Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kendall
Vom Netzwerk:
dir einen Tee kochen soll. Wenn du dich für den Rest des Tages ausruhst, ist es bestimmt bald vorbei.« Die besorgte Miene ihrer Mutter verursachte ihr ein schlechtes Gewissen.
    » Ja, Mama. Morgen früh ist bestimmt wieder alles in Ordnung«, erwiderte sie.
    Nachdem sie die Schuhmacherei verlassen hatten, entdeckte Missy Stevens in der Nähe der Kutsche. Er ließ den Blick über die geschäftige Menschenmenge schweifen und richtete sich zu voller Größe auf, als er sie bemerkte.
    Stevens war ein junger Mann, gerade zwanzig Jahre alt, mit braunem Haar und vielen Sommersprossen im Gesicht, dessen größter Vorzug in seiner absoluten Vertrauenswürdigkeit und seiner Verschwiegenheit bestand. Ganz anders etwa als ihre Zofe, die alles herumtratschte.
    » Stevens, Sie müssen eine Droschke anhalten und mich begleiten.«
    » Ja, Miss.« Er nickte und stellte keine Fragen.
    Eilfertig winkte er einen Wagen heran, und in kürzester Zeit waren sie auf dem Weg in Richtung Süden zur Berkley Street.
    Eine Viertelstunde später stieg Missy die Stufen hoch zu der dunklen Tür von James’ Stadthaus. Sie ließ Stevens bei der Droschke warten und schärfte ihm ein, die Stellung zu halten bis zu ihrer Rückkehr– wann immer das sein mochte.
    Auf ihr Klopfen öffnete ein kühl dreinblickender Mann, dessen Alter man unmöglich schätzen konnte. Vermutlich handelte es sich um den Butler. Fasziniert betrachtete sie seinen kahlen, glänzenden Schädel. Missy wusste zwar, dass sie mit ihrem langen und eindringlichen Starren die Grenzen der Höflichkeit überschritt, doch sie konnte den Blick nicht abwenden. Wirklich nicht ein einziges Haar, dachte sie.
    » Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte der Mann jetzt mit einer gewissen Strenge.
    » Ist Lord Rutherford zu Hause?« Nervös umklammerten ihre Finger das Retikül, das sie bei sich trug.
    Der Butler machte keine Anstalten, die Tür weiter zu öffnen und sie hereinzubitten. » Darf ich fragen, wer ihn sprechen will?«
    Wie verwegen es wirken musste, nicht nur bei James zu Hause aufzutauchen, sondern auch noch ohne Anstandsdame. Sie fragte sich, ob solche Gedanken dem Butler durch den Kopf gehen mochten, denn er bewachte die Tür mindestens so gründlich wie der heilige Petrus die Himmelspforte.
    » Würden Sie Lord Rutherford bitte ausrichten, dass Miss Armstrong ihn zu sehen wünscht?« Endlich wurde die Tür so weit geöffnet, dass sie eintreten konnte, und der Butler verschwand in den Tiefen der Halle.
    Als Kind war sie zweimal mit ihren Eltern auf dem Anwesen von James’ Familie in Berkshire gewesen, doch sein Stadthaus kannte sie bislang nicht.
    Interessiert schaute sie sich in der Halle um. Warme Farbtöne und eine maskuline Atmosphäre nahmen sie gefangen– alles, was sie sah, gefiel ihr. An den mit grüner Seidentapete bespannten Wänden hingen zwei Landschaftsgemälde, andere Teile des Raumes waren vertäfelt. Kerzen in Bronzehaltern erhellten den Raum, und auf jeder Seite standen Vasen mit grünen Zweigen.
    Missy bewegte sich ein Stück vorwärts und spähte durch die offen stehenden Flügeltüren in den Speisesaal mit einem großen, langen Tisch und einem kunstvollen Leuchter darüber. Neugierig wollte sie sich weiter umschauen, als der Butler zurückkehrte.
    Hastig wie ein kleines Kind, das man bei etwas Verbotenem ertappt hat, trat sie von den Doppeltüren zurück.
    » Seine Lordschaft möchte Sie empfangen. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.« Er nahm ihr die Haube, die Handschuhe und den Umhang ab und begleitete sie in die Bibliothek.
    » Miss Armstrong, Mylord«, kündigte er sie an. James drehte ihnen den Rücken zu.
    Missy bemerkte kaum, dass der Butler sich zurückzog, denn sie hatte nur Augen für James, der sich noch immer nicht umdrehte, sondern angelegentlich ein gefülltes Glas zwischen den Fingern drehte.
    Sie betrachtete das beigefarbene Leinen, das seine breiten Schultern bedeckte und sich zu den schmalen Hüften hin verjüngte, und darunter trug er eine fein geschneiderte dunkelbraune Hose.
    Er ließ sich Zeit, bis er sich langsam umwandte und sie anschaute, ganz gelangweilter Aristokrat. Verdammter Kerl. Aber wenn er die Absicht hatte, den Flegel herauszukehren, ihr sollte es nur recht sein.
    Er wirkte ein wenig ramponiert. Sein Leinenhemd war leicht zerknittert, und es juckte sie förmlich in den Fingern, ihm durch die zerzausten Locken zu fahren und über die stoppeligen Wangen. Dann sah sie seine Augen– eisblaue Kreise, die sie durchdringend und

Weitere Kostenlose Bücher