Verbotene Sehnsucht
vermutlich nur für sie zu hören war. Am liebsten wäre sie losgelaufen, um sich irgendwo vor ihm zu verkriechen, aber es war sinnlos, weil James ihr ohnehin folgen würde. Sie seufzte, drehte sich zu ihm um– und ihr verschlug es die Sprache. James, ganz in Schwarz und Weiß, sah umwerfend aus, einfach atemberaubend.
» Missy, du siehst wunderbar aus«, murmelte er und musterte sie durch seine dichten Wimpern. Sie bemerkte seinen verführerischen Blick und musste sich zwingen, ihn nicht anzublicken, wobei es ihr wie immer schwerfiel, sich bei diesem Mann gleichgültig zu geben.
» James.« Sie bot ihm nicht die Hand, doch er nahm sie, als handele es sich um sein Eigentum. Er durchbohrte sie förmlich mit seinem Blick, bevor er den Kopf senkte und mit den Lippen über den Handschuh streifte. Dann drehte er ihre Hand um, und verwirrt fragte Missy sich, was er wohl im Schilde führte, bis sie seine feuchte Zunge an der Innenseite ihres Gelenks spürte.
Diesmal riss sie sich los und schaute sich rasch um, ob irgendjemand seine Unverschämtheit beobachtet hatte. Sie traf auf ein paar neugierig starrende Blicke, gepaart mit einem anzüglichen Lächeln, und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf James. » Was zum Teufel erlaubst du dir da eigentlich?«, flüsterte sie ihm verärgert zu.
Sein Lächeln ließ sie alles vergessen, sorgte dafür, dass ihr Herz wie wild zu pochen begann. Zwischen ihren Schenkeln spürte sie ein Ziehen. Wieder einmal verfluchte sie ihn und sich, weil es ihm so mühelos gelang, ihren Körper in den Zustand einer pulsierenden, ungewollten Erregung zu versetzen.
» Ist das nicht die Art, in der Männer eine lieb gewordene weibliche Bekanntschaft begrüßen?«, fragte er in aller Unschuld.
» Wir sind nicht mehr so vertraut miteinander.« Sie lächelte, um das neugierige Publikum zufriedenzustellen, und setzte ihren Weg fort.
Aber sie hätte wissen sollen, dass ein Mann wie James es nicht duldete, einfach stehengelassen zu werden. Mit zwei schnellen Schritten war er an ihrer Seite und griff gebieterisch nach ihrem Ellbogen.
» Ich finde, unsere Vertraulichkeiten reichen weiter als nur bis zu einem Kuss auf das Handgelenk, oder was meinst du?«
Erschrocken wollte Missy den Arm fortreißen, doch er hielt sie fest und zog sie in Richtung der Türen, die nach draußen führten.
Sie hätte sich wehren können, damit aber zugleich eine Szene provoziert. Und sie war es leid, ein Objekt genüsslichen Tratsches in den Salons zu sein. Nein, sie würde den Klatschbasen keine neue Munition liefern, dachte sie und ließ sich von James hinausführen.
» Was willst du?«, fragte sie nervös, aufgeregt und erhitzt.
Er ließ ihren Ellbogen los, aber noch immer spürte sie ein Prickeln auf ihrer Haut– die prompten Folgen seiner Berührung.
» Heute Abend haben dir schon mehr als ein halbes Dutzend Männer den Hof gemacht, und ich finde, dass auch mir das zusteht.« Sie betrachtete ihn. Seine Augen schauten verführerisch unter dem Vorhang seiner langen Wimpern, sein Mund war ein einziger Traum, der Inbegriff von Sinnlichkeit. » Das möchte ich doch meinen, vor allem wenn man die… äh… Vertraulichkeit unserer Beziehung bedenkt.«
Missy wandte den Blick ab, um diesem Zauber nicht schon wieder zu erliegen, sah stattdessen hinüber zum Horizont, wo das nächtlich stille, dunkle London lag, oder zur anderen Seite zum Garten hin, von dem der Duft blühender Blumen zu ihnen herüberdrang und sich betörend mit James’ Sandelholzgeruch vermischte.
» Wir«, sagte sie mit deutlicher Betonung, » haben keine Beziehung.«
James trat vor sie hin. An dem amüsierten Funkeln in seinen Augen konnte sie erkennen, dass er genau begriff, worauf sie hinauswollte.
» Du solltest dich nicht selbst zum Narren halten. Wir«, er betonte das Wort genauso stark, » werden immer eine Beziehung haben. Denn schließlich kann es ja durchaus sein, dass du mein Kind in dir trägst.«
Missy stampfte mit dem Fuß auf. » Sei ruhig!« Besorgt schaute sie sich um, sah auf der einen Seite die lange Hecke und an der Terrassentür zwei Paare, die– deutlich außer Hörweite– angeregt in ein Gespräch vertieft waren. » Willst du wirklich, dass es die ganze Welt erfährt? Reicht es dir nicht, dass du mich ruiniert hast, musst du auch noch dafür sorgen, dass man mir aus dem Weg geht?«
James kniff bedrohlich die Augen zusammen. » Du legst es doch darauf an. Ein Wort von dir genügt, und wir können innerhalb einer Woche
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