Verbotene Nähe
geringste Ahnung, in welche Schwierigkeiten Sie mich gebracht haben.« Er öffnete die Schreibtischschublade und zog eine halbvolle Flasche Bourbon heraus. »Erst wegen des guten Senators, dann wegen Ihres verdammten Freundes.«
Eines nach dem anderen. »Der gute Senator?«
»Er wollte, dass Sie diesen Job bekommen. Man könnte behaupten, er hat darauf bestanden.«
»Er hat darauf bestanden.« Sie konnte Brads Worte kaum in vollem Umfang begreifen. »Senator George Oberlin hat darauf bestanden, dass ich diesen Job bekomme? Diesen Job?«
»Zum Teufel, ja! Habe nachts einen Anruf bekommen und wie immer das getan, was er mir gesagt hat. Oberlin hat einfach diese Wirkung auf Menschen.« Eine scharfe Bourbonwolke zog über den Schreibtisch, als Brad eine Plastiktasse füllte.
»Warum? Warum wollte er, dass Sie mir einen Job geben?«
»Keine Ahnung.« Brad taumelte. »Ich stehe nicht auf der Liste der Leute, denen es erlaubt ist, persönliche Fragen zu stellen. Ich stehe auf der sozialen Rangleiter zu weit unter ihm. Ich nehme Medikamente wegen ...« Brad unterbrach sich. »Oberlin sagt mir nichts.«
Sie erstarrte. »Mussten Sie schon andere Reporter für ihn anstellen?«
»Nein, Sie waren die Erste.« Brad schüttelte mit Nachdruck den Kopf.
Brad war betrunken. Und vielleicht mehr als betrunken. Koks? Tranquilizer? Sie wusste nichts über Brads Probleme oder warum er Medikamente nahm. Es war ihr auch gleichgültig. Er redete; sie hörte zu. »Sie haben nicht darüber berichtet, dass Oberlins Frau versucht hat, mich zu erstechen. Ist es deswegen? Weil Sie getan haben, was man von Ihnen verlangt hat?«
»Ist sie nicht raffiniert?«, höhnte Brad. »Wir haben einen regelrechten Einstein in unserer Reportertruppe. Aber für eine, die hier herumstolziert, als ob sie alles wüsste, hat sie eine ganze Menge Knaben, die hinter den Kulissen die Fäden ziehen.«
»Wer denn noch?« Ihr wurde schlagartig heiß.
»Ein anderer von Ihren Freunden. Ich sollte solche Anweisungen nicht befolgen, aber was soll ich machen? Ich lasse mich der kleinen Miss Montgomery zuliebe nicht zusammenschlagen.«
»Sprechen Sie von Teague Ramos? Teague hat Ihnen Anweisungen gegeben?« Kate kniff die Augen zusammen. Wenn Brad nicht völlig durchgeknallt gewesen wäre, hätte er Schiss gehabt - vor ihr.
Aber im Moment besaß er so viel gottgegebenen Verstand wie eine Strumpfbandnatter. »Teague will, dass ich Sie einer Aufgabe zuteile, die Sie beschäftigt und aus Schwierigkeiten heraushält.«
Brad nahm einen kräftigen Schluck. »Also schicke ich Sie jetzt wegen des Schulfinanzierungsgesetzes zu Interviews mit irgendwelchen Grundschullehrern und lasse Sie fragen, wie sich das alles auf deren Jobs auswirkt.«
»Tolle Story« Sie wusste, dass sie freundlich klang. Nur zu dumm, dass sie nicht aufhören konnte, die Fäuste zu ballen.
»In welche Schwierigkeiten könnten Sie in einer Grundschule wohl geraten?«
»Sie haben ja so recht. In welche Schwierigkeiten könnte mich mein Job schon bringen?« Teague hatte gesagt, dass er ihr vertraue. Er hatte gesagt, dass er sie nicht überwachen würde. Er hatte gelogen - obwohl er vermutlich nicht damit gerechnet hatte, wie geschwätzig Brad wurde, wenn er betrunken war.
Sie war so wütend, sie hyperventilierte fast. »Ich sollte mit mindestens drei Lehrern sprechen.«
»Mindestens.« Brad hätte seine Gleichgültigkeit nicht deutlicher machen können.
»Vielleicht einem in Austin, einem in New Braunfels und einem ... irgendwo auf dem Land.« Sie zögerte. »Sagen wir Hobart, Texas?«
»Sicher. Wenn ein Hobart, Texas, existiert, dann interviewen Sie dort eine Lehrerin. Kommen Sie nicht zurück, solange Sie nicht fertig sind. Ich bin, Sie werden es nicht glauben, ein viel beschäftigter Mann, und ich habe Wichtigeres zu tun, als jeden Reporter zu beaufsichtigen, der für mich arbeitet.« Brad wedelte sie mit der Hand hinaus. »Bye.«
Sie blieb stehen. »Hobart, das ist es. Danke Brad. Sie waren mir eine große Hilfe.«
»Wie geht es Oberlin heute?«, fragte Teague, als er das Hauptquartier des Sicherheitsdienstes betrat.
»Nicht so nervös wie gestern«, antwortete Gemma, die die Monitore fixierte. »Obwohl er anfängt, sich nach Kate zu erkundigen. Sehen Sie.« Sie zeigte es ihm. »Gerade hat er mit Linda Nguyen gesprochen, die ihm fast den Kopf abgerissen hätte.«
»Das Mädchen sollte vorsichtig sein.« Big Bob lehnte sich mit geschlossenen Augen in dem Stuhl zurück. »Sieht aus, als
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