Verbotene Nacht (German Edition)
überrascht war, sie in Lisas Pension anzutreffen. Seine Gegenwart hier hatte nichts mit dem Zufall zu tun. Sein Kommen war geplant. Er hatte sie einmal mehr ausspionieren lassen.
“Was tust du hier?” Ihre Stimme sollte fest klingen, doch stattdessen hatte sie die Frage nur geflüstert.
“Hm”, murmelte er gedehnt. Seine Augen funkelten gefährlich. “Gute Frage. Ich dachte, ich gönn mir mal wieder ein Wochenende in der Natur. Zwei Tage hier draussen in diesem Niemandsland, das ist genau mein Ding”, sagte Kyrill ironisch.
Elli presste fest die Lippen aufeinander. Wütend funkelte sie ihn an.
“Und du, Süsse? Du bist auch der natürliche Typ, was?”
Das gefährliche Funkeln verschwand aus seinen Augen. Einen Moment lang wurde sein Blick beinahe sanft, als er ihr Gesicht musterte.
Doch dann spannte er sich wieder an und sein Blick richtete sich drohend auf sie.
“Du läufst gerne davon, was, Elli? Das ist nun schon das zweite Mal, dass du dich vor mir versteckst.”
“Was redest du da? Dies ist die Pension meiner Tante! Ich komme hierher zum Schreiben, wann immer…”
“Erspar mir diese Scheisse.”
Elli erbleichte. Sie starrte Kyrill geschockt an.
“Verzeih meine Wortwahl, Pfarrerstochter, aber mir ist nicht nach Lügen zumute. Weisst du eigentlich, was ich durchgemacht habe? Während zweier Monate hab ich kaum ein Auge zugetan, hab mich Tag und Nacht gefragt, wo du wohl steckst. Zuerst hab ich angenommen, du seist vielleicht bloss für ein paar Tage fortgefahren. Jeden Tag nach der Arbeit bin ich zu dir gefahren, um zu schauen, ob du wieder zurück wärest. Doch du bist nie aufgetaucht. Da wurde mir allmählich klar, dass dir der Sinn nicht nach einer schnellen Rückkehr stand. Also hab ich meinen Informanten wieder angestellt. Er hat diesmal bloss verdammt lange gebraucht, um das hier zu finden.”
Kyrill deutete mit einer ausladenden Handbewegung auf die Pension.
“Als er mich schliesslich angerufen hat, um mir deinen Aufenthaltsort mitzuteilen, war ich gerade geschäftlich in Japan. Und heute Nachmittag, als ich zurückgekommen bin, bin ich auf direktem Weg in die Pension gefahren. Ich habe mir verdammt viel Sorgen gemacht, Elli. Also komm mir jetzt nicht mit irgendwelchen Lügengeschichten.”
Elli schwieg. Kyrill war wirklich aufgebracht.
“Um was?”, fragte sie schliesslich. “Um was hast du dir Sorgen gemacht?”
Er blickte sie durchdringend an. Er nahm eine Hand von der Spüle und legte sie auf ihren Bauch. Unwillkürlich hielt Elli den Atem an.
Kyrills Blick wurde plötzlich seltsam verklärt, als er ihren runden Bauch an seiner Hand spürte.
Für eine Sekunde verspürte Elli den Wunsch, sich Kyrill einfach um den Hals zu werfen.
Nein, mahnte sie sich im Stillen. Er war und blieb ihr Feind. Er war unerbittlich hinter ihr her, mit dem einzigen Ziel, ihr das Kind wegzunehmen.
“Um das”, sagte Kyrill leise. “Um mein Baby.”
“Es ist mein Baby”, sagte Elli scharf.
“Es ist auch meines, Elli”, sagte Kyrill hart.
Ihre Blicke massen sich zornig und erregt.
“Ich habe es dir gemacht, Elli. Schon vergessen?”
Entsetzen spiegelte sich in Ellis Gesicht. Noch nie hatte ein Mann so mit ihr gesprochen! Gut, sie war auch zum ersten Mal schwanger. Aber… trotzdem…
Sie spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht schoss und sich ihre Wangen röteten. Sie hoffte, Kyrill würde es nicht bemerken und senkte schnell den Blick. Sie konnte förmlich spüren, wie sich sein Blick in sie brannte.
Vergessen? Wie hätte sie die folgenschwere Nacht mit ihm vergessen können?
Diese Nacht würde sie ihr Leben lang nie vergessen!
Sofort wanderten Ellis Gedanken zur Nacht zurück, zur Nacht der Nächte, die nie hätte sein sollen. Zur verbotenen Nacht.
Sie sah wieder deutlich vor sich, wie sie zusammen auf den Laken gelegen hatten, sie unter ihm. Sie sah, wie er sich bewegt und seine pulsierende Erregung in ihr versenkt hatte.
Die Überraschung in seinem Gesicht, als er entdeckt hatte, dass sie noch nie mit einem Mann zusammen gewesen war. Sie hörte wieder, wie er hilflos ihren Namen murmelte, ehe er sich tief in ihr versenkte. Die Erinnerung war so intensiv, dass sie ihn beinahe in sich spüren konnte, beinahe spüren konnte, wie sie ihn mit ihrer seidenen Hitze eng umschloss.
Ellis Blick verklärte sich. Das Blut schoss durch ihren Körper wie heisse Lava und ihr Körper kribbelte eigenartig.
Langsam hob sie den Kopf und blickte Kyrill in die Augen. Sie sah, dass auch er sich erinnerte, dass auch er in
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