an seinen Fingern haftete, machte das Mittagessen zu einem geheimen Vergnügen.
    Sie beschloss, sich häufiger von ihm bei der Arbeit ablenken zu lassen. Ob Marlene nun da war oder nicht, war ihr dabei ziemlich egal.

    »Möchtest du noch Kaffee? Tee?« Marlene schaute ins Arbeitszimmer. Sonja blickte überrascht auf. »Oder hast du schon Hunger? In einer Stunde gibt’s Abendessen.«
    »Nein, nein. Keinen Hunger. Aber Kaffee wäre prima.«
    Marlene verschwand und kam kurz darauf mit einem Becher Kaffee zurück. »Zwei Stücke Zucker, Vollmilch. Wie du’s magst.«
    Sonja lächelte dankbar und nahm den Becher entgegen. Sie nahm einen Schluck. »Lecker.«
    »Meine Mutter macht den immer so. Mit einer Prise Zimt.« Marlenes Lächeln verblasste. »Also, damals. Ich meine …«
    »Was denn?«, fragte Sonja.
    »Nichts.«
    Natürlich. Sobald sie versuchte, mehr über Marlene herauszufinden, war es, als glitt ein Vorhang vor ihr Gesicht. Wie der schwarze Pony, der Marlenes Wimpern kitzelte und in solchen Momenten fast ihre hohen Wangenknochen zu berühren schien, weil sie den Kopf senkte.
    »Deine Mutter hat jedenfalls Ahnung von Kaffee«, befand Sonja. »Danke, Marlene.«
    »In einer Stunde gibt’s Essen«, wiederholte Marlene. Sie huschte aus dem Arbeitszimmer, als könnte sie nicht schnell genug fortkommen.
    Sonja scrollte durch die Seiten, die sie an diesem Nachmittag geschrieben hatte. Na also, dachte sie zufrieden. Es geht doch. Wenn mich nichts ablenkt außer meinem Freecell-Spiel, schaffe ich auch acht Seiten am Tag.
    Obwohl das, wenn sie ehrlich war, immer noch nicht ausreichte.
    Sie streckte sich und überlegte. Wenn sie am Abend noch mal drei, vier Stunden schrieb, schaffte sie vielleicht noch was. Oder sie saß die ganze Zeit nur vor dem Bildschirm und verzweifelte, weil irgendwann nichts mehr ging.
    Genug für heute. Rom wurde ja auch nicht …
    Außerdem machte sie sich, wenn sie ehrlich war, Sorgen um Marlene.
    Seit vier Tagen war sie nun bei ihnen. Am Anfang hatte sie nach jeder Mahlzeit gesagt, sie mache jetzt noch den Abwasch und räume auf, ehe sie ging. Und jedes Mal hatten André oder Sonja gesagt, sie könne gerne noch bleiben. Erst gestern, nach dem Abendessen, hatte Sonja ihr angeboten, länger zu bleiben.
    Sie wurde nicht so recht schlau aus Marlene. Sie hielt sich zurück, kümmerte sich um den Haushalt und verbrachte den Rest der Zeit zumeist lesend auf dem Sofa oder gut eingemummelt auf der Veranda, während Sonja schrieb.
    Und André war ohnehin die meiste Zeit unterwegs. Er machte nicht nur morgens seine Joggingrunden, die er mit jedem Tag ausdehnte, bis er völlig ausgepowertheimkam, sondern hatte inzwischen auch begonnen, nachmittags lange Strandspaziergänge zu machen.
    Er fragte nie, ob Sonja ihn begleiten wolle. Einerseits wäre sie eh nicht mitgekommen (sie musste schließlich arbeiten, und sie vertraute Marlene nicht so weit,

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