Verbotene Nächte - Kent, A: Verbotene Nächte - The Shaughnessey Accord (02 Spies)
besaß er sogar die Höflichkeit, die Tür hinter sich zu schließen.
Aber sie konnten die Tür natürlich ohnehin nicht mehr verschließen, da er das Schloss herausgeschossen hatte.
Stille breitete sich aus. Sie hatte vorher noch nie bemerkt, dass dieser Raum beinahe schalldicht war. Sie konnte lediglich ihr Herz hören, das du lebst, du lebst pochte.
Sie öffnete die Augen und begegnete Tripps aufmerksamem Blick, und sie machte einen Schritt in seine Richtung, hätte am liebsten ihre Arme um ihn geworfen.
Doch sie vermochte nichts weiter zu tun, als sich gegen ihn zu lehnen, während er sich an der Wand abstützte, und ihr Gesicht in die Vertiefung an seiner Schulter zu schmiegen und sich zu schwören, bei der nächstmöglichen Gelegenheit über ihn herzufallen.
»Was zum Teufel geschieht hier eigentlich? Ich dachte schon, ich müsste mich übergeben.« Selbst jetzt noch hatte sie Angst zu hyperventilieren. »Wer ist dieser Freak?«
Tripp legte sein Kinn auf ihren Scheitel. »Ich weiß es nicht, mein Schatz. Jedenfalls ist er ein Profi.«
»Aber das ist doch verrückt. Was könnte er hier nur wollen?« Sie lauschte dem leisen Kratzen seiner Bartstoppeln auf ihrem Haar, dem Trommelschlag seines Herzens unter ihrer Wange.
»Ich glaube nicht, dass es um den Laden geht. Ich glaube eher, dass er etwas haben will, was jemand hier in seinem Besitz hat.«
»Einer der Kunden? Der Polizist vielleicht?« Wen hatte sie gesehen, bevor sie sich auf den Weg in den Lagerraum gemacht hatte, um die Bestände durchzugehen?
Die beiden Sekretärinnen aus der Investmentfirma um die Ecke, die hier jeden Tag ein spätes Mittagessen zu sich nahmen. Der Professor, der an seinen Memoiren
schrieb und der immer vorn am Fenster saß. Den Polizisten, der gerade nicht im Dienst war, kannte sie nicht. Dann noch der Fahrer, der die Post auslieferte und der für gewöhnlich jeden Donnerstag kam.
Tripp schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht der Polizist.«
Und woher wollte er das wissen? Sie trat weit genug zurück, um ihm geradewegs in die Augen blicken zu können. »Du weißt, um wen es geht, nicht wahr?«
Als er es weder bestätigte noch abstritt, setzte sie ihm weiter zu. »Du weißt, um wen es geht, genauso wie du wusstest, dass jemand das Morsezeichen mitbekommen würde, das du auf dieses Kabel geklopft hast.«
Wieder dieser ausdruckslose, neutrale Blick.
»Verdammt, Shaughnessey. Rück endlich mit der Sprache raus!«
»Es ist sicherer für dich, wenn du es nicht weißt.«
»Sicherer?« War er verrückt geworden? »Hast du etwa den Verstand verloren? Man hat mir eine Waffe an den Kopf und an die Brust und unter meinen Rock gehalten. Nennst du das etwa sicher?«
»Sicherer als tot zu sein.«
»Wer sagt denn, dass unser reizender Mr. Vuong nicht als Nächstes vorhat, mich umzulegen?«
Tripps Schweigen war Antwort genug.
»Bitte, Tripp. Wenn ich schon sterben muss, dann wüsste ich gerne den Grund dafür.«
»Ich würde dir das lieber mit freien Händen erklären.«
Eine seltsame Antwort. Aber zumindest war es kein Nein gewesen – obwohl es dem ihrer Ansicht nach gleichkam, nachdem sie versuchsweise ihre Handgelenke bewegt hatte. »Gibt es irgendeinen Trick, um aus diesen Dingern herauszukommen?«
»Ja.« Er nickte zum Schrank hinüber. »Mein Messer. Falls es mir gelingen sollte, es herauszuholen, meinst du, du könntest das Plastik zerschneiden, ohne mir dabei die Hände abzutrennen?«
»So lange du mir den Gefallen erwiderst.«
Er grinste und drückte ihr einen Kuss auf die Wange, ehe er zum Schrank hinüberging und unterwegs die Höhe bis zu dem Regalbrett, auf dem er das Messer liegen gelassen hatte, mit den Augen abschätzte. Mist, es war zu hoch. Zumindest, wenn man kein äußerst gelenkiger Zirkusartist war. Er brauchte mindestens noch dreißig Zentimeter …
»Hier«, sagte sie und manövrierte eine Fünfliterdose Jalapeno Chilischoten mit dem Fuß vom untersten Regalbrett über den Betonboden zu ihm.
Tripp stellte sich darauf und versuchte, nach dem Messer zu greifen. »Scheiße. Mir fehlen noch mindestens fünfzehn Zentimeter.«
»Das würde ich aber nicht so laut sagen, wenn Frauen in der Nähe sind.«
Er blickte mit einem wütenden Blick auf sie herab. »Ist das etwa Galgenhumor?«
Es lief ihr kalt den Rücken hinunter. »Glaubst du, dass wir sterben werden?«
»Nein, Glory. Wir werden noch unseren Enkelkindern davon erzählen.« Er sprang herunter und blickte sich im Lagerraum um.
»Warte. Lass es
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