Verbotene Momente des Glücks (German Edition)
kaum vierundzwanzig Stunden wieder zu Hause war, hatte Lauren das Gefühl, nie weg gewesen zu sein.
„Dieser unfähige Bilbray“, schimpfte ihr Vater vor sich hin, während die Hausangestellte June einen dampfenden Teller vor ihn hinstellte. „Stellt sich geradezu so an, als hätte er noch nie etwas von Angebot und Nachfrage gehört. Möchte bloß mal wissen, was sie denen damals auf der Uni beigebracht haben. Schließlich ist er doch schon seit fünfzehn Jahren bei mir. Vielleicht muss ich ihm noch zeigen, wie man seine Schnürsenkel bindet. Wenn er noch nicht einmal eine Tabelle lesen und interpretieren kann.“
Lauren wandte sich an ihre Schwester und musste die Stimme heben, damit sie sich wegen des Gebrummels des Vaters überhaupt verständigen konnten. „Was hast du gesagt, Kaitlyn? Mr. Beall möchte, dass du die Website für die Theater-AG eurer Schule gestaltest?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, sah sie ihren Vater an. „Dad, hast du das mitgekriegt? Kaitlyn wird richtiges Geld verdienen, wenn sie die Website gestaltet.“
Bei dem Wort Geld hob der Vater den Kopf und sah seine jüngere Tochter an. „Nicht schlecht. Wir können jeden Cent gebrauchen, jetzt, wo Lauren ihre Verlobung mit dem jungen Matthew Barton gelöst hat. Allerdings hoffe ich, dass ich da noch etwas tun kann. Ich werde ihn anrufen …“
„Dad!“, unterbrach ihn Lauren energisch. „Ich werde Matthew Barton nicht heiraten.“
Ihre Mutter sah von ihrem Teller hoch und funkelte ihre Tochter böse an. „Ralph, glaubst du wirklich, du kannst Matthew überreden, sich die Sache mit Lauren doch noch einmal zu überlegen? Vielleicht wenn du ihm sagst, es sei einer ihrer typischen unüberlegten vorschnellen Entschlüsse gewesen, den sie bedauert? Ich habe auch bisher die Reservierung für den Empfang noch nicht stornieren können.“
„Was?“ Lauren starrte die Mutter wütend an. „Du hast mir nicht gesagt, dass du bereits festgelegt hast, wo das Ganze stattfinden soll. Wir haben uns doch noch gar nicht darüber unterhalten.“
Carole Conover wedelte mit ihren perfekt manikürten Fingern. „Ich habe dieses Weingut im Napa Valley schon seit Jahren auf meiner Liste. Du kannst dich dort auch trauen lassen, wenn du möchtest. Obgleich Matthew vielleicht lieber in einer Kirche heiraten möchte.“
Lauren konnte nur ungläubig den Kopf schütteln. „Das fehlte noch. Ich habe euch doch gesagt, dass es keine Hochzeit geben wird.“
Jetzt war Kaitlyns helle Stimme zu hören. „Das letzte Kleid, das Mom für mich für deine Hochzeit ausgesucht hat, war wirklich sehr hübsch. Das hellblaue mit der dunkelblauen Schärpe.“
Lauren blickte die Schwester düster an. „Fällst du mir jetzt auch noch in den Rücken?“
Die Mutter strahlte Kaitlyn an. „Das Kleid steht dir wirklich ausgezeichnet. Du siehst entzückend darin aus.“
Lauren hätte am liebsten geschrien. Wenn sie doch nur einen total unpassenden Bräutigam finden und mit ihm durchbrennen könnte. Vielleicht konnte sie Trevor ja überreden, seine neueste Eroberung sitzen zu lassen. Dann wären ihre Eltern ganz schön blamiert.
Genau aus diesem Grund hatte sie damals vor vielen Jahren Trevor heiraten wollen. Und dann später den Automechaniker, der bei ihrem Vater angestellt war. Und nur deshalb hatte sie damals fast „Oui“ zu Jean-Paul gesagt, auf dem Eiffelturm, wenn alles geklappt hätte. Das hatte Luke schon vermutet, und jetzt erkannte sie es selbst. Ihre drei früheren Verlobungen war sie nur eingegangen, um ihre Eltern zu ärgern. Es war ihre Methode gewesen, sich gegen sie aufzulehnen.
Du liebe Zeit! Hatte sie wirklich ihr eigenes Glück aufs Spiel gesetzt, nur um gegen ihre Eltern zu rebellieren? War sie bereit gewesen, immer und immer wieder den falschen Mann zu heiraten, nur um sich wegen ihrer Bevormundung zu rächen? Wie kindisch! Wie dumm!
„Wie wirst du vorgehen?“, fragte Carole jetzt ihren Mann. „Vielleicht sagst du Matthew, dass Lauren nur kalte Füße bekommen hat, sehr typisch für junge Bräute, und dass das weiter nicht ernst zu nehmen ist.“
Obwohl sie mit deinem Bruder geschlafen hat und sich leider in ihn verliebte , führte Lauren den Satz in Gedanken weiter.
Das hatte sie ihren Eltern natürlich nicht erzählt. Lauren seufzte leise. Aber, wer weiß, vielleicht hatten sie recht, und sie war unfähig, sich den Richtigen auszusuchen.
„Ich finde Hochzeiten im September so besonders romantisch“, schwärmte Carole. „Außerdem ist das
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