Verbotene Nähe
Massenkarambolage berichte.« Kates Herz schmerzte. Sie erkannte die Empfindung wieder. Nach dem Tod ihres Vaters hatte sie monatelang genau an diesem Gefühl gelitten.
Der Streit mit Teague hatte alles wieder ausgegraben, und sie litt aufs Neue. »Ich hasse dich.«
Sie log.
Sie hasste nicht Teague. Sie hasste die Erinnerung.
»Ich weiß. Zu Recht. Ich bin ein Idiot.« Er brachte sie zum Küchenstuhl. Er setzte sich und zog sie auf seinen Schoß und umarmte sie sanft, bis sie aufhörte zu weinen. »Wenn wir mit Oberlin fertig sind, solltest du mich zum Teufel jagen und gehen.«
»Das werde ich.« Zu dumm, dass sie sich nach diesem Einfall noch schlechter fühlte. Das kam vom Weinen.
Sie wusste, dass sie schrecklich aussah. Auch das kam vom Weinen.
Teague schien es nicht aufzufallen. Er starrte sie an, als sei sie das schönste Geschöpf, das er je gesehen hatte.
Wie unfair.
»Ich hätte nicht solches Zeug reden sollen. Aber willst du etwas über mich wissen? Schlimme Sachen?« Er küsste ihre Stirn. »Ich erzähle es dir. Ich beneide dich um deine Eltern. Es ist kein braver Neid, sondern eine hässliche, knochentiefe Eifersucht, weil du etwas hattest, das ich nie gehabt habe und niemals haben werde.« Er erregte ihr Mitleid.
Sie wollte das nicht. »Ich brauche ein Kleenex.«
»Meine Mutter hat mich verachtet.« Er gab ihr das Geschirrtuch, das auf dem Tisch lag. »Mein Vater hat sie sitzen lassen, bevor er wusste, dass sie schwanger war. Ihr Vater hat sie rausgeworfen, als er herausfand, dass sie ein Kind erwartete. Ihr Bruder tolerierte sie gerade noch. Sie war so empfindlich wie ein Bombenzünder. Vom Tag meiner Geburt an hatte sie mich und die Last, die ich für sie bedeutete, ge- hasst.«
Sie starrte das Geschirrtuch an, zuckte die Schultern und trocknete die Tränen. »Du hast nie auch nur andeutungsweise davon gesprochen. Hast du mir eigentlich über irgendetwas die ganze Wahrheit gesagt?«
»Ich sage sie dir jetzt. Willst du sie hören oder nicht?«
Natürlich wollte sie. Sie wollte jeden Informationskrümel über Teague, den sie aufpicken konnte. Sie wollte nicht so lieben. Es tat zu weh.
»Erzähl.«
»Meine Mutter sagte immer: >Du hältst dich für gerissen. Du glaubst, aus dir könnte mehr werden als bloß Abschaum. Mehr als aus mir. Aber du bist, was du bist, ein Bastard unter vielen, der größte aller Bastarde, und du wirst hier sterben wie alle anderen auch.<«
Kate wollte nicht mitfühlen, aber sie konnte nicht anders. Er beschrieb sachlich seine trostlose Jugend, aber in Wirklichkeit - hatte er gelitten. Er hatte genauso wie sie gelitten, nur langsamer. Die Qualen der Einsamkeit und der Lieblosigkeit durchzogen sein gesamtes Leben.
»Sie hat gesagt ... sie hat gesagt: >Verdammt noch mal, Teague, du kleiner Bastard ... du bist ein dummer Mischlingsjunge, ein halber Gringo, und wenn du erstochen wirst, wird sich keiner darum scheren. Ich jedenfalls bestimmt nicht. Aber dieses Kind ... <« Er hörte auf, atmete schwer.
Kate hatte ihn leiden sehen wollen. Ihr Wunsch war in Erfüllung gegangen. Jedes Wort versetzte ihm einen Stich ins Herz. Der Atem stockte ihm.
»Schon gut.« Kate umarmte ihn vorsichtig, wegen seiner gebrochenen Rippen. »Sie hat es nicht so gemeint.«
»Was?« Er starrte sie an, als hätte er vergessen, dass sie auf seinem Schoß saß.
»Deine Mutter hat es nicht so gemeint, als sie gesagt hat, es wäre ihr egal, ob du getötet wirst.«
»Sie hat es so gemeint. Die Ironie des Schicksals war, dass sie an jenem Tag starb. Wir hatten einen Bandenkrieg. Ich war einer der Rädelsführer. Sie wollte nicht, dass ich ... sie wollte nicht, dass ich gehe, aber ich wusste es besser. Und als es vorbei war, ging sie auf die Straße und wurde von einem Querschläger getroffen. Aber, was noch schlimmer war« - er atmete tief und rau -, »noch schlimmer ...« Er starrte Kate an, als wolle er etwas sagen, aber er brachte die Worte nicht heraus.
Kate hielt die Luft an und wartete, dass er ihr, wenn er sie schon nicht liebte, doch wenigstens vertraute. Schließlich schüttelte er den Kopf und sackte an der Stuhllehne zusammen.
»Okay« Kate rang mit der Enttäuschung. »Zunächst einmal hast du sie nicht umgebracht. Vermutlich fühlt es sich aber so an, weil sie zu der Schlacht gekommen ist, um dich zu holen.«
Er schnaubte. »Nein, Kate. Nicht mich.«
»Wen denn?«
Er zuckte die Achseln und wandte den Kopf ab.
Kate fasste einen Entschluss. Wenn diese Situation beendet war,
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