Verbotene Nähe
erstochen wirst, wird sich keiner darum scheren. Ich jedenfalls bestimmt nicht. Aber dieses Kind ist doch erst vierzehn Jahre alt. Wenn ihr etwas passiert, wird ihr Vater dich umbringen. Schau, was er mit mir gemacht hat. Er ist ein lausiger Bruder und ein mieser Vater, aber er lässt nicht zu, dass mir jemand wehtut, und wenn jemand dem Kind wehtut, dann wird er es sein. Nimm sie lieber nicht mit! Tu das nicht!
Verdammt noch mal, Madre, wenn sie mir nachläuft, soll sie doch. Sie kommt da heil raus. Ich lass nicht zu, dass ihr was passiert.
Vielleicht hatte Teague schon wieder etwas mit den besten Absichten getan ... und ein anderes Leben ruiniert.
Die Mrs. Montgomery, die ihm die Tür öffnete, war nicht dieselbe Mrs. Montgomery, die er neulich getroffen hatte. Sie trug eine braune Hose zu einer blauen Seidenbluse, die am Hals mit einer Schleife gebunden war. Ihr hochfrisiertes, brünettes Haar sah königlich aus. Sie zuckte nicht mit der Wimper, als sie sein Gesicht sah, und gestikulierte Richtung Wohnzimmer, als er eintrat. »Kommen Sie herein. Kann ich Ihnen etwas zu trinken bringen?« Sie sagte das Richtige, aber ihr Gesicht sah abgespannt aus.
Sie war einfach nicht mehr Kates Mutter, sie war eine verängstigte Frau, und er reagierte so, wie er auf jede Frau in Nöten reagierte. Er nahm ihre Hand und führte sie zur Couch. »Setzen wir uns doch, und dann erzählen Sie mir, was Sie bedrückt.«
Sie setzte sich mit ihm hin und starrte ihn verzweifelt an.
Seine Prellungen und Nähte. »Sind Sie ... darf ich fragen, was Ihnen zugestoßen ist?«
»Ich bin in ein paar Kerle reingelaufen, denen mein Gesicht nicht gefallen hat.« Das Lächeln schmerzte, aber er versuchte es. »Ihre Tochter hat einen mit dem Stöckelschuh und einer Aktentasche weggeputzt.«
»Du liebe Güte.« Marilyn lächelte nicht zurück. »Ist es wegen ... glauben Sie, das hängt mit der Angelegenheit zusammen, die Sie neulich mit mir besprochen haben?«
»Das garantiere ich. Wissen Sie etwas, das uns helfen könnte, die Geschichte zu klären?«
»Ich weiß, dass Sie dachten, ich wüsste etwas über die Adoption, das ich Ihnen verheimlicht hätte, aber das ist nicht wahr. Oder war nicht wahr.« Ihr Blick schweifte von ihm ab. »Vor all den Jahren, als wir die Papiere unterzeichnet hatten, sagte Skeeter, da sei etwas faul. Ich ... ich glaube, ich wusste, dass er recht hatte, aber Kate war mein Baby Caitlin. Wir haben ihren Namen geändert, aber das war der Name, den ihr ihre Familie gegeben hatte. Caitlin. Ich denke, das war keine schlechte Änderung, oder?«
»Ganz und gar nicht. Sie hätte sich Kate wahrscheinlich sowieso als Rufnamen ausgesucht«, sagte er beruhigend.
»Das dachte ich mir auch.« Marilyns Gesicht nahm wieder etwas Farbe an. »Ich wollte sie von dem Moment an, als ich ein Foto von ihr gesehen hatte. Und als ich sie in den Armen hielt ... habe ich sie so geliebt, und sie hat mich gebraucht. Sie war so unglücklich. Wissen Sie, dass das Erste, das sie zu mir gesagt hat, >Mama< war?«
»Ich wette, alle Babys lieben Sie.«
»Nicht so wie Kate. Sie war etwas Besonderes - und ich hatte Angst. Angst, zurückzukehren und herauszufinden, dass Skeeter recht hatte, dass etwas faul war. Deshalb haben wir uns zwei Jahre lang von den Staaten ferngehalten. Schließlich wurde meine Großmutter einhundert Jahre alt, und wir mussten wegen der großen Feier zurückkommen. Und Skeeter ... ich wusste, er würde darauf bestehen, dass wir noch einmal die Adoptionsagentur aufsuchten, und er tat es auch.« Sie wand sich unter Teagues Blick. »Sie war verschwunden. Ich lüge nicht. Verschwunden! Spurlos, als hätte sie nie existiert. Skeeter hat das Handelsregister überprüft - es hatte diese Adoptionsagentur nie gegeben.«
Teagues Aufmerksamkeit steigerte sich zu nervöser Anspannung. »Was haben Sie getan?«
»Wir haben nachgeforscht ... nachgeforscht, ob Kates Adoption korrekt beim Staat verzeichnet war.«
»Und sie war es.«
»Ja. Ich habe Skeeter angefleht, nicht weiterzusuchen. Er liebte Kate auch, wissen Sie, und er hatte einen Job in Übersee. Wir sind abgereist und haben nie wieder nach ihm gesucht.«
»Nach wem?« Teague hasste diese ganze Geschichte. Er wusste, dass sie ein schlimmes Ende nehmen würde.
»Nach diesem Mann - dem Pfarrer -, der sie uns gegeben hatte. Pastor Wright. Ein blonder Mann, sehr groß und gutaussehend.« Marilyn hob ihre tränenerfüllten, braunen Augen zu Teague. »Nachmittags habe ich ferngesehen,
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