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Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kendall
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herübergebeugt und sprach mit gedämpfter Stimme.
    Victoria reagierte mit Gleichmut. Spitze Bemerkungen und Vorwürfe aus dem Mund ihrer Mutter war sie seit langem gewohnt, und so blickte sie weiterhin stur geradeaus, sich verzweifelt danach sehnend, irgendwo anders zu sein, weit weg von dieser Frau. Bei ihm, heute Abend…
    Von den Gängen her drangen laute Geräusche herein. Lady Cornwall reckte den Hals, versuchte zu erspähen, wer oder was einen solchen Aufruhr verursachte. Auch Victoria drehte neugierig den Kopf.
    Ein paar Reihen hinter ihnen wisperten und kicherten einige Ladys wie Schulmädchen. Nur ein Gentleman konnte solche Reaktionen hervorrufen, ein begehrter Mann oder ein sehr angesehener.
    Daher war sie nicht überrascht, Lord Armstrong mitten im Gedränge der Theaterbesucher zu erblicken, die sich den Weg zurück zu ihren Plätzen bahnten. In seinem schwarzen Anzug, der sein goldblondes Haar noch mehr betonte, sah er umwerfend aus. Seine Begleiterin erkannte sie ebenfalls, konnte sich jedoch nicht mehr an deren Namen erinnern. Camille oder so ähnlich.
    » Ach, du liebe Güte, ist das etwa Camille Foxworth an Lord Armstrongs Seite?« Ihre Mutter klang, als redete sie über den Weltuntergang. » Also, dieses Mädchen ist ja wirklich eine Ausgeburt an Schlichtheit. Wie um alles in der Welt hat sie es bloß geschafft, sich diesen attraktiven Mann zu schnappen?«
    » Mama, ich glaube nicht, dass sie verlobt sind oder dass er ihr den Hof macht«, flüsterte Victoria und beobachtete die beiden auf dem Weg zu ihren Plätzen.
    Lady Cornwall schaute sie schockiert an. » Du meinst doch nicht etwa…«
    Victorias Augen blitzten verärgert in Anbetracht dieser geschmacklosen Schlussfolgerungen, aber ihre Mutter war zu sehr mit ihren Spekulationen beschäftigt, um es zu bemerken.
    » Mama, bei Miss Foxworth handelt es sich um die ältere Schwester eines Offiziers der Royal Navy, der im Augenblick im Ausland stationiert ist, ein Freund von Lord Armstrong. Vermutlich führt er sie gelegentlich aus, damit sie nicht alleine zu Hause herumsitzen muss. Offensichtlich hat sie ein enges Verhältnis zu ihrem Bruder und fühlt sich einsam ohne ihn.« All das hatte sie im vergangenen Jahr von James erfahren.
    » Hm«, machte die Marchioness verächtlich, » es gibt wohl keine Lady weit und breit, die es nicht darauf anlegen würde, mehr aus der Situation zu machen.«
    Victoria schwieg, obwohl es in ihr brodelte. Am liebsten hätte sie ihr vorgehalten, dass nicht jeder so dachte wie sie.
    » Lord Fredericks hat um deine Hand angehalten.«
    Entsetzt riss Victoria den Kopf herum und starrte die Mutter an. Konnte es wirklich sein, dass sie während einer Pause im Theater über ein Ereignis von solcher Tragweite unterrichtet wurde? Ja, das passte wieder einmal zu ihrer Mutter, denn in der Öffentlichkeit konnte Victoria ihr kaum eine Szene machen.
    » In den letzten beiden Wintern habe ich seine Werbung abgelehnt. Warum sollte ich sie jetzt akzeptieren? Der Mann ist alt genug, um mein Vater zu sein.«
    » Victoria, leise bitte. Wir reden später weiter. Ich darf dich allerdings daran erinnern, dass es nicht länger deine Sache ist, die Entscheidung zu treffen, und auch deinem Vater werde ich jede Einmischung verbieten.« In ihren braunen Augen blitzte eine unmissverständliche Warnung auf, bevor sie sich abwandte.
    Victoria richtete ihren Blick wieder auf die Bühne, die Lippen zu einer dünnen Linie zusammengepresst. Lieber würde sie Lord Crawley heiraten, obwohl der ein lasterhafter Mitgiftjäger war. Lord Fredericks jedenfalls bestimmt nicht, so alt wie der war. Sie teilte nicht die gängige Auffassung, dass dies für eine Ehe keine Rolle spielte. Erschwerend hinzu kam sein schreckliches Aussehen: die dürre Gestalt und die blasse Haut. Allein der Gedanke, mit ihm ins Bett gehen zu müssen… Victoria schüttelte sich vor lauter Grausen.
    Nein, egal was ihre Mutter sagte, sie würde ihn nicht heiraten. Und musste es glücklicherweise auch nicht. Wenn es, wie ihre Mutter behauptete, ihrem gesellschaftlichen Rang entsprach, einen Gentleman aus dem Hochadel mit viel Geld zu heiraten, dann würde sie es genau darauf anlegen. Jetzt musste sie nur noch auf den passenden Zeitpunkt und den passenden Ort warten oder beides arrangieren, damit der Stein ins Rollen kommen konnte.

10
    E in betäubender Duft nach den verschiedensten Blumen schwängerte die Luft des Salons, in dem in verschwenderischer Fülle Rosen, Flieder und Lilien und

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