Verbotene Sehnsucht
sich hinein, um dann das Thema zu wechseln. » Missy, wir haben nie darüber gesprochen, aber du sollst wissen, dass ich vorhabe, dir in deinem Ehevertrag großzügig entgegenzukommen.« Er lehnte sich an die Tischkante und überkreuzte die Füße. » Du bekommst eine monatliche Summe ausgezahlt, die dir und deinen Kindern ein Auskommen sichert«, Thomas starrte auf ihre Taille, » unabhängig und einigermaßen bequem. Außerdem habe ich dir das Haus in Dorchester treuhänderisch vermacht. Darüber hinaus werde ich eine Klausel in den Vertrag aufnehmen lassen, die deinen Ehemann verpflichtet, dich mit einem Wohnsitz zu versorgen, der ausschließlich dir zur Verfügung steht.«
Thomas hatte offenbar bereits gründlich über die Details nachgedacht. Obwohl sie seine Geste als großzügig und fürsorglich empfand, meinte sie in diesem Bestreben um ihre Absicherung die Sorge des Bruders zu erkennen, dass dieser Ehe keine lange Dauer beschieden sein würde oder man auch ohne Trennung getrennter Wege ging. Jedenfalls erschien es ihr als schlechtes Omen für diese Ehe– falls sie überhaupt heiraten sollte.
Als er ihre Skepsis bemerkte, fügte er hastig hinzu: » Das gilt genauso für Emily und Sarah, wenn sie eines Tages heiraten. Ich will einfach sicher sein, dass ihr immer eine Wohnung habt, über die ihr alleine verfügen und in die ihr euch zurückziehen könnt. Und genügend eigenes Geld besitzt für den Fall, dass eure Ehe nicht nach euren Wünschen verläuft.«
Tränen standen ihr in den Augen, und ihr Groll verflüchtigte sich, als sie erkannte, dass sein Zorn aus Liebe geboren war. Sie stand auf, kam zu ihm und nahm seine Hand zwischen ihre. » Danke.« In seine grünen Augen trat ein zärtliches Leuchten– es war die einzige Antwort, nach der es sie jetzt verlangte.
Liebevoll drückte sie seine Hand. » Ich frage mich, wie James wohl auf deine Forderungen reagieren wird… Das heißt, natürlich nur für den Fall, dass ich seinen Antrag doch annehmen sollte«, fügte sie rasch hinzu.
» Ich kann mir nicht vorstellen, von ihm auch nur ein einziges Wort des Widerspruchs zu hören«, erwiderte er. » Falls er weiß, was gut für ihn ist.«
Missy lächelte bei seinen Worten.
20
M issy fühlte sich wie ein Mauerblümchen. Nicht weil niemand sie beachtete, sondern weil sie selbst es vorzog, sich fernab von allen an eine Mauer zu drücken– drei Aufforderungen zum Tanz hatte sie bereits abgelehnt. Eigentlich wäre sie zu dem Ball von Lady Langley gar nicht gegangen, doch ihre Mutter ließ darüber nicht mit sich reden.
Mit einem schnellen Blick hatte sie sich überzeugt, dass James sich nicht unter den Gästen befand. Noch nicht. Denn dass er kam, daran hegte sie keinerlei Zweifel. Kein Tag war seit ihrem letzten Gespräch vergangen, an dem er sie nicht im Hyde Park bei ihren Spaziergängen abgefangen hatte. Selbst bei ihrem spontanen Ausflug in die Bond Street, wo sie ihr neues Retikül und die Schuhe abholen wollte, stand er plötzlich vor ihr. James schien einfach überall zu sein! Und ganz offensichtlich kam er nicht auf den Gedanken, sie in Ruhe zu lassen.
Missy fühlte sich gejagt… und verwundbar, denn mit jeder Begegnung, mit jedem Blick und mit jeder Berührung spürte sie, wie sie schwächer wurde. Noch nie hatte sie erlebt, was es bedeutete, wenn James Rutherford sich auf der Jagd befand. Auch vorher schon war es schwer gewesen, ihm zu widerstehen– und wer wüsste das besser als sie–, aber jetzt, wo er ihr gezielt nachstellte, fand sie es schier unmöglich. Er sorgte dafür, dass ihre Sinne sich beständig in Aufruhr befanden. Zwar durchschaute sie seine Zermürbungstaktik und war entschlossen, seinen Charmeattacken zu widerstehen, spürte indes, wie ihr Widerstand bröckelte.
Gedankenverloren ließ Missy den Blick über die Tanzfläche schweifen und beobachtete Claire, die gerade in einem Walzer schwelgte. Sie sah Thomas und Alex mit einem Glas in der Hand am Tisch mit den Erfrischungen stehen, nachdem sie vorher das Tanzbein geschwungen hatten. Die hochgewachsenen Freunde in ihrer eleganten Abendgarderobe schienen der Schwarm sämtlicher junger Damen zu sein. An der Tanzfläche entlang machte sie sich auf den Weg zu den beiden.
» Missy.«
Der Name drang von hinten an ihr Ohr und ließ sie abrupt innehalten. James hatte zwar laut genug gesprochen, um die Musik und die allgemeine Fröhlichkeit zu übertönen, klang dabei jedoch so sinnlich wie immer, leise und eine Spur heiser, was
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