Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kendall
Vom Netzwerk:
Ecktisch saß und offenbar über seinem vierten Drink hing, denn drei leere Gläser standen aufgereiht vor ihm auf dem Tisch. Der Mann musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen, gab sich keine Mühe, sein Misstrauen zu verbergen.
    James hielt inne, hob fragend die Brauen. Was hatte er getan, dass Clifton ihn mit so offensichtlicher Feindseligkeit beobachtete? Der Mann umklammerte das halb leere Glas und prostete ihm spöttisch zu, bevor er trank. Dann stellte er das Glas ab und senkte den Kopf.
    An seinen schweren Lidern und dem glasigen Blick konnte man das Ausmaß seiner Trunkenheit ablesen, und nur aus diesem Grund verzichtete James darauf, ihn nach dem Grund für sein merkwürdiges, unhöfliches Verhalten zu fragen. Stattdessen warf er der stummen und niedergedrückten Gestalt bloß einen durchdringenden Blick zu und verließ den Club.
    Victoria hatte es bislang noch nicht erlebt, dass das Gesicht eines Menschen eine derart rote Farbe annehmen konnte oder eigentlich mehr in allen möglichen Rotschattierungen gefleckt war. Ihre Mutter lehrte sie gerade, dass es genau das gab.
    Sie hob ihren Kopf vom Nachtgeschirr, in das sie zuvor den ganzen Inhalt ihres Magens erbrochen hatte, und wischte sich die Mundwinkel behutsam mit einem feuchten Tuch aus. Sie wusste, dass in wenigen Sekunden eine Schimpftirade wie Blitz und Donner auf sie niederfahren würde.
    » Wer ist der Vater?« Die Worte kamen der Marchioness zwar ruhig, aber voll unterdrückter Wut über die Lippen. Keine nebensächlichen Fragen, keine forschende Einleitung. Victoria zitterte am ganzen Leibe. Ihre Mutter wusste auf Anhieb, warum ihre Tochter spuckend über dem Nachttopf hing.
    Einen kurzen Moment lang dachte Victoria daran, einfach alles abzustreiten, denn vielleicht fand sich ja doch noch ein Ausweg aus dem Schlamassel. Aber sie kannte die rücksichtslose Entschlossenheit ihrer Mutter gut genug, um zu wissen, dass alles Leugnen sinnlos war. Ein Schauder der Angst rann ihr über den Rücken.
    » James Rutherford.« Unfähig, ihrer Mutter in die Augen zu schauen, senkte Victoria den Blick und starrte auf ihre Zehenspitzen.
    Auf das Geständnis folgte ein langes Schweigen. Zumindest für die sonstigen Gewohnheiten von Lady Cornwall, sodass Victoria schon versucht war, den Kopf zu heben und die Miene ihrer Mutter zu erforschen. Was hinderte sie am Reden: War es der Schock, eine mörderische Wut oder Ungläubigkeit?
    » Weiß er Bescheid?«, fragte die Mutter sanft und irgendwie verschwörerisch.
    Victoria schüttelte den Kopf, brachte es immer noch nicht fertig aufzuschauen. Tränen stiegen ihr in die Augen, als ihre Gedanken kurz zu ihrer älteren Schwester Lillian abschweiften. Sie blinzelte heftig, um das Weinen zu unterdrücken, das eine Schwäche darstellte, die sie sich nicht leisten konnte.
    » Du musst es ihm sagen. Selbstverständlich wird er dann bei deinem Vater vorstellig werden und um deine Hand anhalten.« Victoria riskierte einen Blick in das gerötete Gesicht der Marchioness, das jetzt Zufriedenheit signalisierte. Mehr noch: Die nach oben gezogenen Mundwinkel und das Funkeln in ihren Augen verrieten ein Gefühl des Triumphes. Typisch Mutter, dachte Victoria.
    Schließlich versuchten seit Jahren unzählige Frauen erfolglos, den attraktiven Erben zum Altar zu führen. Und dass sie das nun schaffte, wertete man in den Salons bestimmt als wahres Wunder. Und ihre Mutter würde den Neid und die Eifersucht aller genießen, als sei es ihr ureigener Verdienst, und sich überall mit dieser begehrten Partie brüsten.
    Victoria brachte nur ein stummes Nicken zustande.
    » Wann soll das Kind kommen?«
    » Im Februar«, hauchte sie kaum hörbar.
    Die Marchioness nickte heftig. » Gut. Für ungefähr sieben Monate können wir die Klatschbasen also im Zaum halten. Allerdings bleibt uns nur wenig Zeit, die Hochzeit zu planen. Drei Wochen, mehr nicht, in denen eine Art Werbung stattfinden muss und eine Verlobung, die in aller Öffentlichkeit bekanntgemacht wird. Vielleicht auf einem der größeren Bälle.« Die Augen ihrer Mutter funkelten aufgeregt. » Keine verschwiegene Sache im Kreise der Familie etwa, sondern ganz groß und nach den Regeln der Etikette, wenn auch innerhalb ziemlich kurzer Frist.«
    Brüsk presste sie die dicklichen Handflächen gegeneinander, als sei die ganze Angelegenheit schon unter Dach und Fach. » Er ist ein guter Fang. Du solltest dich glücklich schätzen.« Das Seidenkleid raschelte, als Lady Cornwall aus dem Zimmer

Weitere Kostenlose Bücher