Verbotene Momente des Glücks (German Edition)
Hunter-Palmer-Stiftung gebaut worden. Und wenn alle verbleibenden Samurai es schafften, jeweils eine ganzen Monat hierzubleiben, würde es zu einem Erholungsheim für Krebspatienten. Hunter hatte gewusst, wie wichtig eine solche Rückzugsmöglichkeit für Krebskranke war. Er selbst hatte an einem Melanom gelitten und war daran schließlich gestorben.
Einige der Räume, denen generell ein Bad angeschlossen war, waren bereits eingerichtet, andere standen noch leer. Luke hatte es der ausgebaute Dachboden angetan, in dem er sich ein provisorisches Büro eingerichtet hatte. Und als Lauren meinte, sie wolle gern ein wenig lesen, hatte er sich sofort mit seinem Laptop nach oben verzogen. Erst als die antike Standuhr in der Eingangshalle fünf Uhr anzeigte, hatte er sich wieder blicken lassen.
In der Küche öffnete er eine Flasche Wein und kam dann zu Lauren, die in dem großen Wohnzimmer saß, reichte ihr ein Glas und setzte sich dann in eine Sofaecke. Dass ihm Regeln zuwider waren, wie er sagte, kam für Lauren nicht überraschend. Aber was sollte sie darauf antworten?
Während er oben in seine Arbeit vertieft war, hatte sie die kleine Reisetasche aus dem Auto geholt, die sie für den Besuch bei ihrer Freundin in San Francisco gepackt hatte. Sie hatte geduscht und sich frische Sachen angezogen, eine schmal geschnittene Jeans und einen cremefarbenen Kaschmirpullover, den sie in Paris gekauft hatte.
„Meine kleine Schwester Kaitlyn hat für alles im Leben Regeln“, fing sie an.
„Du hast eine Schwester?“
Lauren sah ihn überrascht an. „Ja, und du hast sie doch auch schon ein paarmal gesehen. Dreizehn, mit einer Zahnspange, erinnerst du dich?“
„Ach so, ja, natürlich.“ Er wandte den Kopf und blickte aus dem Fenster. „Wo war ich nur mit meinen Gedanken?“
Hier hakte sie ein. „Eben. Und genau das möchte ich ändern, Matthew. Ich möchte nachdenken, bevor ich etwas mache, bevor ich mich zu etwas hinreißen lasse, was ich vielleicht später bereue.“
„Bezweifelst du etwa, dass der vierte Versuch es wert ist?“
Lauren ging darauf nicht ein und sagte stattdessen: „Ich möchte mit dir über diese … diese Anziehungskraft sprechen, die zwischen uns besteht. Ich bezweifle, dass es sinnvoll und vernünftig ist, sich Hals über Kopf in eine sexuelle Beziehung zu stürzen. Findest du nicht auch, dass wir in dem Punkt etwas vorsichtig sein sollten? Schließlich geht es hier doch auch um deine Ehe.“
Luke blickte immer noch aus dem Fenster. „Erzähl mir etwas über Kaitlyn und ihre Regeln.“
Lauren musste lächeln, als sie an ihre kleine Schwester dachte. „Wie alle Kinder versucht sie, nicht auf Fugen und Risse zu treten, wenn sie den Bürgersteig entlanggeht. Neuerdings geht sie rückwärts auf ihren Spiegel zu und dreht sich erst um, wenn sie bereit ist, sich anzusehen. Sie behauptet, dass man wahre Schönheit nur in einem schnellen, überraschenden Augenblick erkennt.“
„Wenn sie ihrer Schwester ähnlich sieht, braucht sie sich um ihr Aussehen keine Gedanken zu machen.“
„Danke.“ Das Kompliment tat ihr wohl. „Du hast Kaitlyn ja erlebt. Auch wenn wir ihr noch so oft sagen, wie hübsch sie ist, sie bleibt skeptisch. Aber mit dreizehn ist man sich selbst gegenüber auch superkritisch. Erinnerst du dich noch daran, wie du in dem Alter warst?“
„Allerdings.“ Er nahm einen Schluck von seinem Wein. „Dabei fällt mir ein, als wir dreizehn waren, hat unser Vater uns mit allen möglichen Regeln und Auflagen gequält.“
Genau das wollte sie hören! Er küsste göttlich, duftete himmlisch, wusste, wie er sie berühren und erregen konnte, all das war sehr angenehm. Aber das allein war keine Garantie für eine gute Ehe. Sie musste mehr über ihn wissen. Sie fuhr mit dem Zeigefinger langsam über den Rand ihres Weinglases. „Was waren denn das für Regeln?“
„Wir hatten unsere Pflichten, mussten zum Beispiel unsere Zimmer aufräumen und unsere Fahrräder und später unsere Autos instand halten. Aber das war beileibe nicht alles, wir wurden zu allen möglichen Hausarbeiten herangezogen. Einmal in der Woche überprüfte unser reizender Vater alles und vergab Plus- und Minuspunkte. Der Verlierer war in den nächsten Tagen für alles allein verantwortlich und wurde von dem Gewinner genauestens überwacht. Denn der wiederum stand unter der Fuchtel von Dad, der genau darauf achtete, dass man dem arbeitenden Bruder nichts durchgehen ließ. Wurde er dabei ertappt, gab es
Weitere Kostenlose Bücher