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Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kendall
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aufgetragen wurde. » Missy, es ist deine Leibspeise. Erdbeereis.«
    Sie zwang sich zu einem Lächeln, als der Lakai die Dessertschale vor sie hinstellte. » Hm ja, aber ich glaube, ich bringe heute nichts mehr runter.«
    » Wie kann das sein? Du hast doch kaum etwas angerührt«, warf James ein.
    » Das Mittagessen war recht üppig«, meinte sie abweisend.
    » Ich hätte es niemals für möglich gehalten, den Tag zu erleben, an dem du deine Lieblingsnachspeise verschmähst. Ich kann mich sogar erinnern, dass du einst bereit warst, dich mit mir darum zu prügeln«, spottete Thomas.
    » Als Kind habe ich vermutlich viele Dummheiten begangen. Aber seit ich erwachsen bin, ist vieles anders geworden.« Missy warf James einen Blick zu. Er starrte zurück, und für den Bruchteil einer Sekunde schien etwas Dunkles und Gefährliches in seinen Augen aufzublitzen.
    » Dann sind Sie mir sehr ähnlich«, meinte Mrs. Laurel munter, die sich der unterschwellig gereizten Stimmung nicht bewusst war. » Als Kind habe ich Erdbeeren so sehr geliebt, dass meine Mutter immer scherzte, dass diese Vorliebe uns eines Tages noch ins Armenhaus bringen würde. Und jetzt schmecken sie mir überhaupt nicht mehr sonderlich.«
    Dass Sophia sie verteidigte, brachte Missy mehr durcheinander, als sie sich eingestehen wollte. Es wäre so unendlich viel einfacher, sie zu verabscheuen ohne diese Freundlichkeiten. Der Abend entwickelte sich wirklich zu einer Katastrophe. Sie heizte die ungute Atmosphäre noch an, indem sie die Nettigkeiten der Frau schroff zurückwies. » Ich hoffe sehr, dass Sie sich nicht zu irgendwelchen Vergleichen zwischen uns hinreißen lassen. Es liegt doch auf der Hand, dass wir nicht die geringste Ähnlichkeit miteinander haben.«
    Sie erschrak selbst über die Beleidigung, die ihr über die Lippen gekommen war, bevor sie es hatte verhindern können. Aber es ließ sich nicht mehr rückgängig machen, und erstarrt wartete Missy auf die Reaktionen der anderen am Tisch.

9
    B etretenes Schweigen setzte ein, gefolgt von ungeahntem Entsetzen. Starr und stumm saßen alle am Tisch, die Augen ungläubig aufgerissen. So musste es sein, schoss es Missy durch den Kopf, wenn der Tag des Jüngsten Gerichts kam.
    Zweimal öffnete sie den Mund, wollte etwas sagen. Irgendetwas, um die strafenden Blicke ihrer Mutter und ihres Bruders zu besänftigen und die Kränkung in Mrs. Laurels Miene. Das Schlimmste aber war James’ Wut.
    » Deine Ungezogenheit gegenüber Lady Sophia ist unverzeihlich. Du wirst dich augenblicklich bei ihr entschuldigen«, befahl er mit zusammengebissenen Zähnen, und in seinen blauen Augen loderte Empörung.
    Eigentlich hatte sie genau das tun wollen, doch seine Worte empfand sie als anmaßend. Dieses Recht stand ihm nicht zu. Überdies trug er schließlich die Verantwortung für das Ganze, weil er sie angeschleppt und damit den Abend ruiniert hatte.
    » James, es ist in Ordnung«, sagte Mrs. Laurel und legte ihm die Hand beruhigend auf den Arm.
    In diesem Moment hätte Missy ihr am liebsten eine Ohrfeige verpasst und dann die Hand fortgerissen, die sie ihm so vertraulich auf den Arm legte.
    » Nein, es ist nicht in Ordnung. Du wirst dich bei Sophia entschuldigen.« Sein Tonfall ließ erkennen, dass er keinen Widerspruch duldete.
    » Du willst mir vorschreiben, dass ich mich bei einer deiner Frauen entschuldige.«
    Missy hörte, wie alle nach Luft schnappten und wie James scharf einatmete.
    » Millicent Eleanor Armstrong, du wirst dich augenblicklich bei Mrs. Laurel und bei James entschuldigen.« Noch nie zuvor hatte Missy ihre Mutter so aufgebracht erlebt, und es war eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen sie ihren vollen Namen aussprach. Daran konnte sie ermessen, dass die Viscountess das Benehmen ihrer Tochter nicht als Ausrutscher wertete, sondern es als Beleidigung der schlimmsten Art auffasste. Sie begann die Tragweite ihrer Entgleisung einzusehen.
    Beschämt wandte sie sich an Mrs. Laurel. » Meine Worte waren gedankenlos und durch nichts gerechtfertigt. Ich bitte um Verzeihung.«
    » Das müssen Sie nicht, es gibt nichts, was eine Entschuldigung verlangt, Miss Armstrong. Mein Cousin kann sehr hochmütig sein, das war er bereits als Kind. Da ist man am besten beraten, ihn einfach zu ignorieren– so habe zumindest ich es immer gehalten.« Mrs. Laurel warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu.
    Cousin? Mrs. Sophia Laurel war also seine Cousine? Wenn sich doch nur der Erdboden unter ihr auftun und sie verschlucken

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