Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbotene Lust

Verbotene Lust

Titel: Verbotene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Winter
Vom Netzwerk:
Gedanken gewöhnen.
    Im Gästezimmer fand sie in einem Regal die persönlichen Unterlagen von Sonja und André. Sie nahm zwei Ordner mit ins Wohnzimmer, wählte in der Küche einen Rotwein aus dem Weinregal aus, öffnete die Flasche und schenkte sich ein Glas ein, ehe sie begann, die Unterlagen zu sichten.
    Sie hoffte, irgendwas zu finden. Etwas, das es ihr ersparte, den Plan in die Tat umzusetzen, den sie seit Tagen immer wieder ausheckte und anschließend verwarf. Irgendwas, das es ihr ersparte, Sonja so großen Schmerz zuzufügen.
    Sie blieb lange. Trank den Wein. Irgendwann wählte sie die Handynummer, die André ihr notiert hatte, falls etwas passieren sollte. Ein aufgeregtes Kribbeln erfasste sie. Schließlich saß sie in seiner Wohnung, und er war ahnungslos. Mit jedem anderen hätte sie Mitleid gehabt.
    Er ging nach dem zweiten Klingeln dran. »Hallo?«
    »André?«
    »Marlene, bist du das? Gott sei Dank! Wir haben uns schon Sorgen gemacht, wo du steckst.«
    Habt ihr euch um mich Sorgen gemacht oder um dein protziges Auto?, dachte sie. »Ich ruf nur an, weil ich es heute wohl nicht mehr schaffe zurückzukommen.«
    »Oh?« Er klang verblüfft. »Wo bist du denn?«
    Sie zögerte. Zählte die Sekunden herunter. »Eigentlich möchte ich darüber nicht sprechen.«
    Es war still. Sie spürte, wie gerne er sie fragen wollte. Wie sehr es ihn trieb, sie zu bedrängen. Aber nein, er hielt sich zurück.
    Wenn er wüsste …
    »Na ja, ich dachte nur, du könntest es mir vielleicht erzählen«, sagte er schließlich zögernd. »Du leihst dir mein Auto, und dann rufst du mich zwölf Stunden später an, dass du über Nacht wegbleibst …«
    Marlene lächelte. Ah, er misstraute ihr. Wunderbar. Umso mehr würde er ihr vertrauen, wenn sie morgen zurückkam. »Tut mir leid, aber … Es ist kompliziert …«
    »Du musst nicht darüber reden.« Einen Moment lang schwiegen beide. Er schien darauf zu warten, dass sie doch redete. Sie fuhr mit dem Finger über den zarten Rand des Weinglases. »Wenn du über Nacht in …«
    »Berlin«, fügte sie hastig hinzu.
    »Ja, also wenn du in Berlin bleiben willst, kein Problem. Wir vermissen dich.«
    »Ich bin morgen Nachmittag zurück.«
    »Gut. Dann … Pass auf mein Auto auf.« Sein Lachen klang etwas gequält.
    »Keine Sorge. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Marlene. Ach, übrigens!« Ihm fiel noch etwas ein.
    »Ja?«
    »Es hat aber nichts damit zu tun, ich meine … was heute passiert ist.«
    »Nein, nein!«, beeilte sie sich zu sagen. »Ich muss nur etwas erledigen, das ist alles.«
    »Gut. Also, weil … Wir mögen dich. Es wäre schade, wenn du dir deswegen irgendwie Sorgen machst …«
    »Ich mach mir keine Sorgen. Ich erledige hier nur was, und dann bin ich morgen wieder da.« Sie lächelte. »Irgendwer muss doch dafür sorgen, dass ihr gut esst.«
    Sie hörte ihn lachen, und für einen Moment schloss sie die Augen, weil sie sein Lachen nicht ertrug. »Gute Nacht«, verabschiedete er sich und legte auf.
    »Gute Nacht«, flüsterte sie. »Gute Nacht, du …« Ihr fiel nichts ein, das angemessen ausdrückte, wie sehr sie ihn hasste. »Scheißkerl«, fügte sie hinzu. Aber es klang zu schwach.
    Bevor sie ging, stellte sie das Weinglas in die Spüle. Sie goss den restlichen Wein aus und stellte die Flasche in die Kiste, in der das Altglas gesammelt wurde. Dann ging sie ins Bad und benutzte die Bürste, die auf dem gefliesten Vorsprung vor dem Spiegel lag.
    Sie verließ die Wohnung, schloss ab, ging in den Keller und stieg in den Lexus. Sie atmete tief durch, ehe sie den Wagen startete und aus der Tiefgarage lenkte.
    Sie hatte getan, was getan werden musste. Die Nachtwürde sie in ihrer Wohnung verbringen, ehe sie morgen zurückfuhr.
    Es gab jetzt kein Zurück mehr, sagte sie sich. Es brauchte sich nur noch die Gelegenheit ergeben, um zu tun, was getan werden musste.

9. Kapitel
    Sie wachte erst auf, als André aufstand. Sonja blinzelte müde. Helles Licht flutete ins Schlafzimmer. André stand am Fenster und schaute hinaus.
    »Gehst du wieder laufen?«, fragte sie leise.
    Er nickte, ohne den Blick vom Meer zu lassen.
    »Ich finde, du hast es in den letzten Tagen ein bisschen übertrieben.«
    »Ja, kann schon sein.« Er wandte sich ab und verließ das Schlafzimmer.
    Sie kuschelte sich noch mal ins Bett. Ihr war angenehm warm, und sie streckte sich unter der dicken Daunendecke. So gut hatte sie seit Wochen nicht mehr geschlafen! Sie hatten gestern Abend noch lange geredet; in Decken gehüllt

Weitere Kostenlose Bücher