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Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kendall
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Spencer so attraktiv entwickelte und auch Stilgefühl aufwies. Missy blickte sich verstohlen um und war erleichtert, sie nirgendwo entdecken zu können.
    » Guten Tag, Lady Cornwall«, grüßte die Viscountess warmherzig.
    » Wie hübsch Ihre Töchter geworden sind«, flötete die Marchioness. Sie lächelte breit, und in ihren Augen glomm ein Fünkchen auf, das beinahe triumphierend wirkte.
    » Guten Tag, Lady Cornwall«, grüßten Missy, Emily und Sarah im Chor.
    » Ich muss rasch zu meiner Schneiderin. Ich brauche ein neues Kleid für Lady Harrisons Soiree«, erklärte sie bedeutungsvoll.
    Die Viscountess blieb höflich wie immer, lächelte ebenfalls und gab sich Mühe, Interesse zu bekunden– sie schaffte es zur Verwunderung ihrer Tochter, immer gleichbleibend freundlich zu sein. Das machte wohl die langjährige Übung, dachte Missy.
    » Ach, wirklich? Dann freue ich mich darauf, Sie in Ihrem neuen Kleid zu bewundern.«
    Die Gruppe rückte nach links, um ein paar Damen vorbeizulassen, während Lady Cornwall endlich auf den Punkt kam.
    » Meine Tochter begleitet mich heute nicht, wie Sie sicher schon bemerkt haben.« Sie hielt inne; ihre braunen Augen glitzerten erwartungsvoll.
    Trotz der Geräusche des Londoner Großstadtlebens– des Klickklacks der Pferdehufe, des Geschreis eines kleinen Kindes– empfanden alle das plötzlich eintretende Schweigen als peinlich. Die Sekunden schienen sich endlos zu dehnen, bis Missy klar wurde, dass die Marchioness auf eine Frage wartete, bevor sie von sich aus Auskunft gab.
    Weil jedoch niemand daran dachte, ihr diesen Gefallen zu tun, ergriff sie aufgeregt und atemlos erneut das Wort. » Heute Morgen, noch zu sehr früher Stunde, hat Lord Rutherford uns einen Besuch abgestattet, und sie sind zu einer Ausfahrt in den Hyde Park aufgebrochen. Das arme Kind war einfach zu erschöpft, um mich zu begleiten.« Am Ende ihrer ungebetenen Erklärung sah sie aus, als würde sie jeden Moment platzen.
    Missy stockte der Atem, und sie fühlte sich, als habe ihr Pferd sie soeben aus dem Sattel geworfen und sie sei unsanft auf dem Boden gelandet. Rasch senkte sie den Blick. Bloß nicht weinen. Jedenfalls nicht jetzt.
    » Verstehe, das muss anstrengend gewesen sein » , erwiderte ihre Mutter lahm.
    Aber an Lady Cornwalls Miene konnte man ablesen, dass die Viscountess nicht die erwartete Begeisterung gezeigt hatte, und das selbstgefällige Lächeln erstarb.
    » Nun, ich muss weiter. Ich bin mir sicher, dass sie bereits auf meine Rückkehr wartet.« Mit einem knappen Nicken machte sie sich wieder auf den Weg. Die Röcke ihres Kleides schwangen im Rhythmus ihrer ausladenden Hüften.
    Die Viscountess wandte sich Missy zu. » Diese Frau macht aus jeder Mücke einen Elefanten«, sagte sie kopfschüttelnd, während ihre Tochter schwieg.
    Emily und Sarah warfen ihr besorgte Blicke zu. Missy versteifte sich und wandte sich ab. Auf Mitleid konnte sie verzichten. James war angeblich an einer Ehe nicht interessiert; aber etwas anderes konnte er bei Victoria Spencer nicht erwarten. Darüber hinaus wollte die Lady doch nichts von ihm, oder? Nicht mit diesem Hauch von Rühr-mich-nicht-an, in den sie sich wie in einen Mantel zu hüllen pflegte.
    Noch immer schweigend betraten sie den Laden der Putzmacherin, um ihn eine halbe Stunde später mit einem Haufen Pakete zu verlassen, die ihr Diener Stevens für sie in der Kutsche verstaute.
    Für Missy hatte sich trotz der schönen neuen Dinge die Freude an dem Einkaufsausflug erledigt. War mit den Worten der violett gekleideten Marchioness davongerauscht, und so dehnte sich der Rest des Nachmittags vor ihr unendlich öde und ereignislos.
    Auch den Besuch beim Schuhmacher ließ sie ohne Begeisterung über sich ergehen. Bevor sie hinter ihrer Mutter und den Schwestern den Laden betrat, glitten ihre Blicke durch die geschäftige Straße und entdeckten Lord Crawley, der nur zwei Läden entfernt soeben aus dem Atelier eines Herrenschneiders trat. Missy rang sich ein Lächeln ab, doch Crawley schaute weg, als habe er sie nicht gesehen, ja, er schien sie geradezu zu schneiden.
    Erst war sie verärgert, dann verwundert und konsterniert. Sie konnte es nicht glauben: Besaß der eingebildete Kerl tatsächlich die Frechheit, sie am Abend zuvor zu küssen und gleich am nächsten Tag zu ignorieren! Die Wut kochte in ihr hoch. Was für eine Dreistigkeit!
    » Mama, ich glaube, ich habe den Stoff, zu dem meine Schuhe passen sollen, in der Kutsche vergessen. Ich bin gleich

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